1797 - Das zweite Ich der Laura Dern
wollen wir nur mit ihr reden, und dieses Thema geht nur sie und uns etwas an.«
»Verstehe.« Er hob beide Hände und schüttelte den Kopf. »Aber Sie brauchen mich trotzdem?«
»Ja, Sie sind wichtig«, sagte Suko, was ich durch ein Nicken bestätigte. Das versöhnte ihn einigermaßen. Er bot uns Plätze an und fragte dann, als wir tief in einer Couch eingesunken waren: »Was kann ich denn für Sie tun?«
»Ein paar Fragen beantworten.«
»Gut, dann fragen Sie bitte.«
»Erzählen Sie uns etwas über Laura Dern. Was für ein Mensch ist sie?«
Er verzog die Lippen, spielte mit seinen Fingern und sagte: »Wir kommen gut miteinander aus.«
Ich wollte wissen, ob sie irgendwelche Macken hatte.
»Nun, was heißt das denn?«
»Wie ich es sagte. Oder anders gefragt: hat sie vielleicht komische Ansichten?«
»Wie meinen Sie das?«
Jetzt sprach Suko. »Nun ja, glaubt sie an irgendwelche Dinge, die aus dem Rahmen fallen? Ist sie jemand, die mit Toten spricht oder …«
»Kann sein!«
Jetzt waren wir beide überrascht. Wir hätten nicht gedacht, so schnell eine präzise Antwort zu erhalten. Da wir nichts sagten, fühlte sich Mark Sullivan genötigt, noch mehr zu verraten.
Er wiegte dabei den Kopf und wirbelte mit seinen Händen. »Sie ist schon etwas komisch, das muss ich zugeben.«
»Wie komisch denn?«
Er schaute mich an. »Ja, in ihren Reden. Sie ist immer der Meinung, dass ihr nichts passieren könnte.«
»Ach! Sagen Sie nur …«
Er nahm den Faden wieder auf. »Ja, so ist das. Ich – ähm – kenne ja viele Menschen, aber so eine Sicherheit wie Laura sie hat, gibt es kaum ein zweites Mal.«
»Woher kommt sie denn?«
Sullivan fuhr behutsam über sein Haar. »Das weiß ich auch nicht, ehrlich gesagt.«
»Sie haben diese Sicherheit nicht?«
»Nein. Jeder Mensch hat Ängste, dazu zähle ich mich auch. Aber sie hat keine.«
»Haben Sie öfter darüber gesprochen?«
»Ja, weil es ihr manchmal schwerfällt, eine ängstliche Person zu spielen. Bei diesem Thema spricht sie auch immer von ihrem Schutzengel, der an ihrer Seite ist.« Er zuckte leicht hoch. »Wie ist das bei Ihnen? Glauben Sie an Schutzengel?«
Ich deutete ein Schulterzucken an.
Er grinste schmal. »Man kann es glauben, man kann es lassen, es gibt keinen Beweis.«
»Denkt Laura auch so?«
»Nein.«
»Wie interpretiert sie das denn?«
»Sie ist nicht nur fest davon überzeugt, dass es Schutzengel gibt, sie hat mir auch erzählt, dass sie den ihren kennt. Und sie hat ihn als ihr zweites Ich bezeichnet.«
»Das ist interessant.«
»Ach, das glaube ich nicht.«
»Wie kommt sie denn darauf?«
»Keine Ahnung. Es ist auch nicht weiter schlimm, sage ich mal. Es ist alles okay, wenn man sich daran gewöhnt hat. Und das habe ich. Das ist ja keine schlimme Marotte. Jeder Mensch denkt anders darüber. Soll sie ihre Macke haben.«
»Spricht sie denn auch mal mit ihrem Schutzengel oder mit ihrem zweiten Ich?«
Da fing Mark Sullivan an zu lachen. »Genau das passiert. Ich habe es zwar selbst noch nicht erlebt, aber sie hat es mir gesagt. Und warum hätte sie mir etwas vormachen sollen?«
»Ja, warum?«
»Sehen Sie.« Er nickte. »Das habe ich auch immer gesagt. Es ist ja harmlos.«
Okay!, dachte ich. Das wussten wir schon mal. Jetzt war es wirklich interessant, wenn wir mit ihr persönlich redeten, und das Thema sprach ich bei Sullivan an.
»Sie wollen mit ihr reden?«
»Ja, deshalb sind wir hier.«
Sullivan verzog die Lippen. »Das ist schlecht«, gab er zu. »Ehrlich, das ist nicht gut.«
»Was spricht dagegen?«
»Alles, eigentlich.«
»Wieso das?«, fragte Suko.
»Hören Sie, ich nehme es Ihnen ja nicht übel. Sie kennen die Gepflogenheiten und auch die Empfindlichkeiten der Stars nicht. Aber die gibt es, und auch Laura Dern ist davor nicht gefeit.«
»Können Sie das genauer erklären, Mister Sullivan?«
»Ja, das kann ich. Die Künstler vertragen vor ihren Auftritten keine Störungen. Wenigstens die meisten nicht. Wenn Sie jetzt anfangen, mit ihr zu reden, wird sie nicht mehr so spielen können, wie es sein muss. Da ist ein Teil der Konzentration weg. Die Szene müsste nachgedreht werden, aber dafür muss es wieder einen neuen Termin geben, und der wird sich hinziehen, weil wir hier ausgebucht sind. Die Studios sind ganz gut im Geschäft. Da kommen dann Firmen, die für ihre Produkte Werbefilme drehen lassen. Jetzt geht es schon wieder in das Frühjahr des nächsten Jahres hinein. Sie sehen also, dass es nicht so einfach ist.
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