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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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ging darauf zu. Bei dem Geräusch der Schritte hob das Tier den Kopf und blinzelte sie an. Langsam erhob es sich, reckte sich auf allen Vieren und miaute.
    »Luchtigern!«, entfuhr es Fidelma. Sie bückte sich und streichelte die Katze. »Bist du es wirklich?«
    Der Kater schnurrte und streckte sich erneut. Fidelma tastete ihn ab. Tatsächlich, da war der kleine Pechklumpen, der immer noch im Nackenfell klebte.
    »Es ist wirklich der Schiffskater von der Ringelgans . Also hat er es ans Land geschafft. Hatte ich es mir doch gedacht. Das heißt, das Schiff muss hier irgendwo in der Nähe sein. Man kann nur hoffen, dass die Mannschaft es ebenfalls überlebt hat.«
    Eadulf wünschte sich insgeheim, er hätte nicht ganz so eilfertig Fidelmas Vermutung von der Hand gewiesen, als sie den Kater zum ersten Mal bei ihrer Ankunft in der Abtei gesehen hatten.
    »Kannst du den Kater so lange bei dir behalten, Aourken, bis … bis …« Fidelma hoffte, dass Wenbrit, der Schiffsjunge, der sich immer um den Schiffskater gekümmert hatte, noch am Leben war.  
    Mit einem gutmütigen Lächeln brachte Aourken den Satz für sie zu Ende: »Bis er zu seinem rechtmäßigen Herrn zurückkann? Keine Angst, er kann bei mir bleiben. Ihr aber passt bitte gut auf euch auf. Wir haben unruhige Zeiten. Ich habe Abt Maelcar nicht gemocht, doch auf so eine Art umzukommen, wünscht man keinem.«
    Fidelma schaute sie neugierig an.
    »Du weißt, wie er zu Tode gekommen ist?«
    »Iuna hat es mir erzählt.«
    »Wann?«
    »Heute Morgen.«
    »Heute Morgen? Wo hast du sie gesehen?«
    Aourken stutzte bei Fidelmas sich überstürzenden Fragen.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte sie zurück.
    »Nichts, dass es dich in Sorge versetzen müsste«, wich Fidelma aus und lächelte verkrampft.
    »Ich war heute früh mit anderen Frauen aus dem Dorf zu einer Bucht nördlich von hier nach Austern unterwegs.«
    »Eine Bucht, die sich zum Kleinen Meer öffnet, wie ihr es nennt?«                
    »An der Nordseite der Halbinsel, ja. Man muss nicht weit laufen von hier, und die Austern sind gut.«
    »Und dort hast du Iuna getroffen?«
    »Ja. Sie brauchte Austern für Brilhag und sucht sie sich immer selbst aus.«
    »Wann heute Morgen war das?«
    »Tja, wann? Das muss so gegen Vormittag gewesen sein. Die Sonne stieg bereits hoch.«
    Fidelma zog die Stirn kraus und rechnete insgeheim nach. Sie hatte einen Fehler gemacht. Einen schwerwiegenden. Trifina hatte nicht gelogen. Iuna konnte gar nicht mit Iarnbud nach Govihan gesegelt sein. Es blieb ihr nicht die Zeit, mit sich ins Gericht zu gehen.
    »Was du gesagt hast, ist für mich sehr hilfreich, Aourken. Und kümmere dich gut um den Kater.«
    »Selbstverständlich. Der macht keine großen Umstände, aber ich glaube, er sehnt sich nach seinem richtigen Herrn.«
    Fidelma war schon im Gehen, drehte sich aber noch einmal um.
    »Da wäre noch eine Sache. Du hast mir erzählt, du kanntest Abt Maelcar, als er als junger Mann hier war. Hat er da jemals über seine Familie gesprochen?«
    Ihre Frage überraschte Aourken.
    »Kaum. Seine Eltern waren bei einem Überfall der Franken umgekommen. Da war er noch klein. Man gab ihn nach Meven ins Kloster, wo er aufwuchs. Dann kam er hierher.«
    »Meven. Wo liegt das?«
    »In den Wäldern von Brekilien, nördlich von hier.«
    »Weißt du, ob er noch Geschwister hatte?«
    Aourken dachte nach.
    »Ich glaube nicht. Er hat eigentlich immer von sich als Einzelkind gesprochen.«
    »Ah ja«, meinte Fidelma gedankenverloren. »Das hilft mir ein Stück weiter. Vielen Dank noch mal.«
    Sie verabschiedeten sich endgültig und machten sich auf den Rückweg zur Abtei. Dort trennten sie sich von Bruder Metellus, stiegen auf ihre Pferde und ritten Richtung Brilhag.

KAPITEL 15
    Es war schon dunkel, als sie die Burg Brilhag erreichten, alle waren erschöpft. Fidelma wollte Iuna sofort befragen, doch Eadulf überzeugte sie, es wäre besser, damit bis zum anderen Morgen zu warten. Nach einer ungewöhnlich schweigsamen Abendmahlzeit begab man sich rasch in die Schlafkammern.
    Als Fidelma und Eadulf am nächsten Tag hinunter in die Große Halle kamen, fanden sie dort aber nur Bleidbara vor, der trübselig ins Feuer starrte.
    »Riwanon ist schon früh von der Burg geritten«, teilte er beklommen mit. »Sie hatte den Wunsch, in der Kapelle zu beten, die nicht weit von hier am Ufer steht.«
    »Deswegen ist sie losgezogen?«, erkundigte sich Fidelma verwundert. »Warum hat man sie nicht zurückgehalten,

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