18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin
über einen freien Abend!«
»Mensch, das ist doch prima!« Sie waren alle zusammen zum Hotel gefahren, dessen Zimmer geschmackvoll und teuer ausgestattet waren. Tatsächlich hatten Victorine und Louis durchaus nichts gegen einen freien Abend einzuwenden gehabt.
Nur Graziella war unruhig geworden.
»Lennet, wir verlieren doch Zeit! Wann tun wir endlich was?«
»Liebe Graziella, wir werden noch früh genug dazu kommen.
Jetzt müssen wir erst einmal alles sorgfältig planen und organisieren.« Als das Trüppchen an der Sorbonne angekommen war, und der Polizist seinen Strafzettel hinter den Scheibenwischer geklemmt hatte, machten sie sich zunächst einmal mit den Örtlichkeiten vertraut, was mit Graziellas Hilfe relativ schnell gelang. Dann entwarfen sie einen Schlachtplan.
Als Lennet seine Idee erklärt und die von einem Angestellten des FND pünktlich gelieferten Walkietalkies verteilt hatte, war Gross ganz hingerissen vor Bewunderung.
»Herr Leutnant", sagte er anerkennend, »ich verstehe gar nicht, wieso Sie beim Geheimdienst sind. Einen so hervorragenden Mann wie Sie könnten wir bei der Legion gebrauchen!«
»Danke, Boss.« Lennet freute sich ehrlich über dieses Kompliment. »Und jetzt bitte alle auf ihre Posten!« befahl er.
Graziella versteckte sich so gut es ging im Auto. Sosthene, Poli und Gross stellten sich an den verschiedenen Ein- und Ausgängen auf, die sie im Auge behalten sollten. Lennet selbst ging zu dem Hörsaal, in dem die Vorlesung stattfinden sollte. Er steckte die Hände in die Hosentaschen, machte einen krummen Rücken und runzelte die Augenbrauen, um intellektueller zu wirken.
Doch seine Überraschung kannte keine Grenzen, als er auf dem Flur, der zum Hörsaal führte, einen guten alten Bekannten entdeckte, jemanden, den er gerade hier, in diesem ehrwürdigen alten Gemäuer mit dem Stuck an der Decke am wenigsten vermutet hätte. Es war Hauptmann Mousteyrac vom FND.
Im ersten Moment wollte Lennet sich dem Hauptmann zu erkennen geben, doch dann hielt er sich zurück. Ihm fielen gerade noch rechtzeitig die Vorschriften des FND ein, die besagten, daß man es sich nicht anmerken lassen soll, wenn man einen Kameraden erkennt: er könnte ja mit einem wichtigen Auftrag unterwegs sein.
Mousteyrac ging zu einer Telefonzelle und führte ein kurzes Gespräch, bevor er seinen Weg fortsetzte.
Lennet versteckte sich derweil in einer Mauernische. Die Anwesenheit von Mousteyrac an der Sorbonne gab ihm zu denken. Was wollte er hier? Sicher war er hinter der falschen Graziella her. Nur: sollte er sie schützen oder sollte er sie aushorchen? Jedenfalls deutete alles darauf hin, daß Mousteyracs Anwesenheit Lennet bei der Lösung seiner selbst gestellten Aufgabe stören würde. Aber wie könnte er ihn loswerden? Lennet überlegte fieberhaft.
Mousteyrac hatte eine Schwingtür aufgestoßen und steuerte nun schnurstracks auf den Hörsaal zu, zu dem auch Lennet wollte. Lennet schlich ihm nach. An der Schwingtür machte er kurz halt, um zu sehen, ob der »Lonesome Rider" wirklich zum Hörsaal wollte oder vielleicht doch noch nach links zur großen Aula abbiegen würde.
Mousteyrac hob sich mit seinen breiten, kräftigen Schultern deutlich von den meisten der Studenten ab, und so wurde ihm auch mancher verblüffte Blick zuteil.
»Lonesome Rider" hatte gerade die Hälfte des Weges zum Hörsaal zurückgelegt und befand sich auf der Höhe einer Seitentür, die in einen der Innenhöfe ging, als ein Student, der bis dahin auf einer Bank gesessen hatte, aufstand und ihm den Weg abschnitt. Der junge Mann hatte etwas von einem Affen: seine Stirn war niedrig, die Arme waren lang mit nach außen gekehrten Ellbogen. Er sah tatsächlich ein wenig aus wie ein Orang-Utan.
Mousteyrac blieb stehen, und der Orang-Utan bat ihn um Feuer. »Lonesome Rider" fuhr mit den Händen in die Hosentaschen, um sein Feuerzeug zu suchen. Genau in diesem Moment - ganz offenbar war der Vorgang bis ins kleinste ausgetüftelt - öffnete sich die Seitentür. Der Student, der wesentlich kleiner war als Mousteyrac, bückte sich ein wenig und rammte dem Hauptmann seinen Schädel mitten in die Magengrube. Mousteyrac blieb die Luft weg, und er taumelte rückwärts durch die offene Tür.
Lennet stürmte los. Dabei rempelte er einige Studenten an, die von dem ganzen Vorfall nichts gemerkt hatten. Er rannte zu der Tür, die mittlerweile längst wieder zu war, riß sie auf und blickte in einen tiefer gelegenen Innenhof. Dort unten lag ein
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