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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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näher. Sie gingen hinaus, um zu sehen, wer die Neuankömmlinge waren, die jeden Moment die Tore passieren würden.
    Etliche Wächter hatten Posten bezogen. Eine Gruppe Reiter kam auf das geöffnete Tor zu. Auf den ersten beiden Pferden saßen zwei Krieger, auf dem nächsten saß eine Frau, eine große, schlanke Person, reich gekleidet. Einzelheiten konnte man nicht erkennen, dazu war sie noch zu weit weg. Ihr folgte eine weitere Frau, hinter ihr ritten wieder zwei Krieger und schließlich zwei Bedienstete, die zwei mit Gepäck beladene Maultiere am Zügel führten.
    Der gesamte Trupp ritt in den Burghof ein und kam vor den Stufen, die zur Großen Halle führten, zum Stehen.
    Einer der Krieger, ein gutaussehender und prächtig gekleideter junger Mann, sprang von seinem Pferd und eilte zu dem Ross mit der hochgewachsenen Frau. Er kniete nieder, so dass sie seine breiten Schultern als Hilfe zum Absteigen benutzen konnte. Alle verharrten in ihrer Stellung, während sie absaß. Dann ging sie langsam auf die Stufen zu. Der junge Krieger folgte ihr und maß mit leicht zusammengekniffenen Augen Bruder Metellus, Fidelma und Eadulf, die dort standen. Wachsam ruhte seine Hand auf dem Schwertgriff. Am Fuße der Stufen blieb man stehen.
    Die Frau war so groß wie Fidelma, ihr Haar honiggelb, hier und da mit einer leichten Rottönung. Den Kopfputz hielt ein güldener Reif, den vorn an der Stirn ein Saphir zierte. Der sonstige Schmuck und ihre Kleider zeugten von ähnlicher Pracht – sie hatte den blauen Reitumhang zurückgeworfen, so dass jeder ihre Aufmachung darunter bewundern konnte. Aber nicht das war es, was Fidelma beeindruckte.
    Die Frau war jünger als sie, und ihr herzförmiges Gesicht war von einer geradezu zarten Schönheit mit ebenmäßigen, fast strengen Zügen. Das gebieterische Kinn verriet eine Herrscherpersönlichkeit. Die Augen waren hellgrau und die Lippen von einem natürlichen Rot. Ihren Mund umspielte ein überraschtes Lächeln, und durch die Grübchen wirkte sie noch jünger.
    Sie nahm die wenigen Stufen und stand im Nu auf gleicher Höhe mit Fidelma. Neugierig musterte sie die Fremde, ehe sie sie in der Sprache der Inselbewohner anredete.
    Nervös hüstelnd trat Bruder Metellus einen Schritt vor und antwortete etwas an ihrer statt. Die hellgrauen Augen wurden eine Spur größer und betrachteten gedankenvoll Fidelma. Bruder Metellus blieb unbeachtet. Als die Unbekannte glaubte, ihr Gegenüber genügend in Augenschein genommen zu haben, sprach sie Fidelma auf Lateinisch an.
    »Ich bin Riwanon, die Gemahlin von Alain, König der Bretonen. Warum werde ich gebeten, mich in der Unterhaltung mit dir der lateinischen Sprache zu befleißigen?«

KAPITEL 9
    Bruder Metellus fühlte sich verpflichtet, die nötigen Erklärungen zu geben und seine Begleiter vorzustellen.
    »Die beiden Fremden hier sprechen nicht die Sprache unserer Insel, Majestät. Es handelt sich um Lady Fidelma von Muman im Land Hibernia. Ihr Gefährte ist Bruder Eadulf von Seaxmund’s Ham im Land der Angeln.«
    Mit regungsloser Miene nahm die junge Frau die Erläuterung zur Kenntnis, den Blick hatte sie unverwandt auf Fidelma gerichtet.
    »Da liegt ein weiter Weg hinter dir und deinem Gefährten.« Es klang wie eine unbeteiligte Feststellung und lud nicht unbedingt zu einer Fortführung des Gesprächs ein.
    Vom Hof her machte Riwanons weibliche Begleiterin durch ein nervöses Hüsteln auf sich aufmerksam. Sie saß immer noch hoch zu Ross und wartete offensichtlich auf die Erlaubnis, absitzen zu dürfen. Riwanon schaute sich kurz um und strafte dann die drei auf der Treppe Stehenden mit einem vorwurfsvollen Blick.
    »Solange man mich nicht in aller Förmlichkeit bittet, einzutreten, müssen meine Bediensteten draußen abwarten, was ich zu tun geruhe. Sind meine Gastgeber im Haus? Weshalb stehen sie nicht hier und bitten mich, über die Schwelle zu treten?«
    Fidelma wurde sich sofort der Ungehörigkeit bewusst, die Gemahlin des Königs auf der Treppe vor der Tür stehen zu lassen. Sie hielt sich ein wenig im Hintergrund, während Bruder Metellus ihr Verhalten zu rechtfertigen suchte. »Verzeih«, stammelte er. »Der mac’htiern ist nicht hier, ebenso wenig sein Sohn Macliau und seine Tochter Trifina. Wir sind nur Gäste und zur Zeit allein. Ich nehme mir deshalb die Freiheit, dich in Abwesenheit der Hausherren einzuladen, näher zu treten, Majestät.«
    »Wie ist dein Name?«
    »Bruder Metellus.«
    Sie zog die Stirn in Falten, machte den Mund auf,

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