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1799 - Der Kreis schliesst sich

Titel: 1799 - Der Kreis schliesst sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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seinen gelähmten Augenmuskeln sonst auch tun können? Aber da war mehr gewesen. Er hatte ihm etwas mitteilen wollen. Er hatte ihn angestarrt, und Julian Tifflor hatte für einen Moment das Gefühl gehabt, in einen Spiegel zu sehen, in dem er sich selbst erkannte.
    Nur war der Spiegel blind gewesen, und das, was er vielleicht hätte zeigen sollen, blieb blaß bis auf diesen einen, plötzlichen Eindruck, der nur ein Gefühl gewesen war - allerdings eines, mit dem er nie wieder konfrontiert werden wollte.
    Schluß damit!
    Tifflor mußte wieder in die Zentrale, obwohl er dort nicht im geringsten gebraucht wurde. Wer brauchte ihn überhaupt noch?
    Perry Rhodan hatte sich per Hyperfunk aus Queeneroch gemeldet und die. bevorstehende Rückkehr angekündigt. Es schien noch eine ganze Menge zu berichten zu geben, doch das sollte Zeit bisspäter haben.
    Es hatte eine Zeit gegeben, in der er, Tifflor, nicht „auf später" vertröstet worden war.
    Es hatte eine Zeit gegeben, in der er die Menschheit zusammengehalten hatte; damals, als von Perry weit und breit nichts zu sehen und hören gewesen war.
    „Vielleicht sollte ich meinen Aktivator zur Verfügung stellen", murmelte der Unsterbliche und schalt sich gleich darauf einen dummen, mimosenhaften Narren.
    Er verließ seine Unterkunft und ließ sich in die Zentrale der BASIS abstrahlen. Noch war er nicht am Ende, noch lange nicht. Auch er hatte Visionen, auch wenn er sie nie groß verkündete.
    Auch ihm schwebte ein Bild der künftigen Menschheit vor, und diese Vision zu verwirklichen, würde er alles geben - wenn erst einmal die Zeit dafür reif war, und er solange leben durfte.
    Vielleicht, dachte er bitter, als er zu Lugia Scinagra und ihren Spezialisten trat und mit eher müdem Nicken begrüßt wurde, werden sich einige noch sehr wundern.
    Nein, er hatte nicht vor, den Aufstand zu proben.
    Aber die jetzige, unbefriedigende Situation machte ihm klarer denn je, wie lange er schon im Schatten gestanden hatte, während andere die großen Entscheidungen trafen.
    Er hatte seine Vision von der Zukunft der Menschheit, der Völker der Milchstraße, der Lokalen Gruppe und allen die ihnen aus der Vergangenheit her nahestanden: den Cappins, den Okefenokees, vielleicht sogar den aus Perrys Berichten bekannten, humanoiden Bewohnern von Naupaum und Catron - wo immer sich diese Galaxien im weiten Sternenfeld auch finden lassen mochten.
    Es gab noch soviel zu tun und zu erforschen.
    Nein, Julian Tifflor dachte nicht wirklich daran, seine Unsterblichkeit zur Verfügung zu stellen, und das hatte nichts mit Egoismus zu tun.
    Er konnte den Aktivator an einen anderen verlieren und sterben, während ein neuer in der Runde der Unsterblichen seine Rolle übernahm. Doch dieser andere verfügte nicht über seine Erfahrungen. Jeder von ihnen, die von ES mit dem - relativen - ewigen Leben ausgestattet worden waren, hatte im Lauf der Jahrhunderte nicht nur seine Summe an Erfahrungen mit anderen Völkern in anderen Galaxien gesammelt, mit Superintelligenzen und anderen Entitäten, die das Begriffsvermögen eines Sterblichen überstiegen. Jeder von ihnen, ausgenommen der Ennox Philip, hatte im Lauf der gewährten Lebensdauer ein kosmisches Bewußtsein errungen, das sich nur selten in ihren Worten und Taten darzustellen vermochte.
    Nach außen hin waren sie nicht viel weiter gekommen als die Menschen, die sie schon beim Empfang der ersten Zelldusche gewesen waren.
    Ihr Fühlen aber, ihre tiefe Einsicht in universelle Dinge, war eine andere Sache.
    Ganz bestimmt, sinnierte Tifflor, kam es zu kurz. Wann hatten sie auch wirklich die Zeit dazu gehabt, sich zu besinnen und über alles das zu meditieren, was sich in ihnen an Wissen über und Gefühl für den Kosmos und seine Gesetze angesammelt hatte?
    Wenn sie nicht, wie jetzt, in irgendwelchen Abenteuern steckten, dann Warteten Verwaltungsund andere Arbeiten auf sie. Die Besinnung auf sich selbst - sie hatten sie stets vernachlässigt, und damit vielleicht das Wichtigste auf ihrem Weg in die Zukunft und zu sich selbst als maßgebende Träger der Verantwortung für diese Zukunft.
    Jetzt, allein hier in der BASIS, allein trotz der vielen Menschen und Nichtmenschlichen um ihn herum, faßte Julian Tifflor den tiefen Entschluß, dies zu ändern, sobald sie zurück in der Heimat waren.
    Wie alles im Leben, besaß auch die Einsamkeit, die er jetzt fühlte, ihre zwei Seiten.
    Vielleicht hatte er diese Stunden gebraucht, um sich über seine Rolle und seine

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