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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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einer Art, die auf längeres Miteinander-Vertrautsein schließen ließ. Noch verwunderlicher war, dass Trifina seine Liebesbezeugung mit ebensolcher Leidenschaft erwiderte.
    Bleidbara wandte sich zur Tür, und Fidelma musste rasch handeln. Die einzige Möglichkeit, sich zu verbergen, war eine kleine Nische in der Nähe. Würde der Krieger in ihrer Richtung aus der Tür treten, wäre das ein sinnloses Versteck gewesen. Dankenswerterweise tat er das nicht, drehte ihr den Rücken zu und verschwand durch eine Tür am hinteren Ende des Korridors. Fidelma wartete einen Augenblick, hatte sich bereits entschlossen und eilte ihm hinterher.
    Die Tür öffnete sich zu einem Vorraum, von dem es in einen winzigen Hof ging und weiter zu einem Pfad, der hinunter zum Ostufer der Insel führte. Ein langer Streifen weißen Sandes säumte dort eine runde Bucht.
    Ohne zu merken, dass Fidelma ihm nachschlich, schritt der Krieger rasch den Pfad hinab; unten am Strand erwarteten ihn zwei Männer. Noch ehe sie zu Bleidbara hochschauten, hatte sich Fidelma hinter einen Busch gekauert und beobachtete, was sich abspielte. Man begrüßte sich fröhlich und ging zu einem kleinen Ruderboot, an dem ein weiterer Mann stand. Bleidbara und einer der Männer stiegen ins Boot, die beiden anderen schoben das Gefährt ins Wasser und kletterten hinterher, sobald es auf den Wellen schaukelte.  
    Erst jetzt wurde Fidelma gewahr, dass in der Bucht ein größeres Schiff vor Anker lag, auf das die Männer zuhielten. Zwei der Seeleute trieben das auf den Wogen auf und ab tanzende Boot mit Ruderschlägen voran. Das Schiff war ein großer, aus Holz erbauter Segler. Es war vom Bug bis zum Heck schwarz geteert, nur die vorspringende Backspier und der Vorsteven nicht. Die waren mit einem dunklen Orange angestrichen und ließen das Schiff besonders gespenstisch erscheinen. Fidelma richtete den Blick auf die Mastspitze, an dem eine große weiße Flagge flatterte, auf der ein Vogel abgebildet war – er hatte die Umrisse einer Taube.
    Erregt wollte sie gerade aufspringen, um noch genauer sehen zu können. Da hörte sie leise Tritte hinter sich. Sie fuhr herum. Auf dem Pfad stand Trifina und betrachtete sie mit belustigter Miene. Hinter ihr war einer ihrer Wachleute. Seine Hand ruhte leicht auf dem Schwertgriff.

KAPITEL 12
    Eadulf ging es entschieden besser. Der junge Arzt hatte mit seiner Prognose recht gehabt. Offensichtlich hatte die Todesangst, zu ertrinken, eine Art Benommenheit ausgelöst. Selbst die Kopfschmerzen waren vorüber; der Trunk, den man ihm eingeflößt hatte, war nicht ohne Wirkung geblieben. Er saß am Feuer, griff nach dem Becher auf dem Tisch, trank einen Schluck Wasser und stand auf. Etwas Erfrischendes auf der Zunge zu spüren, tat gut. In der Brust empfand er noch einen dumpfen Schmerz, und auch im Magen rumorte es, als hätte er etwas Verdorbenes gegessen.
    So müßig herumzusitzen, missfiel ihm. Er ging zum Fenster und schaute auf einen Küstenstrich der Insel. Vom Wetter her schien es ein angenehmer Tag zu sein. Ein Feuer wäre bei der Wärme draußen gar nicht nötig gewesen. Er probierte ein paar weitere Schritte und vergewisserte sich, dass er seinen Körper beherrschte und völlig klar im Kopf war. Er spürte weder Schwäche noch Schläfrigkeit; bis auf das Unwohlsein in Brust- und Magengegend war alles in Ordnung.
    Eadulf kannte sich in der Krankenpflege aus und wusste, dass in seinem Zustand ein warmes Getränk ratsam war. Also machte er sich auf die Suche nach dem jungen Arzt, beziehungsweise hoffte er, die Küchenräume der Villa zu finden, wo er sich vielleicht selbst etwas zubereiten konnte. Draußen auf dem Gang stieß er auf die Treppe, die ins Untergeschoss führte. Ein junges Mädchen schrubbte emsig die Stufen und war so in ihre Arbeit vertieft, dass sie ihn erst bemerkte, als er sie ansprach. Er fragte sie nach dem Arzt, worauf sie hilflos etwas stammelte.
    Aufmunternd lächelte er sie an und wiederholte seine Frage. Offensichtlich verstand sie kein Latein, also kramte er in seinen ohnehin spärlichen Kenntnissen des Bretonischen nach einem passenden Wort. Es war vergebens.
    »Culina« , wiederholte er und benutzte das lateinische Wort für Küche. Auch deutete er mit Händen und Lippen Essen und Trinken an.
    Sie erriet seine Gebärden, zeigte auf die Treppe nach unten und sagte etwas in ihrer Sprache, wobei mehrfach das Wort kegin fiel.
    Eadulf dankte ihr und stapfte nach unten. Am unteren Ende der Stufen führte eine Tür

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