18 - Das tödliche Gebot: Thriller (German Edition)
glitt in einen winzigen Anschluss in einer Ecke im Innern der Schachtel. Monarch setzte den Pappdeckel auf die Geschenkbox und stellte diese auf sein Armaturenbrett. Die Folie war teuer, aus dem NASA-Fundus. Sie machte aus seinem kleinen Apparat eine heiße Schokoladengießform.
Er verließ den Parkplatz und fuhr wieder nach Sankt Moritz zurück, wobei er mit einer Hand die Schachtel auf dem Armaturenbrett festhielt, während es im Wagen erstickend heiß wurde.
Er brauchte ungefähr sechs Minuten zum Bahnhof im Westen des Badrutt’s Palace und parkte auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Ein Zug war eben aus Genf eingetroffen, und auf dem Vorplatz wimmelte es von Taxis, die auf wohlhabende Urlauber warteten. Er achtete nicht weiter auf sie, als er die Schachtel in den Schoß stellte, den Deckel abnahm, den Stecker herauszog und die kleine Steckdose zwischen den Pappkarton und die warme Folie drückte. Die Schokolade und die Kette waren miteinander verschmolzen. Jetzt musste das Ganze nur noch abkühlen.
Monarch klebte den Deckel sorgfältig auf die Pappschachtel, bevor er diese in eine große wattierte Versandtasche steckte. Sie war an SENORITA MARTA MENDEZ adressiert und mit ausreichend Briefmarken frankiert, um ein Postfach in Buenos Aires, Argentinien, zu erreichen. Die Zollpapiere, neben die Adresse geklebt, erklärten, dass das Päckchen ein Kilo Schweizer Zartbitterschokolade enthielt, im Wert von einhundert Euro. Ganz unten stand auf Spanisch und Deutsch zu lesen: Geburtstagsgeschenk für meine Enkelin . Wie die Schweizer sind auch die Argentinier wild auf Schokolade. An dem vorgeblichen Geburtstagsgeschenk für ein kleines Mädchen würde sich daher wohl niemand vergreifen. Das hoffte er zumindest.
Monarch öffnete die Wagentür, schob die Versandtasche unter sein Auto und schloss die Tür wieder. In der bitteren Kälte würde die Schokolade in wenigen Augenblicken hart werden. Fünfzehn Minuten später, als die Zugreisenden den Bahnhofsplatz verlassen hatten, setzte er die Wollmütze auf, stieg aus, nahm seine Päckchen an sich und ging über die Straße.
Den Kopf gesenkt, um die Sicherheitskameras zu täuschen, hielt er geradewegs auf einen Briefkasten zu. Er hob den Deckel und warf zuerst den Beutel hinein, der sein Werkzeug enthielt. Die Versandtasche mit der Schokolade und dem Schmuck behandelte er dagegen mit größerer Sorgfalt, steckte den Arm fast bis zum Ellbogen in den Briefkastenschlitz und hielt das Päckchen wie einen Teller, ehe er es losließ.
Dann trottete Monarch davon, wobei er den Kragen aufgestellt hatte, als könne er es nicht erwarten, aus der Kälte zu kommen. Einige Minuten später betrat er in einer Seitenstraße eine Kneipe. Er verbrachte eine Stunde dort, bestellte sich ein Roastbeef-Sandwich und ein Glas Bier. Dem Barkeeper erzählte er die Geschichte von dem Kunden, der ihn angeblich versetzt hatte, steckte ihm ein ordentliches Trinkgeld zu und ging.
Zwei Minuten vor Mitternacht schritt Monarch zu lautem Techno-Beat durch einen langen, von Kerzen erhellten Schneetunnel auf den Eingang des Dracula Clubs zu. In diesem exklusiven Nachtclub tummelten sich Angehörige alter Königshäuser auf der Suche nach Geld und die neuen Superreichen auf der Suche nach dem seriösen Nimbus der Alten Welt.
Die Tür zum Nightclub ging auf. Die Musik plärrte Monarch entgegen und machte ihn nervös. Seit er vor fast drei Stunden aus dem Badrutt’s Palace entkommen war, registrierte er alles und jeden um ihn herum überscharf, inspizierte sie, taxierte ihr Gefahrenpotential. Das Zimmermädchen hatte alles verändert. Es würden Ermittlungen stattfinden. Jemand würde an den Tatort kommen und ihn begutachten. Ein offizieller Ermittler. Möglicherweise war die Polizei schon dort.
Monarch ging hinein. Es war erst Mitternacht, noch früh nach den Maßstäben des Dracula Clubs, aber die Räumlichkeiten waren bereits zum Bersten voll mit feierwütigen Gästen, die aus Flaschen für dreihundert Franken Absolut-Wodka und aus Flaschen für fünfhundert Franken Cristal-Champagner soffen. Die Tanzfläche wimmelte von zuckenden, gut betuchten Leibern.
Monarch blickte suchend in die Menge und runzelte die Stirn. Lacey war normalerweise sehr pünktlich. Er hörte Jubelrufe und entdeckte Leute, die am hinteren Ende des Raums durch offene Türen ins Freie traten. Er folgte ihnen auf eine erhöhte Terrasse.
Menschen hingen über ein Geländer und brüllten in sechs Sprachen: »Los!
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