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1799 - Der Kreis schliesst sich

Titel: 1799 - Der Kreis schliesst sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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durch Hinterlassenschaften der Abruse?"
    „Es ist wunderbar, Bully!" rief Norma überschwenglich. Ihre Augen strahlten. „Sicher, wir hatten anfangs unsere Bedenken, aber es gibt kaum noch Schwierigkeiten im Zusammenwirken mit den Ayindi. Einige sture Koordinatorinnen - na, das dürftest du auch kennen ..."
    Er seufzte tief.
    „Und ob, Norma, und ob."
    „Aber die Vernünftigen setzen sich durch", erzählte Casalle. „Es gibt eine starke reformerische Strömung bei den Ayindi. Sie sehen in uns keine Konkurrenten, dafür haben wir selbst schon gesorgt, und schon gar keine Feinde. Das Arresum ist riesig, und überall sind die Reststrukturen der Abruse vor unserer Lebensenergie auf dem Rückzug. Viele Planeten haben wir in dem halben Jahr schon befreien können." Casalle, völlig untypisch für den früheren Aphiliker, schüttelte schwärmerisch den Kopf. „Es ist einfach unbeschreiblich. Ihr müßtet es selbst sehen können. Ich kann mein Leben als Aphiliker überhaupt nicht mehr nachvollziehen. Es ist, als wäre ich nie so gewesen, und das geht allen ehemaligen Aphilikern so. Wir haben eine ganz neue Aufgabe, eine gewaltige Herausforderung. Wie gesagt, ihr müßtet bei uns sein können ..."
    Sie duzten sich, als ob das nie anders gewesen wäre.
    „Ich fürchte, daraus wird leider nichts werden, Freunde", sagte Bull mit einem schweren Kloß im Hals. „Voltago wird uns gleich hier hinausschmeißen und mit euch ins Arresum fliegen. In einigen Millionen Jahren wird es dort von Leben übersprudeln. Ich nehme nicht an, daß ihr unsterblich seid und das noch erleben werdet?"
    Halb war es ein Scherz, halb eine ernstgemeinte Frage, denn die zwanzig Milliarden waren lange Zeit Teil von ES gewesen. In der Theorie war auch eine ganz andere Lebensdauer denkbar, als sie sie als Normalmenschen besessen hatten.
    „Wir sind ganz normale Bürger des Universums, Bully", klärte ihn Norma glücklich lächelnd auf. „Und wir werden Kinder bekommen und uns fortpflanzen, wie es bei uns Menschen schon immer gewesen ist. Einige von uns werden vielleicht als Namen in der Erinnerung derer bleiben, die einmal unser Erbe verwalten werden."
    „Ja", sagte Bully.
    So gerührt und erleichtert er auch war - er hatte lange genug gelebt und genug vom Universum gesehen, um zu wissen, wie schnell sich heute eingegangene Freundschaften und Bündnisse nach Jahrzehnten, Jahrhunderten oder Jahrtausenden ins Gegenteil verkehren konnten.
    Er wollte es den Arresianern nicht wünschen, aber er wollte sich keine haltlosen Illusionen machen. Es wäre großartig, würde der Bund der nunmehr drei Intelligenzvölker im Arresum auch dann noch Bestand haben, wenn die neue Lebenssaat einmal aufging.
    Doch bis dahin ...
    Er legte den Arm um Normas Schultern, küßte sie und begab sich mit der Gruppe zurück an deren künftige Arbeitsplätze.
    „Und nun erzählt, wie ihr lebt - oder vielmehr diejenigen von euch, die nicht für diese Aufgabe ausgewählt wurden. Wie ging das eigentlich vonstatten? Wer hat euch rekrutiert? War es wieder Ernst Ellert? Habt ihr wirklich nie Heimweh nach dem Parresum gehabt?"
    „Heimweh?" Trevor Casalle lachte, und die anderen mit ihm. Es war das unbeschwerte Lachen von Menschen, die weit „über den Dingen zu stehen" schienen, über alldem, was das Denken und Empfinden selbst der Unsterblichen immer noch bestimmte.
    „Heimweh?" Casalles Augen glänzten, ihr Blick richtete sich in unbekannte Fernen, ging durch Bully und die Schiffswände hindurch.
    „Wir waren so weit von allem weg, das uns jemals vertraut gewesen ist, daß es für uns keinen Unterschied macht, ob unser neues Leben hier oder dort stattfindet. Nur die Aufgabe ist wichtig, Reginald. Sie macht uns glücklich, und sie gibt uns Kraft. ES hat uns die Gnade erwiesen, als Menschen noch einmal ganz von vorne anfangen zu dürfen - aber mit unserer Erfahrung aus der Vergangenheit im Rücken. Wir wissen um die vielen Fehler, die wir gemacht haben, und wir werden versuchen, sie im Arresum zu vermeiden. Aber wir wissen auch um das Gute, das wir getan haben, und werden die entsprechenden Werte konservieren. Es ist ein Wunder, Reginald, es gibt keinen anderen Ausdruck dafür."
    Bully schluckte.
    Er wußte, daß Casalle mit „weit weg von allem" keine räumliche Distanz angesprochen hatte.
    Nie hatte er das tiefe Glücksgefühl dieser Neuen Menschheit, die für das Arresum bestimmt war, stärker gespürt als jetzt. Und wenn er ehrlich war, dann beneidete er sie.
    Unwillkürlich

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