18 - Das tödliche Gebot: Thriller (German Edition)
sein mochte, Monarch vermittelte sie eher das Gefühl, als habe er ohnehin schon ein Zuviel an Freiheit. Schon zweimal war die absolute Freiheit wie ein Erdbeben über ihn gekommen, und ein Krater hatte sich vor ihm aufgetan, unergründlich tief und dunkel. Jedes Mal war ihm sein früheres Leben abhandengekommen, hatte er sich völlig neu definieren müssen.
Auch jetzt, während er durch die Altstadt schlenderte, hatte Monarch nach einer gewissen Zeit das Gefühl, losgelöst von seinen Freunden jeden Rückhalt verloren zu haben. Er war fremd, ohne Ziel und wurde noch dazu verfolgt. Die Jungs in Langley, dachte er, dürften mittlerweile herausgefunden haben, dass er nicht tot war. Man würde nach ihm suchen, ihn zur Rede stellen wollen. Monarch beschloss, die Wahrheit zu sagen, wenn es dazu käme: dass er nicht die Absicht hatte, in den Schoß der Familie zurückzukehren. Was ihn anbelangte, so musste man sich, sobald die Erde sich in dieser Weise auftat, für die eine oder die andere Seite entscheiden.
Monarchs Gedanken zerstoben, als ihm in der schmalen Gasse eine Gruppe junger Burschen entgegenkam, sieben an der Zahl. Er bemerkte den Hunger in ihren Augen und wusste Bescheid. Sie waren ein Rudel. Ein Rudel auf der Jagd.
Die Bengel kreisten ihn ein, rempelten ihn an, drehten ihn herum. Monarch ließ es geschehen, hielt seine Hosentaschen von ihren Fingern fern, während er dem einen die Brieftasche, dem anderen ein Bündel Banknoten stibitzte.
Er hielt beides in die Höhe und starrte die Burschen wütend an. »Regel Nummer sechs: Kenne dein Ziel«, sagte er auf Arabisch und gab den verblüfften Taschendieben Brieftasche und Banknoten zurück.
Einige lachten und klatschen Beifall. Ein älterer Junge mit einem Goldzahn fragte: »Woher kommst du? Wo hast du das gelernt?«
»Regel Nummer dreizehn: Behalte deine Geheimnisse für dich«, erwiderte Monarch, drehte ihnen den Rücken zu und schlenderte davon, froh darüber, dass sich seine Geschicklichkeit nicht abgestumpft hatte.
In seinem Büro in Langley, Virginia, spürte Slattery in der Hosentasche die Vibration eines einfachen Prepaid-Handys. Er holte es heraus und meldete sich. »Ja?«
»Wir haben Ihren vermissten Kater lokalisiert«, sagte eine Frauenstimme mit leichtem französischen Akzent. »Wie Sie vermutet haben, ist er unterwegs zu Rafiq.«
Slattery nickte zufrieden. »Das war zu erwarten in Algier.«
»Und so ist es auch«, sagte die Frau und legte auf.
Slattery verließ sein Büro und stieg eine Metalltreppe hinunter ins CIA-Kommandozentrum, das mit drei Reihen Schreibtischen ausgestattet war und einer Wand voller Monitore. Agatha Hayes saß mit Kopfhörer in der vordersten Reihe.
»Agatha«, sagte er. »Gib mir Lynchs Feed, Splitscreen oben links.«
Hayes tippte einen Befehl ein, und der linke obere Quadrant des Bildschirms ging auf, um die Sicht aus dem Fenster eines Wagens zu zeigen, der an der Großen Moschee in Algier vorüberfuhr.
»Lynch«, sagte Slattery in sein Headset.
»Hier, Chef«, kam eine heisere männliche Stimme zurück. »Wir haben die Passagierlisten am Hafen kontrolliert, aber –«
Slattery fiel ihm ins Wort. »Ich glaube, ich weiß, wohin er unterwegs sein könnte. Ein Stoffgeschäft westlich des Boulevard de la Victoire, südlich von euch, den Hügel hinauf, nicht weiter als vier Kilometer.«
Er gab ihnen eine Adresse und sagte: »Fahrt hin und behaltet den Laden im Auge.«
»Schon unterwegs, Boss«, sagte Lynch.
»Kein Feuerwerk«, sagte Slattery.
»Wir sind nur da, um ihm heimzuleuchten.«
Slattery nahm sein Headset ab und war zufrieden mit sich. Die Choreographie, die er soeben in Gang gesetzt hatte, erschien ihm absolut perfekt, alles war logisch, akzeptabel und vertretbar.
Agatha Hayes beobachtete Slattery. Sie fragte: »Wieso glauben Sie, dass Monarch zu diesem Stoffladen unterwegs sein könnte?«
Slattery antwortete: »Der Deckname, den er hier in Algier benutzt, ist uns bekannt, also braucht er schleunigst eine neue Identität. Der besagte Stoffladen gehört Sami Rafiq, von den Beiruter Rafiqs. Die Familie besitzt Stoffgeschäfte in ganz Afrika und dem Nahen Osten. Die Rafiqs sind außerdem die besten Dokumentenfälscher der Welt, und Sami ist der allerbeste. Wir haben seine Dienste im Notfall ziemlich oft in Anspruch genommen, um ehrlich zu sein.«
»Die CIA?«, fragte Hayes überrascht.
»Neuerdings bekommen wir viel Druck von oben und müssen alles outsourcen«, sagte Slattery. »Um die
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