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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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scharfen Stoß gegen die Schulter. Das war ein Pfeil. Ich stürzte zu Boden und bekam mit, wie auch meine Gefährten fielen. Ich hörte noch, wie sie aufschrien vor Überraschung und Schmerz. Dann wurde mir schwarz vor Augen. Die Angreifer müssen gedacht haben, ich sei tot wie die anderen. Als ich zu mir kam, waren die Esel mitsamt den Packsäcken weg. Bloß die Toten lagen da. Biscam habe ich gesehen, seine Söhne … alle tot. Nur ich lebte noch.«
    »Erzähl der Schwester, was du gesehen hast, bevor du ohnmächtig wurdest«, drängte ihn Bruder Metellus.
    »Die Räuber sprangen von den Bäumen und kamen aus den Büschen, durch die sich unser Pfad schlängelte. Sie hatten Bögen schussbereit in den Händen und auch Schwerter …
    »Und weiter …?«, ermunterte ihn Bruder Metellus.
    »Ihr Anführer …«
    »Ja, ihr Anführer? Erzähl! Was war mit dem?«
    »Der war ganz in Weiß gekleidet und trug eine Maske. Ein schmächtiger Kerl war das mit schriller Stimme.«
    Fidelma atmete tief durch und sah Eadulf bedeutungsvoll an. »Kannst du uns noch mehrüber den Mann sagen?«, flüsterte sie.
    Berran versuchte, sich zu erinnern. »Ich hatte starke Schmerzen und verlor das Bewusstsein. Irgendwann kam ich wieder zu mir. Da ich wusste, der Waldpfad geht zur Abtei, habe ich mich dorthin geschleppt.«
    Bruder Metellus wandte sich an Fidelma. »Nun weißt du, warum ich wollte, dass du das hörst. Der Anführer war in Weiß gekleidet, genau wie du es beschrieben hast.«
    Fidelma nickte nachdenklich. »Sag, Berran, hast du irgendwelche Gerüchte oder Berichte von Raubmördern in dieser Gegend mitbekommen? Bist du schon mal in ähnlicher Weise überfallen worden?«
    Der junge Mann hatte eine Schmerzattacke und verzog den Mund. »Dass irgendwer Kaufleute im Bro-Waroch überfallen hätte, habe ich nie gehört. Aber als wir vor zwei Tagen auf die Halbinsel gelangten, sprach man davon, dass Bauernhöfe hier in der Gegend geplündert wurden. Früher ist so etwas nie passiert.«
    »Noch eine Frage, Berran. Hast du etwas Auffälliges an der Räuberbande bemerkt? Außer dass ihr Anführer ein schmächtiger Mann in Weiß war?«
    »Was ich zu sagen wusste, habe ich gesagt.«
    »Und du hast keine Ahnung, woher sie gekommen sein können …?«
    »Schluss damit!« Die Stimme von der Tür klang hart und herrisch.
    Alle fuhren herum. Dort stand Abt Maelcar und starrte sie erbost an. »Habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt, Schwester Fidelma? Du bist unerwünscht in den Gefilden der Abtei und erst recht in Häusern, die den Angehörigen unserer klösterlichen Gemeinschaft vorbehalten sind.«
    Bruder Metellus trat vor. »Daran trage ich die Schuld, Vater Abt. Dieselben Leute, die Schwester Fidelma und Bruder Eadulf auf See hinterhältig angegriffen haben, sind über Biscam und seinen Tross hergefallen. Ich fand, unsere Schiffbrüchigen sollten hören, was Berran darüber zu berichten weiß.«
    Der Abt blieb unzugänglich. »Du wagst es, mir den Gehorsam zu verweigern? Du kennst doch meine Anweisungen!«
    »Ist es nicht wichtiger zu klären, wer die Mörder sind, als die Regeln der Gemeinschaft peinlich genau zu beachten?«, widersetzte sich Bruder Metellus.
    Auflehnung konnte der Abt nicht dulden. Er lief rot an. Seine Augen blitzten. »Du bietest mir Trotz?«, schrie er.
    Fidelma sah sich bemüßigt einzuschreiten. »Abt Maelcar, wir befinden uns im Siechenhaus. Ein Verwundeter liegt hier und leidet. Wenn du weiter deine Stimme erheben möchtest, sollten wir uns nach draußen begeben.«
    Dem Abt stockte der Atem. Die Art, wie sie auftrat, empfand er als Unverschämtheit und war fürs Erste sprachlos.
    Eadulf hingegen wusste, dass Fidelma damit nicht mehr tat, als den Gesetzen ihres Landes nachzukommen. Es gab sehr genaue Vorschriften darüber, wie Spitäler zu leiten waren; nichts war erlaubt, was die Ruhe eines Patienten stören konnte. Das galt auch für die Umgebung eines Hauses, in dem ein Kranker gepflegt wurde, weder bellende Hunde noch lärmende Menschen wurden geduldet. Er stellte sich halb vor Fidelma, sah den Abt an und erklärte nüchtern und bestimmt: »Ich schlage vor, dass wir dem Verletzten seine Ruhe gönnen und unser Gespräch draußen fortsetzen. Sich über die Einhaltung von Regeln zu streiten, wenn ein Mensch mit dem Leben ringt, scheint mir nicht angebracht.« Er wandte sich dem besorgt aussehenden Arzt zu und deutete ihm mit einem Lächeln seinen Dank an. Dabei konnte er sich nicht des Eindrucks erwehren, dass den

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