18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin
Pressemitteilungen zu machen! Ich kenne meine Tochter sehr gut. Wir sind beide aus dem gleichen Holz geschnitzt. Wir sind vielleicht besiegbar, aber nicht so leicht einzuschüchtern!« Der Präsident sprach so laut, daß die Fensterscheiben vibrierten. Er ging ans Fenster, öffnete es und blickte hinaus auf die Straße. Der Oberst beobachtete ihn lächelnd und strich dabei immer wieder mit dem Zeigefinger über seinen schmalen Schnurrbart.
»Nun gut", sagte er endlich, »dann sage ich Ihnen eben die Wahrheit. Sie haben es ja so gewollt! Hören Sie gut zu, Herr Präsident...
Ihre Tochter ist gestern abend entführt worden und befindet sich seitdem in unseren Händen. Natürlich werden wir diesen für uns glücklichen Umstand soweit wie möglich ausnutzen! Ich beschreibe Ihnen jetzt nicht im einzelnen, was mit Ihrer Tochter geschehen wird, wenn Sie sich weiterhin so starrköpfig zeigen, aber Sie haben ja sicherlich genügend Vorstellungsvermögen! Eine unserer Agentinnen hat den Platz Ihrer Tochter eingenommen. Sie hat die Erklärungen vor der Presse abgegeben. Diese Erklärungen sollen nur für ein bißchen Durcheinander sorgen, und wir werden daraus natürlich unseren Nutzen ziehen, aber sie sind nicht eigentlich notwendig für unseren Plan. Sie werden selbstverständlich einigen Ärger bekommen. Ärger mit Frankreich und wahrscheinlich auch in Ihrem eigenen Land. Sie wissen ja, ein Staatschef sollte der öffentlichen Meinung immer Rechnung tragen, so leise sie auch geäußert werden mag! Aber lassen wir das. Das gehört jetzt nicht hierher.
Wir haben schon mehrfach versucht, Sie auf politischem und diplomatischem Weg dazu zu bringen, sich uns anzuschließen und mit uns zu arbeiten, aber Sie haben immer wieder abgelehnt. Wir haben versucht, Sie zu töten, aber die Zuneigung Ihres Volkes hat Sie vor dem Attentat bewahrt. Wir haben Ihnen Geld geboten, aber Sie haben den Überbringer eigenhändig aus einem Fenster des Präsidentenpalastes geworfen. Jetzt, Herr Präsident, gehen wir zu primitiveren Mitteln über, jetzt schlagen wir unter die Gürtellinie! Heute abend werden Sie an dem großen Empfang im Elysee-Palast teilnehmen, bevor morgen die Ministerkonferenzen beginnen. Wir verlangen von Ihnen, daß Sie heute abend vor versammelter Presse erklären, daß Ihre Regierung einen radikalen Umschwung vollzogen hat, das heißt: Trennung von Frankreich, Freundschaftsvertrag mit uns. Wir haben nichts dagegen, wenn Sie das mit Ihren eigenen Worten ausdrücken, meinetwegen so diplomatisch wie Sie wollen, aber der Sinn muß klar sein! Morgen wird unser Botschafter zu Ihnen kommen, und dann können Sie mit ihm die Einzelheiten besprechen. Aber für heute abend fordern wir eine Grundsatzerklärung. Der Rundfunk wird dabeisein, und wir, Herr Präsident, wir sitzen am Radio. Und von Ihren Worten wird die Sicherheit Ihrer Tochter abhängen. Wenn Sie mit Ihrer Erklärung zu Ende sind, lassen wir Ihre Tochter frei..., oder aber wir machen uns an die Arbeit.
Denken Sie immer daran, Herr Präsident: mein Land verlangt, daß das afrikanische Uran in Afrika bleibt!« Das Gesicht von Präsident Andronymos war normalerweise von einem glänzenden Schwarz. Doch je länger Bensani sprach, desto fahler wurde es.
»Sie sind doch nur Kriegstreiber", beschuldigte er den Oberst mit einer Stimme, die jeden Klang verloren hatte. »Glauben Sie wirklich, daß ich mit unserem Uran einem dritten Weltkrieg Vorschub leisten werde. Nie!«
»Na, wir werden ja sehen", erwiderte Bensani leichthin, während er aufstand. »Ich werde Sie jetzt Ihren Gedanken überlassen. Ach, ehe ich es vergesse: Wenn Sie irgend etwas unternehmen wollen, um unsere Pläne zu durchkreuzen, so lassen Sie das besser. Es würde Sie nur unnötig anstrengen. Wir haben alle Eventualitäten vorausgesehen und für alles eine Lösung eingeplant. Falls Sie sich allerdings noch vor der vereinbarten Zeit für uns entscheiden sollten, können Sie mich jederzeit in der Botschaft erreichen.« Damit ging Bensani hinaus.
Präsident Andronymos griff zum Telefonhörer. »Den Botschafter! Schnell!«
»Selbst am Apparat. Was ist los, Herr Präsident?«
»Rufen Sie sofort die Polizei an. Sie sollen... sie sollen meine Tochter verhaften! Sofort, so schnell es geht! Ich werde alles erklären. Das Mädchen, das sich für meine Tochter ausgibt, ist in Wirklichkeit nicht meine Tochter. Ich weiß es von Oberst Bensani, dem Militärattache der Botschaft von...«
Lennet schlägt
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