18 - Eine Taube bringt den Tod
ich auf der Suche nach Fidelma«, warf Eadulf ein, der glaubte, sich rechtfertigen zu müssen. »Rein zufällig bin ich in den ummauerten Garten gelangt und dort hinausgekommen, wo dieses Steinhaus steht. Ich wollte es mir genauer ansehen, da wurde ich besinnungslos geschlagen. Als ich wieder zu mir kam, stand Heraklius neben mir. Verständlich, dass Fidelma und ich diesem Vorfall nachgehen wollten.«
Trifina lächelte zynisch. »Du bist wirklich eine treue Seele, Eadulf. Erst vor wenigen Stunden hätte diese Dame fast deinen Tod verantworten müssen, und du stehst vom Krankenlager auf und machst dich auf die Suche nach ihr, um ihr beizustehen. Heraklius hat dir auf den Schädel geschlagen, behauptest du. Warum, frage ich? Um dir den Zutritt zur Hütte zu verwehren? Er hätte dich doch einfach auffordern können, dich davonzuscheren.«
Trotzig schob Eadulf das Kinn vor. »Ich hatte sie mir ja noch nicht näher anschauen können, war überhaupt nicht nahe dran. Ich hörte vom Ufer her jemand rufen, blickte nach unten und sah Iarnbud in einem Boot. Da kam der Schlag auf den Kopf. Du aber gibst vor, Iarnbud hält sich nicht auf dieser Insel auf.«
Sowie der Name Iarnbud fiel, setzte Trifina ihren Becher ab. »Du hast Iarnbud gesehen?«, fragte sie. Röte stieg ihr ins Gesicht.
»Er war in dem Segelboot, das Fidelma und ich verfolgten, allein allerdings, Iuna war nicht darin.«
Fidelma presste die Lippen zusammen. Ihr gingen Caesars Worte durch den Kopf, als er den Rubikon überschritt. Alea iacta est. In der Tat, mit Eadulfs Aussage waren die Würfel gefallen. So fügte sie hinzu: »Auch ich habe Iarnbud hier in der Villa gesehen. Leugnest du immer noch, dass er und Iuna hier sind?«
Trifina lehnte sich zurück und sah beide lange durchdringend an. »Ich verstehe«, flüsterte sie. »Eadulf, du hast also Iarnbud gesehen und wurdest gleich darauf niedergeschlagen?«
»Ich wiederhole, Heraklius stand neben mir, als ich zu mir kam. Ich nehme an, er hat mich bewusstlos geschlagen, um mich nicht sehen zu lassen, was in der Hütte ist. Das ist der Grund, weshalb ich mit Fidelma dorthin gegangen bin.«
»Hat Heraklius dir gegenüber zugegeben, dass er es war?«
»Meinst du, er würde es zugeben, wenn er es getan hätte?«, fragte Eadulf spöttisch.
»Er hätte dich einfach fortschicken können, habe ich eben schon gesagt, wenn er dich daran hindern wollte, in seine Werkstatt zu spähen. Außerdem war die Tür verschlossen, nicht wahr?«
Eadulf wurde rot und blieb die Antwort schuldig.
»Eine verschlossene Tür hätte euch doch Warnung sein müssen, dass ihr dort nicht erwünscht seid. In der Steinhütte erprobt Heraklius seine Mixturen, einige davon können gefährlich sein, kommt man ohne seine Aufsicht damit in Berührung.«
»Und was ist nun mit Iarnbud?«, bohrte Eadulf.
»Iarnbud«, murmelte Trifina vor sich hin. Sie schwieg eine Weile und wandte sich schließlich Fidelma zu. »Offenbar nimmst du deinen Auftrag sehr ernst. Ich meine den, den dir Riwanon erteilt hat, den Meuchelmörder des Abts zu finden.«
»Für Aufträge, die ich übernehme, setze ich mich immer voll und ganz ein. Ich bin eine dálaigh « –, Fidelma suchte nach dem passenden lateinischen Wort –, »ich bin ein jurisconsultus , ein Rechtsanwalt. Das ist mein Beruf.«
»Es widerstrebt mir zwar, dass Riwanon diese Aufgabe einer Fremdländischen übertragen hat, die unsere Sprache nicht beherrscht, aber wenn es nun einmal so ist, vertraue ich dir. Du glaubst also, dass ein Zusammenhang besteht zwischen der Ermordung des Abts und dem Überfall auf euer Schiff.«
»Ja. Nur, wer oder was ist Koulm ar Maro , und wieso ist es Heraklius in den Sinn gekommen, wir seien Spione dieses wie immer gearteten Koulm ar Maro ?«
Wieder entstand eine Pause.
»Ich will dir gegenüber aufrichtig sein, Fidelma von Hibernia«, sagte Trifina langsam, nachdem sie mehrmals an dem Wein genippt hatte. Auch Eadulf blickte sie an. »Aufrichtig gegenüber euch beiden, wollte ich sagen.«
Sie warteten geduldig.
»Ich gebe zu, Iarnbud war hier, bestreite aber, dass Iuna mit ihm hier war. Vor etwa vierzehn Tagen erhielt ich die Mitteilung, dass ein Schiff unter der Flagge mit dem Wappen unserer Familie vor der Küste hier aufgekreuzt ist und dass seine Mannschaft Raubzüge unternommen hat. Ein Überfall war schlimmer als der andere. Diejenigen, die das Schiff mit eigenen Augen gesehen haben, wussten zu berichten, dass am Mast die Flagge mit der weißen Taube
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