18 - Das tödliche Gebot: Thriller (German Edition)
zur Rechten einer Mediothek und war sanft erleuchtet. Die Flügeltüren ins Schlafzimmer standen offen und gaben den Blick frei auf ein Himmelbett. Auch dieser Raum war dezent beleuchtet.
Er schloss das Fenster, holte sich ein Zierkissen von der Couch und stopfte es in das Loch im Glas. Er wollte die Zimmertemperatur nicht maßgeblich verändern. Wenn er es richtig anstellte, bliebe sogar noch Zeit, das Glas wieder einzusetzen. Im günstigsten Fall würde man sein Eindringen nicht vor morgen früh bemerken.
Monarch holte eine kleine LED-Stirnlampe heraus, schaltete sie ein und trottete zum Schlafzimmer. Er wusste, dass er auf dem Parkettboden und den Orientteppichen schmelzenden Schnee hinterließ, aber es war ihm egal. Es war noch nicht einmal neun Uhr abends. Er hätte also genügend Zeit, um sämtliche Spuren zu beseitigen, bevor er ging.
Es zog Monarch instinktiv zu den Pendeltüren zu beiden Seiten des Badezimmers. Er öffnete jene, die ihm am nächsten war. Der Kleiderschrank eines Mannes. Ski-Overall. Mehrere Anzüge. Ein blauer Blazer. Ein Smoking. Mehrere Paar Schuhe, britisch und maßgefertigt. Regale mit Pullovern und Socken. Dame Maggies neuester Gefährte.
Monarch schloss die Tür, ging am Badezimmer vorbei und öffnete den nächsten Schrank. Ein Dutzend maßgeschneiderter Kleider. Zwanzig Paar Schuhe, von eleganten Pumps bis hin zu gummibesohlten Stiefeln, dazu ein Skianzug mit Pelzbesatz. Die Regale enthielten Negligés, Dessous und das Objekt von Monarchs Begierde: einen Tresor der Marke Herald, sehr schwer zu knacken.
Der Schließmechanismus war computergesteuert und wies eine Tastatur auf, die es dem Besitzer erlaubte, einen speziellen Zugangscode einzugeben. Monarch holte einen Druckverschlussbeutel aus der Gürteltasche. Er öffnete ihn und nahm ein Fläschchen Talkumpuder heraus, vermischt mit fluoreszierendem Staub. Er schüttelte das Fläschchen, drehte die Verschlusskappe auf, zog das Bürstchen heraus und bestäubte jede Ziffer auf der Tastatur. Dann drehte er das Bürstchen wieder in den Behälter. Er schaltete die Stirnlampe ein. Ein blauer Halogenschimmer ergoss sich über den Tresor. Mittels eines Blasebalgs entfernte Monarch den Talkumpuder. Er lächelte. Der legendäre Service im Badrutt’s Palace war so gut wie sein Ruf.
Die Zimmermädchen hatten sogar die Oberfläche der Eingabetastatur poliert, als sie am Morgen die Zimmer reinigten. Irgendwann danach hatte Dame Maggie den Code eingetippt, der den Tresor öffnete. Der fluoreszierende Talkumstaub war am Fettfilm hängen geblieben, den ihr Finger auf den Ziffern 1589 hinterlassen hatte.
Sofern der Tresor nicht nach einer Fünf-Ziffern-Folge funktionierte, galt es nun eine zwar beträchtliche, aber doch überschaubare Anzahl von Kombinationen auszutesten. Monarch jedoch erriet auf Anhieb die richtige Zahlenfolge. Mit dem behandschuhten Finger tippte er 1958 ein, Dame Maggies Geburtsjahr. Er hörte ein Klicken und sah, wie die Stahltür aufklappte. Nach der Mühe, die es ihn gekostet hatte, so weit zu kommen, erschien es ihm fast zu einfach.
Er öffnete den Tresor und fand einen Stapel schwarzer Samtschatullen. Er griff nach der ersten, einem Behälter für Ringe, und fand einen vielkarätigen Diamanten in Brillantschliff, in Platin gefasst. Er klappte das Schächtelchen zu und stellte es zurück. Monarch misstraute den Diamanten. Waren sie mit einer Mikroätzung gekennzeichnet, waren sie auffindbar. Er suchte nach einem anonymeren Schmuckstück, das besser verkäuflich war.
Die zweite Schatulle enthielt ein Diamantcollier, das er ebenfalls beließ, wo es war. Die dritte Schachtel war eckig, von Cartier, und leer, obwohl die Polsterung andeutete, dass sie normalerweise eine Perlenkette und passende Ohrringe enthielt.
Die vierte Schatulle enthielt ein Paar große Smaragdohrgehänge und den passenden Ring. Bei diesem Anblick überkam Monarch das Gefühl einer überaus glücklichen Fügung. Smaragde waren weicher als Diamanten, daher nur selten geätzt und meist nicht aufzuspüren. Diese Smaragde waren von solcher Größe und Qualität, dass jeder einzelne mindestens zwanzigtausend Euro wert sein musste. Er ließ Ohrgehänge und Ring in seine Gürteltasche fallen und stellte die Schatulle zu den anderen zurück.
Dann nahm er die unterste Schatulle heraus; sie war etwa fünfundzwanzig Zentimeter lang und zwanzig Zentimeter breit und ziemlich schwer. Er ließ sie aufschnappen.
Die Halskette war spektakulär: achtundvierzig
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