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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Mann in derartigem Ungemach zu sehen«, erwiderte sie nicht eben unfreundlich. »Erzähl mir bitte, was geschehen ist. Am besten fängst du damit an, wie ihr Brilhag verlassen habt.«
    Verunsichert warf er einen Blick zu Barbatil, dann wieder zu ihr. Sie verstand seine stumme Frage.
    »Barbatil hat das Recht, mit anzuhören, was du zu sagen hast«, teilte sie ihm sachlich mit.
    Er versuchte, sich zu sammeln. »Ich bin zu einer Jagd aufgebrochen.« Angestrengt kramte er in seinem Gedächtnis.
    »Du hast Brilhag mit deiner … deiner Gefährtin Argantken verlassen«, half Fidelma nach. Er blinzelte nervös, als sie den Namen des Mädchens nannte. »Außerdem hast du vier Männer mitgenommen, zwei Krieger und zwei Jäger.«
    Er starrte auf den Steinfußboden, als könnte er dort etwas ablesen.
    »Ja, ich hatte meine beiden Jäger und zwei Krieger bei mir«, pflichtete er ihr langsam bei. »Bis zum Einbruch der Dunkelheit wollte ich wieder zurück sein.«
    »Warst du aber nicht. Was war passiert?«
    »Die Jagd lief nicht gut. Argantken war müde, und da ich eine verlassene Kapelle kannte, dachte ich, wir könnten uns dort ausruhen und erfrischen. Argantken schlug vor, dass die Jäger und die beiden anderen doch eigentlich losziehen und versuchen könnten, ein Wildschwein oder einen Hirsch zu erlegen, während wir … naja, während wir ein wenig ruhten. So blieben wir also allein …«
    »In der Kapelle?«
    »Genau. Wir … wir lagen da, und die Nacht brach herein. Die Männer waren nicht zurückgekehrt. Wir hatten ein Feuer entzündet und wunderten uns, warum die vier beim Dunkelwerden nicht zurückgekommen waren. Nun gut, wir hatten ja etwas zu essen und auch zu trinken mit, und so beschlossen wir, dort zu bleiben und uns nicht des Nachts nach Brilhag aufzumachen.«
    »Eure Gefährten waren einfach spurlos verschwunden?«
    »Ja. Ich gebe zu, dass das eigenartig war, aber dann dachte ich, sie hätten vielleicht nicht mehr den Weg zur Kapelle gefunden.«
    »War das vorstellbar? Ihr wart doch bestimmt auch früher schon in der Gegend gewesen.«
    Er legte die Stirn in Falten; auf diese Idee schien er bisher nicht gekommen zu sein.
    »Doch, das ist richtig, wir waren dort schon öfter auf Jagd.«
    »Den Gedanken, sie hätten den Weg zur Kapelle nicht mehr gewusst, können wir also fallen lassen. Dass sie aber nicht wieder auftauchten, hat dir überhaupt keine Sorge bereitet, hat dich nicht veranlasst, sofort nach Brilhag zurückzukehren?«
    »Es gab doch keinen Grund. Ach, du meinst die Räuber?« Er schüttelte den Kopf. »Warum sollten wir vor Räubern Angst haben? Schließlich bin ich der Sohn des mac’htiern .«
    »Eben, warum Angst haben vor denen?«, rutschte es Barbatil laut heraus, als er das vernahm. »Er war ja selbst einer von ihnen.«
    Fidelma verwarnte ihn mit strengem Gesicht und stellte Macliau die nächste Frage.
    »Ihr seid also die Nacht in der Kapelle geblieben?«
    »Wir aßen und tranken und schliefen dann ein. Als nächstes weiß ich nur, dass der da« – empört zeigte er auf Barbatil – »und seine Mannen mich in den Bach warfen. Mich, den Sohn des mac’htiern! «
    Eindringlich sah Fidelma ihn an. »Willst du behaupten, dass du dich von dem Zeitpunkt, da du eingeschlafen warst, bis zum unsanften Gewecktwerden durch Barbatil an nichts erinnern kannst?«
    Wieder hefteten sich seine Augen auf den Fußboden. Er überlegte angestrengt. »Ich schlief«, begann er langsam. »Ich wurde irgendwie wach, jemand hielt mich fest. Ja, ich erinnere mich wieder. Das Feuer war ausgegangen, ich konnte um mich herum nur sich bewegende Schatten erkennen. Sie öffneten mir mit Gewalt den Mund und schütteten mir irgendwas Alkoholisches in die Kehle. Ich dachte, ich müsste ersticken, wehrte mich verzweifelt, dann war alles vorbei. Ich kam wieder zu mir, als man auf mich einschlug. Sie warfen mich ins kalte Wasser. Menschen grölten. Prügelten mich. Behaupteten, ich hätte Argantken erstochen – sie wäre tot. Sie fesselten mich und zerrten mich mit sich. Ich war nur halb bei mir, bekam aber mit, dass sie einen Leichnam trugen. Argantken. Es stimmte – sie war tot. Das war der letzte Gedanke, der mich beschäftigte. Ich verlor wieder das Bewusstsein. Wie lange ich bewusstlos war, weiß ich nicht.«  
    Er machte eine Pause. Alle schwiegen.
    »Als ich erneut zu mir kam, war ich an einem dunklen, moddrigen Ort. Es stank, stank fürchterlich, so wie ich jetzt. Man hatte mich in einen Stall zu den Schweinen gesperrt.

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