1797 - Das zweite Ich der Laura Dern
belehrt. Das Gelände hätte auch zu einem Knast gehören können. Wir sahen eine hohe Steinmauer, die die Studios umgaben, aber damit nicht genug, denn auf dem Rand der Mauer befanden sich noch Drehrollen mit Stacheldraht.
Dahinter ein Tor und Wege, die zu den verschiedenen Hallen führten. Erst dort begannen die Orte, die man als Außendrehort benutzte. Da gab es einen kleinen Wald, ein Teich war auch angelegt worden, und im Unterholz versteckt standen Nebelmaschinen, die man hin und wieder benötigte.
Wir mussten anhalten und rechneten damit, dass jemand kam, um das Tor zu öffnen. Da hatten wir uns getäuscht. Es kam niemand. Das Tor blieb geschlossen, aber aus einem Lautsprecher drang uns eine Stimme entgegen.
»Wer sind Sie? Und haben Sie einen Termin? Sprechen Sie bitte in das Mikro neben dem Lautsprecher.«
»Willst du das?«, fragte Suko.
»Nicht unbedingt. Aber einer muss es ja tun.«
»Dann warte ich.«
»Haha …«
Ich stieg aus und ging auf das Mikro zu, das in der Wand eingelassen worden war. Ich erklärte, wer ich war, und hoffte, eingelassen zu werden. Jemand wollte noch meinen Ausweis sehen, den ich vor das Auge einer kleinen Kamera halten musste. Erst dann war man zufrieden, wie man mir sagte. Ich ging zurück zum Rover und setzte mich neben Suko, der mir einen schrägen Blick zuwarf.
»Und?«
»Die Typen hier sind ziemlich misstrauisch.«
»Ja, hier geht es um Geheimnisse.«
Ich winkte ab. »Und dabei sind es nicht die Pinewood Studios, in denen die Bond-Filme gedreht werden. Nun ja, das ist nicht mein Bier. Erst mal hineinfahren.«
Das konnten wir, weil sich der Zugang öffnete und wir nun freie Bahn hatten. Dachten wir, aber der Mann, dessen Stimme ich bisher nur kannte, stellte sich uns in den Weg und winkte mit beiden Armen, sodass wir anhielten.
»Will der uns noch mal ärgern?«, fragte Suko.
»Kann sein.«
Nein, er ärgerte uns nicht mehr. Wir erhielten nur zwei Besucherausweise, die wir uns umhängen mussten. Jetzt konnten wir uns auf dem Gelände frei bewegen. Dann wurden wir danach gefragt, wen wir besuchen wollten, und mir rutschte der Name Laura Dern raus.
»Oh, ich weiß nicht, ob sie schon hier ist.«
»Aber sie soll in der Nacht drehen.«
»Das ist möglich.« Der Mann nickte mir zu.
»Und wer weiß mehr?«, fragte ich.
Da musste der Mann zunächst mal nachdenken. Er fuhr mit dem Finger über seine Stirn und deutete mit der anderen Hand auf eine kleine Baracke. »Sie können dort nachfragen. Da sitzen die Typen, die nicht direkt mit an der Front sind. Verwaltung oder so.«
»Danke.«
»Und da können Sie auch Agenten treffen, die für ihre Schützlingen alles machen. Dort haben Sie bestimmt mehr Glück.« Er nickte und grinste dann. »Das hatten Sie bei mir auch.«
»Wieso?«, fragte Suko.
»Nun ja, nicht jeder kommt so schnell auf dieses Gelände. Das müssen schon besondere Menschen sein. Wie Sie.«
»Oh, danke.«
»Keine Ursache. War mir ein Vergnügen, mal mit echten Polizisten zu sprechen.«
Suko schlug ihm auf die Schulter. »Alles klar.« Das war es nicht nur für ihn, auch für uns. Wie stiegen wieder in den Rover und rollten auf das flache Gebäude zu, das der Mann uns gezeigt hatte.
Auf dem Gelände war es ruhig. Keine Hektik. Hin und wieder fuhr ein Wagen. Menschen waren so gut wie keine zu Fuß unterwegs, dafür waren die Parkplätze ziemlich voll. Wir fanden trotzdem noch einen Platz und konnten wenig später die Tür aufdrücken, um das flache Gebäude zu betreten. In ihm herrschte ein seltsamer Geruch. Nach Zitrone und Bohnerwachs.
Zuerst mussten wir zu einer Anmeldung. Eine ältere Frau saß dort, sie winkte uns zu sich und ließ uns erst mal warten, weil sie telefonieren musste.
Als sie das schließlich hinter sich hatte, schaute sie uns fast böse an, als wären wir Verbrecher, und ich zeigte ihr sofort meinen Ausweis, bevor sie noch irgendetwas sagen konnte.
»Ah, Polizei?« Sie rückte an ihrer Brille.
»Wie Sie sehen.«
»Und was wollen Sie?«
»Nichts von Ihnen. Wir möchten zu Mark Sullivan. Ist er da?«
»Ja, das ist er.« Die Frau lächelte breit und falsch. »Wollen Sie ihn verhaften?«
»Nein, das nicht. Nur mit ihm reden.«
»Ja, er ist im Haus. Aber einen Termin haben Sie nicht?«
»So ist es.«
»Dann sollten Sie ihn anrufen und …«
»Nein, das nicht«, sagte Suko. »Wir werden ihn überraschen und wollen nur wissen, wo wir ihn finden können.«
»Gehen Sie den Gang weiter durch. An der rechten Seite,
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