1795 - Der Beißer
dem Biss oder Stich in den Hals.«
»Mehr Biss, John.«
»Aber kein Vampir.«
»So ist es. Und trotzdem ein Biss. Das haben unsere Experten festgestellt.«
»Hast du denn so etwas wie einen Verdacht oder auch nur eine Ahnung, wer es gewesen sein könnte?«
»Nein, das habe ich nicht. Da muss ich passen, ich weiß es nicht. Aber du weißt selbst, dass hinter allem ein bestimmter Name steht.«
»Rasputin?«
»Ja. Er und seine neuen Diener.«
Ich fuhr über mein Haar. »Das macht natürlichen keinen Spaß. Und du bist sicher, dass es Rasputins Erben sind, die hinter allem stecken?«
»Bin ich.«
»Das bringt mich zur nächsten Frage, Karina. Wer weiß alles davon, dass sich Wladimir nicht mehr in Moskau befindet?«
Sie schwieg.
Ich fragte: »Habe ich dich auf dem falschen Fuß erwischt?«
»Das hoffe ich nicht, und ich hoffe weiterhin, dass es nur bestimmte Personen sind. Wir haben nicht viele Menschen eingeweiht. Nur die, die nötig waren.«
»Okay.«
»Aber man weiß nie, was die andere Seite weiß. Das ist unser großes Problem. Man kann nur raten, und ich hoffe, dass sich das auch nicht herumgesprochen hat.«
»Das meine ich auch. Und wie lange wird er wohl hier in London bleiben müssen?«
»Ich habe keine Ahnung. Ich wollte ihn aus dem Verkehr ziehen, damit er unsere Arbeit nicht behindert. Er hat zugestimmt, und ich bin froh darüber. Eine Zeitspanne möchte ich nicht nennen.«
»Kann ich verstehen, Karina. Ich werde jedenfalls ein Auge auf ihn haben. So gut wie möglich.«
»Danke, das ist toll.«
»Und ihr sucht jetzt diesen Beißer?«
»Genau.«
»Habt ihr schon eine Spur?«
»Nein, wir habe in diesem Mordzimmer noch mal alles auf den Kopf gestellt. Wir wissen, dass wir es mit einem brutalen Killer zu tun haben, aber was er an Spuren hinterlassen hat, damit können wir im Moment nichts anfangen. Die DNA wird noch untersucht und auch mit anderen verglichen. Das ist alles.«
»Okay, dann kann ich euch nur einen großen Erfolg wünschen. Trotz allem, Karina.«
»Danke. Und halte du ab und zu ein Auge auf Wladi.«
»Werde ich machen. See you …«
Das war’s gewesen. Ich fühlte mich jetzt besser, aber den Hunger hatte das Gespräch nicht vertrieben, und deshalb wollte ich mir etwas zu essen machen.
Im Kühlschrank lagen einige Pizzen. Das waren keine normal großen, sondern weniger als die Hälfte. Gerade richtig für eine Person, die Hunger hatte.
Ich konnte sie mir sogar aussuchen und entschied mich für eine Pizza mit Salami, Käse und Peperoni.
Die Mikrowelle tat ihre Pflicht, und schon bald konnte ich die Pizza auf einen Teller legen. Eine Flasche Bier hatte ich mir ebenfalls aus dem Kühlschrank geholt, saß in meiner kleinen Küche am Tisch und aß meine Pizza. Hin und wieder trank ich einen Schluck Bier und dabei dachte ich an meinen russischen Freund Wladimir Golenkow.
Man hatte ihn killen wollen. Es war ein Schuss in den Ofen gewesen. Wladimir hatte sich nicht in seinem Zimmer aufgehalten. Es war auch nicht leicht gewesen, in die Klinik zu gelangen. So musste man davon ausgehen, dass es schon ein Profi gewesen war.
Oder gleich mehrere?
Ich wusste es nicht, und es war auch nicht wirklich wichtig, ich aß meine Pizza, aber der Gedanke ließ mich dennoch nicht los. Was war, wenn Karina und der Dienst, für den sie arbeitete, einen Fehler begangen hatten? Dann war es durchaus möglich, dass die oder der verdammte Killer hier in London auftauchte.
Keine wirklich angenehme Vorstellung. Aber auch keine, die ich vollständig aus meinem Gedächtnis verbannte. Da konnte unter Umständen noch etwas nachkommen, was ich mir nicht wünschte. Allerdings nahm ich es so ernst, dass ich auch mit Bill Conolly darüber reden wollte, ob an diesem Abend noch, das wusste ich nicht. Jedenfalls würde ich es auf keinen Fall vergessen.
Auch mich hatte man nicht vergessen, denn das Telefon meldete sich. Nicht eben begeistert nahm ich den Apparat aus der Station. Es war eigentlich nicht viel zu hören. Ich hatte nur den Eindruck, dass irgendjemand meinen Namen flüsterte.
Darauf reagierte ich nicht und wartete erst mal ab. Vielleicht kam es zu einer weiteren Reaktion.
Da hatte ich mich nicht geirrt. Ich hörte erneut das Flüstern. Diesmal wurde das Wort deutlicher ausgesprochen, sodass ich es verstehen konnte.
Ich hörte meinen Namen.
Sicherlich erwartete die andere Seite darauf eine Reaktion, und erneut tat ich ihr den Gefallen nicht. Ich sagte nichts und ließ den Anrufer nur spüren,
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