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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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herauszufinden, wer Abt Maelcar getötet hat.«
    Argwöhnisch zog die junge Edelfrau die Brauen zusammen. »Das ist schon merkwürdig, einer Fremdländischen solch einen Auftrag zu erteilen.«
    »Es ist nicht das erste Mal, dass ich von Würdenträgern bevollmächtigt wurde, die nicht aus meinem Heimatland stammten«, erwiderte Fidelma gereizt. »Meine Dienste haben Sachsen, Römer und Britannier in Anspruch genommen.«
    »Die Aufgabe stünde dir besser an, wenn du unsere Sprache sprechen könntest«, entgegnete Trifina.
    Fidelma stieg die Röte ins Gesicht, denn sie war sich ihrer mangelnden Sprachbeherrschung sehr wohl bewusst.
    Eine Weile herrschte peinliches Schweigen, dann redete Trifina weiter. »Du behauptest also, Iuna hat mit Iarnbud die Burg in einem Segelboot verlassen und sie haben Kurs auf diese Insel genommen? Das kann ich kaum glauben, und meines Wissens ist Iuna nicht auf dieser Insel.« Sie sprach mit Nachdruck und blickte Fidelma ohne Furcht und Arglist in die Augen. Entweder war sie eine gute Schauspielerin, oder sie sagte die Wahrheit.
    »Du wolltest meine Frage nach Iarnbud beantworten.« Fidelma ließ nicht locker.
    »Iarnbud ist ein harmloser Kerl. Ein armer Irrer aus dem Walde, aber mein Vater kennt ihn von Kindesbeinen an. Er ist meiner Familie treu ergeben. Aus Barmherzigkeit sorgen wir dafür, dass es ihm an nichts fehlt. Er hält sich für den amtlichen bretat oder Richter meines Vaters, wenngleich ich mich seiner Rechtsprechung nicht beugen möchte.«
    »Wie meinst du das?«
    »Seine Vorstellung von Recht und Gesetz besteht darin, Holz zu schlagen und danach zu befinden, ob jemand schuldig ist oder nicht.«
    »Holz schlagen?«, wunderte sich Fidelma.
    »Wir nennen es prenn dethin … das ist ein uralter Volksbrauch. Von einem heiligen Baum werden Späne geschlagen und auf die Erde geworfen. Wie sie fallen, entscheidet, ob der Angeklagte schuldig ist oder nicht. Es ist ein uralter heidnischer Brauch, und lange, bevor Julius Caesar unser Land eroberte, hatte man ihn aufgegeben.«
    Fidelma wusste von einer ähnlichen Verfahrensweise in ihrem Land. »Wir hatten vor langer Zeit auch so einen Brauch, crannacher wurde er genannt. Immerhin zeugte Iarnbuds Wortgefecht mit Bruder Metellus neulich Abend von einem scharfen Verstand und großem Wissen.«
    »O ja. Iarnbud ist auf vielen Gebieten sehr beschlagen. Doch gehört er zu denen, die am Althergebrachten hängen, und in seinem Falle kann das gar nicht weit genug zurückgehen.«
    »Stimmt es, dass er auf seinem Boot irgendwo zwischen diesen Inseln lebt?«
    »Ja. Warum fragst du danach?«
    »Mich beschäftigt der Gedanke, wohin es ihn auf dem Wasser treibt.«
    »Mit dem Abt wird es wohl weniger zu tun haben.« Trifina lachte in sich hinein. »Du glaubst doch nicht etwa, Iarnbud hätte Iuna dazu verleitet, den Abt umzubringen, weil er sich mit ihm übers Christentum und den alten Glauben stritt? Da liegst du falsch. Iarnbud braucht Leute wie Bruder Metellus und Abt Maelcar, bei wem sonst könnte er sich gegen den Neuen Glauben ereifern und sich so in seinen Ansichten bestätigt fühlen. Nein, niemals hätte er Abt Maelcar ermordet.«
    »Eines habe ich im Leben gelernt: Unter gewissen Umständen ist jeder fähig, einen Menschen umzubringen«, legte Fidelma ruhig dar.
    Damit konnte sich Trifina nicht einverstanden erklären. »Philosophisch betrachtet, magst du recht haben, aber praktisch gesehen, bezweifele ich das. Wie dem auch sei, du bist der Meinung, Iuna und Iarnbud sind nach dem Mord am Abt geflohen … jedenfalls zu einer dieser Inseln gesegelt, und deshalb wolltest du ihnen auf den Fersen bleiben. Wenn du mich fragst, ich glaube das nicht.«
    »Mein Bestreben ist nicht, etwas zu glauben, sondern Tatsachen aufzuspüren«, erwiderte Fidelma. »Hast du eine Ahnung, warum Iuna und Iarnbud gemeinsame Sache miteinander machen könnten?«
    »Soweit ich weiß, hat Iuna den Eigenbrötler nicht besonders gern. Sie duldet ihn, weil er zu unserem Familienkreis gehört.«
    »Bist du die älteste Tochter des Herrn auf Brilhag?«, fragte Fidelma unvermittelt, denn ihr war eine Bemerkung von früher eingefallen.
    »Ich bin die einzige Tochter meines Vaters, des Fürsten Canao«, entgegnete Trifina ungehalten.
    »Eine jüngere Schwester hast du nicht?«
    »Natürlich nicht. Was kümmert dich das?«
    »Aourken hat davon gesprochen, dass sie euch in Latein unterrichtet hat, dich und …«
    »Ach, du meinst Iuna, meine Pflegeschwester.« 
    »Das hat Sinn«,

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