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18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin

18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin

Titel: 18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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über den Kartentisch gebeugt. Er hatte eine Seekarte vor sich, in deren linker unterer Ecke eine knallrote Markierung prangte.
    »Wo tun wir denn das Ding hin?« fragte Poli außer Atem.
    »Nach unten in den Laderaum am besten", gab Gross zurück.
    Sie zwängten sich durch eine Luke, die in den unteren Teil des Schiffes zu den Passagierkabinen führte. In dem schmalen Gang zwischen den Kabinen war eine weitere Luke, durch die man in die Laderäume gelangte. Poli und Gross brauchten lange, bis sie den Koffer endlich unten hatten.
    Wenig später polterten sie schwitzend und schwer atmend in die Steuermannskajüte.
    »Der rote Punkt hier markiert den alten Leuchtturm von Belle-Vieille", erklärte Valdombreuse und fuhr mit dem Zeigefinger über mysteriöse Linien und kleine Ziffern, deren Bedeutung Lennet schleierhaft war.
    »Wir haben einen Dieselmotor, der in Ordnung zu sein scheint. Hoffentlich kann ich damit umgehen, denn eigentlich segle ich normalerweise. Na, wie dem auch sei, ich glaube, daß wir ungefähr drei Stunden bis zum Leuchtturm brauchen.«
    »Fahren wir sofort?« fragte Gross.
    »Auf gar keinen Fall", wehrte Sosthene entsetzt ab. »Doch nicht bei Nacht! Jedenfalls ohne mich. Ich kenne weder den Hafen noch das Schiff. Das ist zu riskant, sowohl für euch als auch für mich. Nach dem bretonischen Seefahrtsalmanach geht die Sonne um 5 Uhr 35 auf. Wir können um sechs ablegen und sind dann spätestens gegen zehn am Treffpunkt.«  Das große Kind war sichtlich in seinem Element. Das merkte auch Gross, und so fügte er sich ohne Widerspruch den Anordnungen.
    »Wirst schon recht haben, Baby.«
    »Ich sage Ihnen Bescheid, wenn wir den Anker lichten können.«
    »Lichten? Also deswegen nur bei Tag?«  Sosthene blickte verzweifelt zur Decke. »Anker lichten! Das heißt eben so. Wir holen ihn hoch und fahren los, wenn Sie das besser verstehen!«
    »Ist ja schon gut. Woher soll ich das denn wissen", brummelte Gross und trollte sich.
    Die Nacht war finster. Nur die wenigen kleinen Lichter des Hafens spiegelten sich auf den sanften Wellen, die in regelmäßigen Abständen an die Kaimauer schwappten.
    Gross stand auf dem Vordeck und stützte die Ellbogen auf die Reling. Von Zeit zu Zeit spuckte er gedankenverloren in das schwarze Wasser. Poli hatte in einer der Kabinen eine Koje gefunden, die seinen Vorstellungen von Bequemlichkeit entsprach und schnarchte bereits zufrieden. Lennet untersuchte mittlerweile das Schiff, getreu den Vorschriften des FND: Versäume niemals, das Gelände auszukundschaften, wenn du die Möglichkeit dazu hast.
    Wahrscheinlich hatte die Sonne den bretonischen  Seefahrtsalmanach gelesen, denn sie ging pünktlich um 5 Uhr  35 auf, verschwand aber sogleich wieder hinter einer Nebelwand. Der Tag würde trüb und grau werden.
    Um sechs Uhr ließ Sosthene den Dieselmotor an, der sofort zuverlässig zu tuckern begann. Die Männer holten die Holzplanke an Bord, und der Anker wurde gelichtet. Langsam und vorsichtig legte die Abendrot von der Kaimauer ab und nahm Kurs auf die offene See.
    »Wie schnell sind wir im Moment?« fragte Gross, der neben dem Steuermann stand.
    »Solange wir noch nicht ganz aus dem Hafen sind, etwa drei Knoten", antwortete Sosthene ernst.
    »Drei Knoten in der Stunde?«  Sosthene seufzte. »Nein, drei Knoten, einfach so. Das bedeutet drei Seemeilen in der Stunde.«
    »Sind drei Seemeilen dreitausend Meter?«
    »Mit Sicherheit nicht. Eine Seemeile sind 1,852 Kilometer.«
    »Wieviel sind denn dann drei Knoten in Stundenkilometern?«
    »Keine Ahnung", gab Sosthene uninteressiert zurück. »Ich war noch nie gut in Mathematik. Rechnen Sie's doch aus.«  Pünktlich um acht Uhr wurde die Flagge gehißt. Sosthene hatte es unbedingt gewollt. Also rief Gross die restlichen Männer an Deck zusammen, um vor der Nationalflagge zu salutieren.
    »Hoch mit dem Ding!« brüllte er völlig unvorschriftsmäßig, und schon flatterte die Trikolore lustig im Wind.
    »Das erinnert mich irgendwie an alte Zeiten", murmelte Gross gerührt, während Lennet sich köstlich amüsierte, weil er soeben in der Gegenwart von Gangstern, die er verfolgen sollte, der Zeremonie beigewohnt hatte, an der er beim FND jeden Tag teilnahm.
    Gegen halb neun wurde Gross, der an der Reling lehnte und das Meer betrachtete, plötzlich unruhig.
    »Was ist das für ein Ding da drüben?«
    »Das ist kein Ding, das ist ein Schiff!« sagte Sosthene und stellte das Steuer auf Automatik um, damit er die Hände fürs Fernglas

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