Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
machte Eadulf seinem Ärger Luft. »Ich jedenfalls habe Iarnbuds Beitrag zur Unterhaltung keineswegs als anregend empfunden, sondern als ziemlich verletzend«, begann er, doch Fidelma legte warnend einen Finger an die Lippen.
    »Du kannst die Geschichte nicht ungeschehen machen, und du kannst die Leute nicht daran hindern, ihre Ansichten drüber zu äußern.«
    »Und was hältst du von den albernen Geistergeschichten, denen zufolge Fischer in der Nacht die Seelen der Toten befördern?«
    Fidelma verzog die Miene. »Mir scheint, dass Iarnbud, und wenn man es genau überlegt, auch Macliau und seine Schwester nicht wollen, das wir nachts seltsamen Lichtern an der Küste nachspüren. Ihre Gespenstergeschichte sollte uns abschrecken. Deshalb habe ich sie am Ende auch gelten lassen.«
    »Du glaubst also nicht an solche Erscheinungen, wie sie Iarnbud geschildert hat?«
    »Eigentlich müsstest du mich besser kennen«, rügte sie ihn. »Außerdem habe ich Prokopios gelesen.«
    Eadulf runzelte die Stirn. »Prokopios?«
    »Den byzantinischen Geschichtsschreiber, der in seiner Geschichte der Kriege Justinians auch über die Kriege mit den Goten berichtet hat. Es ist gerade hundert Jahre her, dass er diese Geschichte über die Verschiffung der Seelen aufgeschrieben hat als einen Volksglauben aus genau dieser Gegend in Gallien.«
    »Nehmen wir an, die Geschichte wurde uns wirklich aufgetischt, um uns davon abzuhalten, herauszufinden, was sich unten am Ufer tut. Was gedenkst du nun zu unternehmen?« Eadulf war zum Fenster gegangen und betrachtete den Küstenbereich, in dem sie die Lichter gesehen hatten. Jetzt sah man dort keine Lichter und auch niemand, der sie hin und her trug. Lichtpünktchen von den entfernteren Inseln waren freilich erkennbar.
    Das große Schiff hingegen war noch einigermaßen gut als dunkler Schatten, der in der Bucht lag, auszumachen.
    »Jetzt ist es zu spät, aber wir sollten morgen an den Strand gehen, vielleicht können wir etwas entdecken. Vor allem möchte ich das Schiff genauer betrachten, möchte sehen, ob es schwarz ist und ob es eine Taube am Bug hat.«
    »Ich bezweifele, dass wir etwas sehen werden«, entgegnete Eadulf und ging zurück zum Bett. »Sie sind doch gewarnt, nachdem sie erfahren haben, was uns zugestoßen ist, und haben Zeit fortzuschaffen, was wir nicht sehen sollen.«
    »Aber warum überhaupt das ganze Theater? Sie könnten uns einfach mundtot machen. Der Piratenkapitän hatte nicht die geringsten Hemmungen, Bressal oder Murchad abzuschlachten.« Ein anderer Gedanke beschäftigte sie. »Ich versuche dahinterzukommen, was für eine Beziehung zwischen Macliau und Argantken besteht. Ihr geht doch jedes Benehmen und jegliches Feingefühl ab.«
    »Nichts einfacher als das«, sagte Eadulf achselzuckend. »Sie ist seine Konkubine.«
    Seine Schlussfolgerung wollte Fidelma nicht gleich einleuchten. »Würde der Sohn eines Gaugrafen seine Konkubine auf die Burg seines Vaters bringen? Sie weiß sich doch überhaupt nicht zu benehmen, hat keinerlei Anmut …«
    »De gustibus et coloribus non est disputandum« , zitierte Eadulf. Über Geschmack und Farben lässt sich nicht streiten. Er wollte sich eben hinlegen, da hörten sie von unten Stimmengewirr. Zwei Personen stritten sich lautstark in der Sprache der Bretonen. Worum es ging, war nicht zu verstehen, doch die Stimmen kamen ihnen bekannt vor.
    »Da hast du es«, frohlockte Eadulf. »Ich könnte wetten, Macliau und Argantken liegen sich in den Haaren.«
    Fidelma schwang sich aus dem Bett, ging zum Fester und lauschte. Die Stimmen waren noch eine Weile zu vernehmen, dann war plötzlich Ruhe. Fidelma wandte sich um und versicherte ihm: »Die Wette würdest du verlieren.«.
    »Warum? Wer könnte es sonst sein, wenn nicht die beiden?«
    »Das war Trifina, und ich könnte schwören, die andere Stimme war die von Bleidbara.«
    Eadulf schüttelte den Kopf. »Selbst wenn dem so ist, woher nimmst du die Gewissheit?« 
    »Ist dir aufgefallen, dass Bleidbara in Lady Trifina vernarrt ist, die ihn aber geflissentlich übersieht? Dabei macht ihm das Mädchen mit dem dunklen Haar, die uns bedient hat, ›Kuhaugen‹, er seinerseits aber tut so, als sei sie Luft für ihn.«                 
    Der Ausdruck »Kuhaugen« war Eadulf nicht geläufig, dennoch verstand er die Bedeutung sofort.
    »Worüber mögen die sich gestritten haben«, überlegte Fidelma, während sie die Bettdecke zurechtzog.
    »Unerwiderte Liebe vielleicht? Manchmal willst du

Weitere Kostenlose Bücher