1795 - Der Beißer
nicht.«
»Warum nicht?«
Er lächelte. »Ich kann es dir nicht sagen. Nenn es eine Vorahnung oder so ähnlich. Man will mich killen. Und man hat sich etwas einfallen lassen durch diesen Beißer, der vielleicht ein Vampir ist. Das wird sich noch herausstellen.«
»Dann können wir nur hoffen, dass etwas passiert.«
Wladimir schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Lust, hier viele Tage zu verbringen, da kann Karinas Plan noch so durchdacht gewesen sein.«
»Das weiß ich«, sagte Suko. »Aber warten wir erst mal die nächste Nacht ab, die ja nicht mehr lange auf sich warten lässt, denn die Dämmerung ist bereits da …«
***
Wanda und Suko hatten sich in der ersten Etage umgeschaut. Auch in diesem Bereich gab es kein Durcheinander, hier war alles ordentlich gerichtet und stand an seinem Platz, auch wenn ein leichter Film aus grauem Staub über den Möbeln lag und auch auf dem Boden sowie den dünnen Teppichen.
Sie hatten in die Räume geschaut und die Schultern angehoben, denn es gab nichts zu entdecken. Leere Zimmer, die auch leer bleiben würden, wenn es nach Suko ging. Er ging auf die Treppe zu und blieb vor deren Beginn stehen. Dabei drehte er den Kopf und fragte: »Willst du nicht mit nach unten kommen?«
»Nein, ich bleibe hier oben. Ihr seid ja bei Wladimir und könnt ebenso gut auf ihn achtgeben.«
»Okay, muss ich akzeptieren.«
»Außerdem habe ich von hier oben einen besseren Blick.«
»Das stimmt auch wieder.«
Wanda war froh, dass sie allein gelassen wurde. Auf ihre schmalen Lippen legte sich ein hartes Lächeln. Sie schlich noch bis zur Treppe vor und schaute die Stufen hinab.
Sie waren leer. Suko hatte den unteren Bereich längst erreicht, und das sah die Frau als gut an. So hatte sie es haben wollen und zog sich wieder zurück. Die Türen zu den Zimmern standen weit offen. In einen Raum huschte sie hinein.
Es war ein Schlafzimmer. Zwei Betten bildeten die Einrichtung. Sie standen im rechten Winkel zueinander. So war in der Mitte Platz für einen Kleiderschrank. Es roch ein wenig muffig, aber das passierte oft, wenn man lange nicht lüftete.
Die Tür ließ sie offen, stellte sich aber in deren Nähe und holte ihr Handy hervor. Es war ein I-Phone, und sie hatte es tief in einer ihrer Taschen vergraben gehabt.
Bevor sie eine bestimmte Nummer wählte, ging sie zur Tür und schaute in den Flur.
Dort sah sie niemand.
Sie hatte freie Bahn.
Und die nutzte sie aus. Sie wählte die Nummer und wartete darauf, dass etwas passierte. Es war wichtig, dass der Ruf durchging und dann jemand abhob.
Das passierte auch. Eine Männerstimme meldete sich mit einem neutralen Ja.
Wanda sagte ihren Namen nicht. Sie sprach ein Codewort aus, das aus einer fünfstelligen Zahlenreihe bestand.
Genau darauf hatte der Mann gewartet. »Ja, Wanda, wie weit seid ihr?«
»Sehr weit.«
»Das ist keine Antwort.«
»Ihr könnt kommen.«
Pause. Der Mann schien überrascht zu sein. Dann fragte er: »Wie? Schon jetzt?«
»Ja.«
»Hast du sie denn schon ausgeschaltet?«
»Nein, das habe ich nicht.«
»Dann werden wir noch warten.«
Wanda stöhnte nervig auf. »Ihr könnt euch schon mal auf den Weg machen.«
»Ja.«
»Wann seid ihr hier?«
»Kommt darauf an, wohin wir müssen.«
»Stimmt, das habe ich euch noch nicht gesagt.« Wanda erklärte ihren Standort. Derjenige, mit dem sie sprach, kannte sich gut aus, obwohl er ein Russe war und bei der Botschaft arbeitete.
»Das ist nicht eben nah.«
»Ich weiß. Deshalb habe ich euch schon jetzt angerufen. Ihr könnt losfahren.«
»Machen wir.«
»Und denkt daran, dass bei den letzten Kilometern euer Navi nur wenig bringt. Ihr müsst durch Epsom fahren.«
»Verstanden.«
»Dann bis später.«
Wanda war zufrieden. Über ihre Lippen huschte wieder das schwache Lächeln. Sie hatte alles im Griff, und sie war froh, dass die drei Männer dort unten nichts ahnten. Sie ahnten nicht mal, was sie wirklich im Schilde führte.
Wanda wusste, dass vor ihr ein schwerer Weg lag. Es konnte alles gut klappen, aber es war auch möglich, dass einiges in die Hose ging. Dann musste sie sich warm anziehen.
Doch daran wollte sie nicht denken. Sie musste ihren Plan durchziehen, egal, was folgte …
***
Ich stand vor der Haustür und schaute in eine Landschaft, die immer mehr verschwand. Dass sich in der Nähe ein Ort befand, war nicht zu sehen, es sei denn, man konzentrierte sich auf die schwache Lichtglocke jenseits der Hügel.
Das tat ich nicht. Ich schaute in die Dunkelheit
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