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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Geschrei wären ihm eine willkommene Abwechslung gewesen, doch heute berührte ihn das nicht.
    Die Sonne stand bereits im Zenit, als sie Aourkens Steinhütte erreichten. Ihre Wirtin war gerade dabei, frisch gebackenes Brot aus dem Lehmofen zu ziehen. Sofort machte sie sich daran, ihren Gästen Schalen mit einer Fischsuppe und Brot aufzutischen.
    »Das Kleine Meer habt ihr also gesehen?«, fragte sie, sobald sich alle gesetzt hatten.
    »Es ist genau so, wie du es geschildert hast«, erwiderte Eadulf ausweichend.
    Aourken blickte Fidelma aufmerksam an. »Aber du hast nicht gesehen, was du zu sehen hofftest.«
    Fidelma konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen. »Ich habe gesehen, was du mir beschrieben hast. Sonst weiter nichts.«
    Aourken nickte mitfühlend. »Schön ist es dort, aber ich kann mir vorstellen, du wirst keinen Blick dafür gehabt haben.«
    »Leider war das so.«
    »Die See und die Schwermut, das lässt einen nicht los«, sagte die Fischerwitwe bedächtig. »Doch jetzt langt zu und esst. Ihr habt einen tüchtigen Marsch hinter euch.«
    Fidelma war niedergedrückt. Wider alle Vernunft hatte sie sich eingebildet, etwas entdecken zu können, das Aufschluss über Luchtigerns Auftauchen gab. Die einzige Erklärung konnte doch nur sein, dass das Schiff in einen Hafen in der Nähe gebracht worden war. Weshalb hatte er aber das Schiff verlassen, auf dem er zu Hause war? Gewiss, Kater streunten eher umher als Katzen, doch eine Schiffskatze blieb normalerweise an ihrem angestammten Platz.
    »Es ist schon so, wie Bruder Metellus gesagt hat«, meinte Aourken und stellte das Brot auf den Tisch. »Wenn die Piraten sich irgendwo im Morbihan versteckt halten, wird es dir kaum gelingen, sie aufzuspüren. Jahrelang könntest du die Inseln absuchen und in die Buchten und Flüsse fahren, nicht einmal ein großes Schiff würdest du entdecken.« Sie hielt inne und schien zu überlegen.
    Fidelma bemerkte ihr Zögern und fragte sofort eifrig: »Hast du eine Idee, die uns weiterbringt?«
    »Wenn sich wirklich ein Seeräuber in den Gewässern hier aufhält, dürfte unser mac’htiern davon erfahren haben.«
    »Der Gebietsherr?«, vergewisserte sich Eadulf. »Lord Canao?«
    »Unser Oberhaupt. Er hat das Amt des curulis magistratus. «
    »Der ist aber in Naoned, wie wir gehört haben«, dämpfte Fidelma die aufflackernde Stimmung.
    Aourken nahm ihre Mitteilung mit Achselzucken hin. »Also ist er noch nicht zurückgekehrt. Habe ich nicht gewusst. Schade. Er genießt großes Ansehen und ist der Schirmherr der Abtei. Seinen Töchtern habe ich Latein beigebracht, als sie Kinder waren.« Sie schwelgte in der Erinnerung. »Ich habe gern unterrichtet, auch wenn ich nur wenige Schüler hatte. Die jüngere Tochter, eigentlich ist sie seine Ziehtochter, war sehr ehrgeizig und leider reichlich hochmütig.« Die Alte lächelte versonnen. »Einmal hat sie erklärt, wenn sie groß sei, würde sie nicht nur über die Halbinsel herrschen wollen, sondern über ganz Bro-Waroch und über jedes Königreich der Bretonen …«
    Ungeduldig hatte Fidelma ihr zugehört. »Es nützt uns herzlich wenig, wenn dieser Herr auf Brilhag sich in Noaned aufhält.«
    »Wenn überhaupt jemand etwas von solchen Sachen weiß, dann ist er es«, stellte Aourken bedauernd fest. »Möglicherweise kann sein Sohn Macliau helfen. Allerdings ist der nicht halb so tüchtig wie sein Vater. Er verbringt seine Zeit zu oft mit Wein und … na ja, Weibern.«
    »Bislang war nie von einem Sohn die Rede. Wo könnten wir den finden?«
    »Würdest du ihn aufsuchen wollen?«, fragte Aourken überrascht.
    »Wie sonst sollten wir weitere Auskünfte erhalten?«
    »Er lebt auf der Burg seines Vaters. Burg Brilhag liegt von hier aus gesehen uns gegenüber an der Nordküste; sie thront gewissermaßen über dem Morbihan.«
    »Dann sollten wir uns vielleicht gleich aufmachen und …«
    Doch Fidelma konnte ihren Satz nicht zu Ende bringen, denn ganz in der Nähe hörten sie eilige Schritte. Bruder Metellus kam angekeucht, völlig außer Atem, Schweißtropfen auf der Stirn. Er schien heftig erregt.
    »Was gibt es, Bruder?«, fragte Aourken und stand auf.
    Bruder Metellus holte tief Luft. »Ich bringe Nachricht von Biscam und seinen Söhnen«.
    »Ist er in der Abtei eingetroffen?«, wollte Eadulf wissen.
    »Nein, eben nicht«, erwiderte er fast tonlos und mit gramverzerrter Miene. »Ich muss euch Schreckliches berichten.«
    Fidelma zog die Augenbrauen zusammen. »Würdest du so gut sein und uns

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