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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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der Britannier auf und holte die Bischöfe zu einer Unterredung zusammen. Als sie erschienen, blieb er sitzen, erhob sich nicht einmal, um seine Mitbrüder zu begrüßen, was der Brauch verlangt hätte. Er tadelte sie, weil sie noch keinen Versuch unternommen hätten, die Angeln und Sachsen zu bekehren, und ließ danach eine Strafpredigt los über ihre Sitten und Gebräuche und ihre Art, den Gottesdienst zu gestalten. Er verlangte, sie sollten ihn dabei unterstützen, die Sachsen zu bekehren, auch sollten sie seine Kirche im alten Hauptort der britannischen Cantii als ihr geistliches Zentrum anerkennen.«
    Eadulf grübelte. »Die Cantii?«
    »Ihr nennt die Stadt oder die Burgsiedlung der Cantii Canterbury. Augustinus war herrschsüchtig und ungebildet. Hatten die Britannier nicht bereits größere und ältere Zentren ihres Glaubens? Da waren das von Ninian gegründete große Candida Casa mit seiner reichen Bibliothek oder Dewis Abtei Menevia. Die britannischen Bischöfe ließen sich nicht einschüchtern und waren nicht bereit, sich diesem ungehobelten Emporkömmling aus Rom zu unterwerfen. Der verlor die Beherrschung und drohte ihnen an, die Sachsen würden über sie kommen und an den Britanniern dafür Rache nehmen, dass sie sich weigerten, sich seinen Bedingungen zu beugen. Augustinus begab sich zu seiner neu bekehrten sächsischen Gemeinde zurück, ernannte Ethelbert, den König von Kent, zum Bretwalda, zum Herrscher über alle Britannier.« Iarnbud hatte sich in Zorn geredet. »Daher flohen die Britannier weiterhin vor der Anmaßung der Sachsen und suchten sich neue Lande, in denen sie in Ruhe und Frieden leben konnten.«
    Bleidbara stand unvermutet auf. »Verzeiht. Ich muss früh am Morgen an Bord meines Schiffes sein und da meinen Pflichten nachkommen.« Der Krieger wünschte allen »eine gute Nacht« und ging zu der Tür hinaus, die in den Küchenbereich führte.
    Kaum war er fort, erhob sich auch Argantken und sagte aufgebracht etwas zu Macliau. Der junge Mann starrte kurz vor sich hin und hatte Mühe, seinen Blick auf das Mädchen zu richten. Für Fidelma war das ein Zeichen, dass er zu reichlich von dem Wein genossen hatte. Macliau entgegnete mit schwerer Zunge etwas. Sie gab ihm eine unverschämte Antwort und stampfte mit dem Fuß auf. Iarnbud zuckte nur die Achseln, doch Macliau wurde hochrot und beschimpfte sie wütend. Das Mädchen presste die Lippen zusammen und ging mit energischen Tritten durch den Saal und die Treppe hoch.
    Macliau blickte die am Tisch Verbliebenen mit einem dümmlichen Grinsen an, das offensichtlich eine Entschuldigung andeuten sollte. Bruder Metellus tat, als sei ihm die Verstimmung nicht aufgefallen. »Wir haben alle unsere menschlichen Schwächen«, sagte er und lenkte zu dem eben geführten Gespräch zurück. »Augustinus war ein Fremdling in einem ihm fremden Land. Er war Mönch im Kloster auf dem Monte Celio in Rom gewesen. Vor seiner Mission unter den Angelsachsen hatte ihn der Papst zum Abt geweiht, doch über die Wesensart und die Geschichte der Britannier hatte man ihn falsch unterrichtet.«
    »Entschuldigt Dummheit denn alles? Habt ihr Römer nicht sogar die Redensart ›ignorantia non excusat‹? «, stichelte Iarnbud.
    Macliau lachte vergnügt und nickte zustimmend. »Gut pariert, Iarnbud. Immer wieder habe ich Spaß bei deinen Besuchen. An Streitfragen fehlt es dabei nie.«
    Fidelma war aufmerksam geworden. »Demnach wohnst du nicht hier auf dem Burggelände, Iarnbud?«
    Der bretat verneinte. »Mir ist es lieber, auf meinem kleinen Schiff zwischen den Inseln zu wohnen. Unter freiem Himmel zu leben, gefällt mir am besten.«
    »Vor den Dieben und Mördern, die hier ihr Unwesen treiben, fürchtet du dich wohl nicht?«, fragte Eadulf.
    Der Bleichgesichtige verzog die Lippen zu einem Lächeln. »Ich und mich fürchten? Furcht habe ich nur davor, dass der Himmel einstürzt und mich zermalmt, das Meer sich erhebt und mich ertränkt oder die Erde sich auftut und mich verschlingt.«
    Fidelma erkannte die uralte keltische Beschwörung, die besagte, man fürchte sich vor gar nichts. Sie schaute Eadulf an und hielt die Hand vor den Mund, um ein Gähnen zu verbergen. Er begriff sofort, erhob sich und verneigte sich knapp vor Macliau. »Wir haben einen sehr langen Tag gehabt und möchten uns mit deiner gütigen Erlaubnis zurückziehen.«
    Sie gingen hinaus und ließen Macliau, Bruder Metellus und Iarnbud zurück, die sich weiter unterhielten.
    Sobald sie in ihrem Gemach waren,

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