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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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»Ich habe noch nie eine Seeschlacht erlebt.«
    Im Halbdunkel sah er, wie Bleidbara mit finsterer Miene Heraklius zunickte. »Der Wildesel steht aufgebockt auf dem Bug. Wollen mal sehen, ob diese kleine Erfindung das hält, was wir uns von ihr versprechen. Wenn nicht, rüsten wir uns zum Gefecht und werden erfahren, ob unser Rammsporn stärker ist als ihre Bordwand, unsere Pfeile zielsicherer sind als ihre.«
    Mit dieser Auskunft konnte Eadulf wenig anfangen. »Was für ein Wildesel?« Er blickte angestrengt zum Bug, aber es war noch zu dunkel, um irgendein Tier zu erkennen. Das Einzige, was er ausmachen konnte, war Segeltuch, das über ein seltsames Holzgestell geworfen war. Man hatte es am Abend zuvor an Bord gehievt.
    Heraklius berührte ihn am Arm und wies auf die Abdeckung. »Unser Onager ist eine Art Katapult, das schon die römischen Legionen benutzt haben. Sie nannten es Wildesel, weil die Wurfmaschine wie ein Maultier ausschlägt, wenn das Geschoss weggeschleudert wird«, erklärte er. »Ich habe einige Männer in der Bedienung des Kampfgeräts unterwiesen, und wenn alles gutgeht, müssen wir nicht nahe an das feindliche Schiff heran. Die Reichweite unserer Schleuder beträgt gut und gerne tausend Schritte.«
    »Du hoffst, das Schiff leckzuschlagen, indem du es mit Steinen bewirfst?«
    Heraklius lächelte nur geheimnisvoll und schüttelte den Kopf.
    In der Stunde, die nun folgte, hatte Eadulf ausreichend Gelegenheit zu bereuen, dass er sich auf diese Schiffsreise eingelassen hatte. Fahrten über Wasser waren ihm stets ein Gräuel, und nun, da die erste Erregung des Jagdfiebers abklang, wurde ihm klar, dass er sich auf einem Schiff befand, das einer Teufelsbarke begegnen sollte, die zurückschießen würde. Angst beschlich ihn, doch das jetzt zu zeigen, wäre wenig mannhaft gewesen. Er musste ebenso unbekümmert erscheinen wie Bleidbara und Heraklius. Noch nie hatte er miterlebt, wie sich zwei Schiffe ein Gefecht auf hoher See liefern; er stellte sich das gewalttätig und blutrünstig vor. Sein Mönchsgewand würde ihm in dieser Schlacht keinen Schutz bieten. Am liebsten hätte er Bleidbara gefragt, wie er sich während des Angriffs verhalten sollte, wollte sich dann aber keine Blöße geben.
    Aus Südwest kommender ablandiger Wind blähte jetzt die Segel und trieb ihr Gefährt voran. Ein Band weißer Gischt breitete sich auf beiden Seiten des Bugs aus, leuchtete phosphoreszierend und war auch im Finstern deutlich zu sehen. Die Dunkelheit schwand allmählich. Noch stand der Mond über dem Horizont, war eine bleiche weiße Scheibe geworden. Am blassen Himmel wirkte er wie ein Büschel auseinandergezupfter Schafwolle. Backbords lag die zerklüftete Küste der Halbinsel Rhuys, auf der dicht bewaldete Hügel einen finsteren Wall bildeten. Steuerbords tauchten aus dem Morgennebel die gewölbten Rundungen kleiner Inseln auf. Der Steuermann schien mit all den Tücken des Kleinen Meers vertraut. Geschickt bewegte er das Ruder um wenige Grade hin und her, um unter und über dem Wasser stehenden Felsen auszuweichen. Er schätzte sicher die Entfernung zu ihnen ein, noch ehe Eadulf sie überhaupt bemerkt hatte.
    Plötzlich rief Bleidbara einen Befehl, woraufhin einer der Matrosen in die Wanten sprang und bis zum Topp des Hauptmastes kletterte. Es dauerte nicht lange, da rief er dem Kapitän etwas zu. Der verstand und presste die Lippen zusammen.
    »Die Morgensonne geht hinter uns auf«, erläuterte er Eadulf. »Wenn unsere Gegner genau vor uns sind, sehen sie uns herankommen, noch bevor wir ihre Segel erkennen können. Deshalb habe ich einen Mann hochgeschickt, damit er sie beizeiten ausmacht.«
    Dass man von der Mastspitze ein anderes Schiff eher sehen konnte, leuchtete Eadulf ein.
    Schweigend segelten sie noch eine Weile dahin; man spürte, wie die Anspannung unter der Mannschaft wuchs. Von der Mastspitze ertönte wieder ein Ruf.
    »Er Lannig in Sicht«, brummte Bleidbara. »Backbord müssen wir uns halten mit Kurs Nordwest.« Dem Rudergänger rief er hastig zu: »Von der Südspitze freikommen, da stehen Unterwasserfelsen.«
    Während die Kormoran nordwärts schwenkte, klärte Heraklius Eadulf auf: »Die Insel muss ein Zentrum heidnischer Götterverehrung gewesen sein. Ich habe mich da einmal umgetan. Die Überreste von zwei Kreisen aus aufrecht stehenden Steinen befinden sich dort. Kannst du sie erkennen?« Eadulf erblickte die Umrisse von ausgezackten Felssäulen, die im Bogen im Meer verschwanden.
    »Einer der

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