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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Die Logik war nicht schlüssig, ihre Schlussfolgerung beruhte nur auf dem rätselhaften Auftauchen von Luchtigern, denn wie sonst hätte der Kater zur Abtei gelangen können?
    »Wenn tatsächlich mehrere Auslegungen der Vorgänge möglich sind, ist es die Aufgabe einer dálaigh , der Sache auf den Grund zu gehen und die richtige herauszufinden«, erklärte sie.
    Er wollte etwas erwidern, aber da klopfte es. In der Tür erschien das griesgrämig dreinblickende Mädchen, das am Abend zuvor die Dienerschaft angeleitet hatte. Ihr Blick wanderte zwischen den beiden hin und her.
    »Ich bitte um Entschuldigung, aber ich habe euch sprechen gehört und wollte nur wissen, ob ich irgendwie behilflich sein kann. Wenn ihr es wünscht, lasse ich das Frühstück anrichten.«
    Ohne weiter zu überlegen, antwortete Fidelma, sie würden sich erst waschen und später zum Frühstück hinunterkommen.
    Das Mädchen neigte den Kopf und wendete sich zum Gehen, als Fidelma plötzlich einen Einfall hatte.
    »Einen Moment noch«, rief sie, woraufhin sich die Bedienstete erwartungsvoll zu ihr umblickte. »Was ist deines Amtes hier?«
    »Ich bin die Hausverwalterin, bin verantwortlich für alle Dinge im Hause und stehe der gesamten Dienerschaft vor.«
    »Du sprichst ein ausgezeichnetes Latein. Wie heißt du?«
    »Iuna, Lady.« Ein kaum merkliches Lächeln umschlich ihre Lippen, kam aber nicht zur Entfaltung. Man hatte den Eindruck, als wäre die junge Frau darauf bedacht, keinerlei Gefühlsregungen erkennen zu lassen. »Es scheint dich zu wundern, dass eine einfache Dienerin gebildet sein kann. Du bist in Armorica, Lady. Man nennt es jetzt Klein-Britannien wegen der vielen Flüchtlinge aus Britannien, die im Laufe der Jahrhunderte zu uns gekommen sind.«
    Es klang wie eine Lehrstunde in Geschichte, und Eadulf empfand es auch so. Da er aus seinem Erstaunen keinen Hehl machte, fuhr sie beflissen fort: »Der Landstrich hier gehörte zu Gallien, wurde von den Römern erobert und wurde vor vielen Jahrhunderten eine Provinz ihres Reiches. Über Generationen hinweg wuchsen viele aus den höhergestellten Familien zweisprachig auf, beherrschten neben ihrer Muttersprache auch Latein. Ebenso waren viele der Britannier, die herkamen, des Lateinischen mächtig, denn selbst Britannien war eine Provinz von Rom. Es ist also keineswegs verwunderlich, wenn viele hier Latein so gut wie ihre Muttersprache sprechen.«
    »Das erklärt dann auch, warum dein Latein anders klingt als das, was wir gelernt haben«, meinte Eadulf.
    Fidelma hielt es für angebracht, seine Bemerkung etwas näher zu erläutern. Sie hatte Sorge, Iuna könnte sie falsch verstehen und auf sich und ihre Sprachbeherrschung beziehen.
    »Hibernia, das Land, aus dem ich komme, hat nie zum Römischen Reich gehört, und das Latein, das wir gelernt haben, basiert auf Werken der alten Schriftsteller und nicht auf der umgangssprachlichen Form, wie du sie als lebende Sprache erlernt hast. Mir ist auch bei Iarnbud aufgefallen, dass er sein Latein nicht aus den klassischen Dichtungen und glanzvollen Reden hat.«
    Sie zuckte gleichgültig mit den Achseln, doch Fidelma glaubte versteckten Argwohn in ihren Augen zu lesen.
    »Wie lange arbeitest du schon hier?«, fragte sie.
    »Fast mein ganzes Leben«, gab sie kurz angebunden zur Antwort. »Kann ich noch mit irgendetwas dienen?«
    »Was für Badesitten habt ihr hier?«, wechselte Fidelma das Thema. »Wir haben gestern Abend kein Bad genommen, und ich mochte nicht darum bitten.«
    »Du brauchst nur deine Wünsche zu äußern, und man wird ihnen nachkommen, Lady.«
    Eadulf war mit den Bräuchen in Fidelmas Heimat vertraut. Die Menschen dort badeten täglich; meist nahmen sie vor dem Abendessen eine Ganzkörperwaschung in heißem Wasser vor. Er selbst fand das immer noch ein wenig befremdlich, denn wo er aufgewachsen war, schwamm man zwar in Flüssen, aber ein eigentliches Bad war eher ungewöhnlich. Beim Bad spielten auch gewisse Düfte und sléic , eine besondere Seife, eine Rolle. Morgens hingegen wusch man sich lediglich Gesicht und Hände und oft auch nur mit kaltem Wasser. Fidelma äußerte also ihre Wünsche, und Iuna versicherte ihr, dass man umgehend Gefäße mit Wasser und die gewünschten Toilettenartikel bringen würde.
    Als sie später die Große Halle betraten, um ihr Frühstück einzunehmen, fanden sie dort nur Iuna vor, die den Tisch deckte.
    »Macliau schläft wahrscheinlich noch, er ist spät zu Bett gegangen«, erwiderte sie auf Fidelmas Frage,

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