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18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin

18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin

Titel: 18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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Mann am Boden, zwei andere standen neben ihm. Obwohl es schon dämmerte, und der enge Hof bereits ziemlich dunkel war, konnte Lennet erkennen, daß Mousteyrac wie tot dalag. Der Orang-Utan beugte sich über ihn, und sein Freund schwenkte noch den Knüppel, mit dem er »Lonesome Riders" Kopf bearbeitet hatte.
    Wieder mußte Lennet sich beherrschen, um sich nicht direkt auf die beiden Missetäter zu stürzen. Aber zunächst einmal war es wichtiger, Mousteyrac zu helfen; das zweitwichtigste war Lennets eigene Aufgabe, und dann erst konnte man an die Bestrafung der Ganoven denken!  Lennet trat von der Tür zurück, um von unten nicht gesehen zu werden, und rief laut um Hilfe. »Haltet die Mörder...!«  Schon waren einige Studenten aufmerksam geworden. Ein paar rannten los, allen voran Lennet. Sie stürmten in den Hof.
    Der Orang-Utan und sein Komplize verschwanden durch einen schmalen Gang auf die Straße. »Da liegt ja einer!« rief eine Studentin. »Blutet er?« fragte eine andere.
    »Der ist bestimmt die Treppe runtergefallen. Ruf mal einer einen Krankenwagen!« kommandierte Lennet.
    Er beugte sich über den bewußtlosen Mousteyrac und fühlte ihm mit der rechten Hand den Puls. Mit der linken aber wühlte er in den Taschen des Hauptmanns, und dank seiner  Fingerfertigkeit gelang es ihm, unbemerkt die Erkennungsmarke des FND und die 7,65er aus der Manteltasche beziehungsweise dem Schulterhalfter herauszuholen.
    »Er lebt", sagte er dann und richtete sich wieder auf. »Aber sein Kopf hat ganz schön was abgekriegt!«  Mittlerweile hatte sich in dem kleinen Innenhof ein richtiger Auflauf gebildet, und Lennet ergriff die Gelegenheit, um unbemerkt zu verschwinden. Als er in den Flur zurückging, kamen ihm der Orang-Utan und sein Freund entgegen, die durch einen anderen Eingang wieder in das Gebäude gekommen waren und nun nachschauen wollten, wie es um ihr Opfer stand.
    Der andere ist auch nicht viel besser, dachte Lennet, als er den beiden nachsah. Er sieht aus wie eine überarbeitete Neuauflage des Orang-Utans. Vielleicht ist es ein Neandertaler.
    Ohne weiter darüber nachzudenken, ging Lennet nun  geradewegs in den Hörsaal. Der Saal war schon voll. Entsetzlich viele Studenten drängten sich auf den Bänken, lachten, schwätzten, rauchten und diskutierten lautstark.
    An der Tür blieb Lennet stehen und ließ die Augen über das Gewimmel schweifen. Trotz der vielen jungen Menschen wirkte der Saal düster. Er war dunkel getäfelt, die Bänke waren aus noch dunklerem Holz, an Licht hatte man wohl gespart, und der Stuhl des Professors sah kalt und feierlich aus.
    Gott sei Dank gehöre ich nicht zu diesen armen Kerls, die ihr halbes Leben in dieser finsteren, stickigen Bude verbringen müssen, um zu lernen, wie andere leben und dabei vergessen, selbst zu leben, dachte Lennet, während er noch immer suchte.
    Plötzlich entdeckte er sie. Sie saß zwischen zwei jungen Männern, die mit ihr redeten und dabei eifrig schrieben. Sie sah der richtigen Graziella so ähnlich, daß selbst Lennet für einen Augenblick Zweifel kamen. Doch bei näherem Hinsehen konnte er auch Unterschiede entdecken. Sie sah nicht ganz so intelligent aus und hatte nicht die hoheitsvolle Haltung von Graziella.
    Lennet blickte auf die Uhr. Es war bereits fünf vor fünf - die Vorlesung würde gleich beginnen. Entschlossen ging er quer durch den Saal, sprang über zwei Bänke, schubste einen der schreibenden Knaben beiseite und setzte sich direkt neben das junge Mädchen. »Hallo, Gra-Gra!« sagte er. »Wie geht's?«  An ihren Augen konnte Lennet ablesen, was die »falsche"  Graziella dachte: Wer ist das bloß? Müßte ich ihn kennen? Wie soll ich ihn behandeln? Soll ich ihn duzen oder siezen?  Lennet sah ihr lachend ins Gesicht und wartete. »Hallo", sagte das junge Mädchen endlich, »ich hab's ein bißchen eilig. Die beiden Herren sind von der Presse; ich gebe ihnen gerade ein Interview und wollte fertig sein, bevor die Vorlesung anfängt.«  Die beiden Journalisten sahen Lennet unfreundlich an, vor allem der, den er von der Bank gestoßen hatte.
    »Meine Güte, Gra-Gra, kennst du mich nicht mehr? Das finde ich aber schade, daß du deine ältesten und besten Freunde einfach so vergißt. Die Pressefritzen können doch warten, oder?«
    »Nein, eben nicht", antwortete die Doppelgängerin säuerlich.
    »Ich gebe gerade eine sehr wichtige Erklärung ab. Natürlich freue ich mich, daß du da bist, und du kannst mir gleich mal deine Meinung dazu

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