18 - Eine Taube bringt den Tod
viele Einzelheiten aus, so auch ihre Verdachtsmomente in Bezug auf Brilhag.
Budic ließ die ganze Zeit kein Auge von ihr, und sie fühlte sich davon unangenehm berührt. Eadulf reagierte noch empfindlicher auf seine Blicke; ihm wurde geradezu unbehaglich zumute.
»Die Würdenträger der hibernischen Kirchen scheinen dich sehr zu schätzen, wenn du sie auf diesem Konzil in Autun beraten solltest«, mutmaßte Riwanon, denn Fidelma hatte ihren Bericht mit ihrer Rückkehr von dem großen Konzil begonnen.
»Ich bin nur Anwältin bei den hohen Gerichten meines Landes«, stellte Fidelma den Sachverhalt richtig, »und die Äbte und Bischöfe, die dem Konzil beiwohnten, wollten sich auf meine Rechtskenntnisse berufen können. Hohe kirchliche Ämter habe ich nicht inne.«
Jetzt ergriff Budic zum ersten Mal das Wort. Er hatte eine angenehme Baritonstimme, wenngleich eine gewisse Arroganz nicht zu verkennen war.
»Bruder Metellus spricht von dir als ›Lady‹. Das ist ungewöhnlich unter Angehörigen des Glaubens und gilt sicher auch für Hibernia, nehme ich an.«
»Mein Bruder Colgú ist König von Muman, dem im Südwesten von Hibernia gelegenen Königreich.«
»Demnach bist du eine Prinzessin, Fidelma«, stellte Riwanon fest. Sie krauste die Stirn und überlegte. »Diese Namen … ich habe sie irgendwo schon mal gehört. Es ist noch gar nicht so lange her.«
Iuna kam mit weiteren Erfrischungen herein. »Ceingar hat deine Sachen ausgepackt und richtet jetzt das Schlafgemach her, Majestät. Ich vermute doch richtig, dass du mit deiner Begleitung hierbleibst, bis der König eintrifft?« Ihre Wortwahl ließ nichts zu wünschen übrig, ihr Ton schon eher.
»Du liegst mit deiner Vermutung richtig, Iuna«, bestätigte Riwanon lächelnd. Fidelma konnte nicht umhin, eine gewisse Feindseligkeit zwischen der Hausvorsteherin und den Neuankömmlingen herauszuhören. Merkwürdig, auch jetzt wieder empfand sie Iunas Gebaren weniger als das einer Bediensteten, sondern mehr als das einer Person, die hier zu bestimmen hatte. Sie schaute unmutig drein, widmete sich aber sogleich ihrer eigentlichen Aufgabe und vergewisserte sich, ob alle mit Erfrischungen versorgt waren, ehe sie ging.
Mit harmlos strahlendem Gesicht nahm Riwanon wieder das Gespräch auf.
»Fahre fort in deinem Bericht, Fidelma von Hibernia, erzähl mir mehr von diesem ungeheuerlichen Abenteuer, das dich hierher geführt hat.«
»Viel mehr gibt es da nicht zu erzählen«, erwiderte Fidelma leidenschaftslos, »nur dass ich entschlossen bin, die Piraten, die unser Schiff überfallen und meinen Vetter getötet haben, ausfindig zu machen. Bressal war Gesandter meines Bruders zu deinem Gatten und hat zwischen unserem und eurem Königreich einen Vertrag ausgehandelt.«
Riwanon horchte auf und saß plötzlich kerzengerade.
»Dein Vetter …? Bressal?«
Leicht überrascht bestätigte Fidelma ihre Frage.
»Mein Kopf hatte mich im Stich gelassen! Nur kamen mir die Namen irgendwie bekannt vor. Du hättest mich erinnern können, Budic«, tadelte sie ihren Leibwächter. »Ich bin deinem Vetter zweimal begegnet, als er bei meinem Gatten vorsprach. Sie haben eine Handelsvereinbarung zwischen deines Bruders Königreich und dem unsrigen abgeschlossen. Er durfte aus den Salzsümpfen von Gwerann eine Ladung Salz mitnehmen. Und jetzt sagst du, es war sein Schiff, das man überfallen hat, und Bressal selbst wurde getötet?«
»Nicht nur er, sondern Murchad, der Kapitän des Schiffes, auch, Majestät, sowie mindestens zwei von der Mannschaft. Alle kaltblütig ermordet von dem Anführer der Seeräuber.«
»Wir sind ebenbürtig, Fidelma«, gemahnte die Frau freundlich. »Nenn mich einfach Riwanon.«
»Das will ich gern tun.«
»Ich fühle mit dir mit, Fidelma«, fuhr sie fort. »Du kannst versichert sein, dass mein Mann nichts unterlassen wird, um den Übeltätern auf die Spur zu kommen.«
»Sie können aber auch längst über die Wasser das Weite gesucht haben«, meinte Budic teilnahmslos. »Leider haben wir an den Küsten hier immer wieder Überfälle von Seeräubern. Wie Heuschreckenschwärme fallen sie über unsere blühenden Häfen her. Die Franken setzen uns nicht nur an den Ostgrenzen vom Land aus zu, sondern bedrohen auch unsere Küsten. Und obendrein noch die angelsächsischen Piraten aus dem Norden …«
Budic hielt inne und grinste Eadulf dreist an. Fidelma hatte den Eindruck, dass er die Worte ganz bewusst gewählt hatte, um zu provozieren. Mit roten Flecken auf den
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