18 - Das tödliche Gebot: Thriller (German Edition)
sein Köpfchen verlassen, die Freiheit nach dem Zusammenbruch des Sowjetregimes genutzt und mächtig profitiert.
»Jetzt ist Russland der beste Ort auf der Welt für Geschäfte, trotz Putin«, prahlte Belos, als die Entrées serviert wurden. »Alle arbeiten schwer, weil viel Arbeit gutes Geld einbringt. Davor, unter Kommunisten, was soll’s? Ob du wenig arbeitest oder viel – immer dasselbe, nicht mehr Geld. Hat eine Weile gedauert, aber jetzt begreift ein jeder in Russland, dass man das Leben anpacken muss, stimmt’s, Robin?«
Monarch kaute an einem köstlichen Bissen Huhn in Marsalasauce, als ihm die Frage gestellt wurde. Er hatte überlegt, dass Belos sich eine ausführliche Legende ausgedacht hatte, hübsch garniert mit einem Loblied auf harte Arbeit und Durchhaltevermögen. Er blickte auf und sah, dass der Gangsterkönig ihn schon wieder forschend ansah.
»Man muss das Leben anpacken«, sagte Monarch. »Das ist wahr, denn sonst hat es einen am Ende selbst im Griff.«
Lacey hatte bis zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich zugehört. Doch jetzt legte sie die Gabel beiseite und sagte: »Doch manchmal geht der Schuss nach hinten los: Gerade, wenn man glaubt, alles im Griff zu haben, zwingt einen das Leben in die Knie.«
Belos lächelte auf eine Weise, die Monarch als Verwunderung eines Mannes deutete, der es nicht gewohnt war, von einer Frau intellektuell herausgefordert zu werden. »Und wann wäre das?«, fragte er.
»Bei einem Todesfall«, antwortete Lacey. »Oder einem Unfall. Oder einem Mordversuch.«
»Ich bin Russe«, sagte Belos. »Ich kenne die Versuchung, an ein Schicksal zu glauben.«
»Sie glauben nicht daran?«
»Nein«, sagte Belos. »Ich glaube an das Schicksal, das wir uns selbst machen. Das wir, wie sagt man, selbst entwerfen.«
Iryna spielte mit den Perlen an ihrem Handgelenk und sagte: »So wie ich dir begegnet bin, Konstantin? Ist das Schicksal?«
Er dachte darüber nach und nickte dann. »Das war wirklich Schicksal, Iryna.«
Iryna war ein klein wenig verstimmt. Sie hatte schon eine ganze Menge getrunken, und ihre Worte enthielten einen Schuss beschwipste Ironie: »Mein Schicksal ist es also, Geliebte zu sein, nicht Ehefrau.«
Belos’ Reaktion ließ erahnen, dass dies ein altes, heikles Thema zwischen ihnen war, denn er entgegnete auf Russisch: »Hab doch die Klasse, die du immer bewunderst.«
»Scheiß auf sie und auf dich auch«, versetzte sie lächelnd auf Russisch. »Wann verlässt du endlich dieses Miststück, das du Ehefrau nennst?«
Monarch hatte alles verstanden. Er sah zu Lacey hinüber. Die hatte zwar die Worte nicht begriffen, doch der Subtext war auch ihr nicht entgangen.
Belos wandte sich an Monarch und Lacey. »Sie hat Glück, meine Iryna«, sagte er auf Englisch. »Aber sie weiß es nicht zu schätzen.«
Iryna griff sich das Weinglas, als wollte sie es zerbrechen, doch stattdessen sah sie Lacey an und sagte auf Englisch: »Ich muss auf Toilette.«
Lacey, der unbehaglich zumute war, nickte und stand auf. Monarch sagte nichts. Und fast eine Minute lang schwieg auch Belos. Der Russe starrte nur vor sich hin, als wollte er den Misslichkeiten trotzen, die das »Schicksal« ihm soeben zugespielt hatte. Mit einem Seufzer wandte er sich schließlich achselzuckend an Monarch. »Iryna, sie macht mich glücklich. Und zornig. Manchmal beides zur gleichen Zeit.«
»Der Fluch der Frauen«, sagte Monarch, ein Versuch, die Sache herunterzuspielen.
»Ja«, sagte Belos und fasste sich wieder. »Ist sie auch so? Lacey?«
»Sie ist kompliziert, wie alle Frauen«, räumte Monarch ein.
»Iryna ist Kompliziertheit in Person«, sagte Belos. »Aber sie ist schönste Frau, die ich je gesehen. Und stark im Bett. Wie junge Stute.« Belos lachte leise und goss sich ein weiteres Glas Wein ein. »Das macht misstrauisch.«
»Wie meinen Sie das?«
»Andere Männer.«
»Ach so.«
»Sie sind Sicherheitsberater?«
»So ist es«, sagte Monarch.
»Ich besitze Villa …«
Bevor Belos weitersprechen konnte, kamen Iryna und Lacey an den Tisch zurück und benahmen sich wie alte Freundinnen. Monarch stand auf, um Lacey den Stuhl zurechtzurücken, Belos dagegen blieb sitzen, als Iryna sich wieder hinsetzte. Iryna beugte sich lächelnd zu Monarch vor und sagte: »Worüber habt ihr zwei geredet, während wir weg waren? Über mich?«
»Du meinst wohl, die ganze Welt dreht sich nur um dich?«, schnaubte Belos. »Wir haben von Villa gesprochen.«
Iryna zog verwundert eine Augenbraue in die Höhe und
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