1799 - Er holt sie alle

und von ihr wollte Johnny mehr erfahren. Zudem wusste er, dass dies ein Fall für den besten Freund seines Vaters war, für John Sinclair, der auch Geisterjäger genannt wurde.
    Genau das war es. John musste her. Er würde den Mord aufklären können.
    John Sinclair arbeitete beim Yard und war dort mit Fällen beschäftigt, die aus dem Rahmen fielen. Das war die eine Seite. Es gab aber auch eine zweite. Es würde schon dauern, bis John Sinclair hier war. In der Zeit konnte viel passieren. Johnny wusste nicht, wie er sich entscheiden sollte, und ging einfach auf Nummer sicher.
    Er wollte John anrufen und sich Rat holen.
    Kate hatte die Bewegung gesehen und erkannte auch das Handy in Johnnys Hand.
    »Wen willst du anrufen?«
    »John Sinclair.«
    »Wer ist das?«
    »Einer, der uns helfen kann.« Johnny hatte John Sinclair bei seiner Freundin nie groß erwähnt, deshalb reichte die Antwort auch aus.
    Er versuchte, John zu erreichen, was nicht leicht war. Zuerst dachte er daran, dass sein Handy nicht mehr in Ordnung war, dann wurde ihm klar, dass hier das Netz fehlte. Es wunderte ihn schon, denn London war nicht weit weg.
    Es konnte sich auch um eine Störung handeln, und die musste nicht unbedingt eine normale Ursache haben, dafür konnte es durchaus einen anderen Grund geben.
    »Ist er nicht zu Hause?«, rief Kate Fisher von der Bank herüber.
    Johnny ging auf Kate zu. »Das weiß ich nicht. Ich habe hier kein Netz.«
    Sie erschrak. »Ist das denn normal?«
    »Nein.«
    »Und weiter?«
    »Keine Ahnung. Aber ich denke, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht.«
    »Sitzen wir dann in einer Falle?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Noch können wir uns bewegen. Falle ist zu viel gesagt.«
    »Okay. Und was machen wir jetzt?«
    »Wir werden wieder in den Ort gehen. Dort müssen wir die schreckliche Tat melden.«
    »O je, das kann Probleme geben.«
    »Warum?«
    »Wir haben hier keine Kirche und wir haben hier auch keinen Polizisten. Bei Hühnerdiebstählen wird der Hahn losgeschickt, damit die Dinge wieder ins Lot kommen.«
    »Mehr passiert hier nicht?«
    »So ist es.«
    Johnnys Laune war gesunken. Nur zeigte er das nicht. Er hätte gern mit John Sinclair gesprochen, aber in dieser Nacht war alles anders. So glaubte er auch nicht an einen normalen Ausfall des Netzes. Hier war etwas Ungewöhnliches passiert, was ganz anderes, für das es keine normale Erklärung gab.
    Nachdenklich schaute er sich um. Cindy Dale registrierte ihn gar nicht. Kate Fisher schaute ihn recht besorgt an, sagte aber auch nichts.
    »Könnte sie gehen?«
    »Keine Ahnung.« Kate warf Cindy einen Blick zu. »Sie wirkt wie versteinert. Sitzt einfach nur da und sagt nichts. Das gefällt mir nicht.«
    »Ja, das stimmt. Aber wir können sie nicht hier zurücklassen.«
    »Genau, Johnny. Und was ist mit der Leiche?«
    »Die bleibt hier. Ich werde dafür sorgen, dass man sie abholt.«
    »Gute Idee.« Kate stand auf, während Cindy sich nicht rührte und auch ihr Atmen kaum zu hören war. »Was machen wir?«
    »Ich habe keine Ahnung, Kate, wir lassen erst mal alles auf uns zukommen.«
    »Schön und gut. Du hast nicht vergessen, dass hier ein Mörder frei herumläuft und es auch noch drei freie Gräber gibt?«
    »Ja, das ist mir klar.«
    »Wollte ich nur noch mal erwähnen.«
    »Keine Sorge, so einfach lassen wir uns nicht fangen. Sieh zu, dass du Cindy von der Bank hoch bekommst. Ich habe keinen Bock mehr, hier noch länger zu warten, eine Verbindung bekomme ich hier sowieso nicht.«
    »Müssen wir uns darauf einstellen, dass unter all den Halloween-Figuren ein echter Killer seine Untaten durchziehen will?«
    »Ich denke schon.«
    »Das ist ja dann wie im Kino.« Sie schüttelte sich. »Ich denke da an den alten Halloween-Film von John Carpenter.«
    »Kann ich dir nicht verdenken.« Johnny schaute auf Cindy Dale, die auf der Bank saß und sich nicht bewegte. Sie schien in eine Starre gefallen zu sein.
    Plötzlich zuckte sie zusammen, und nicht nur sie, denn auch Johnny und Kate erschraken, denn sie hatten ebenfalls die Stimme gehört, die sie vom Friedhof aus erreichte.
    Es war ein Singsang, der die Stille zerschnitt, und er passte genau in die Zeit.
    »Halloween ist heute – Halloween, und ich hole euch alle. Ja, alle werde ich holen …«
    ***
    Johnny und Kate hielten den Atem an. Ob Cindy Dale das auch tat, wussten sie nicht, aber Kate und Johnny hatten den Sprechgesang deutlich vernommen.
    Sie schauten sich an und sahen, dass sie zur selben Zeit eine