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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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Herz, weil – ach! ich weiß nicht, was ich re­de.
    Wie ka­men Sie nur heut von je­ner Sei­te? frag­te Hann­chen, um nur ein an­de­res Ge­spräch auf die Bahn zu brin­gen.
    Ich hät­te bald den Hals ge­bro­chen, sag­te Lud­wig halb la­chend. Sie wis­sen ja, wie mich die schö­ne Si­do­nie manch­mal zum Bo­ten­lau­fen braucht oder miß­braucht. Und ich bin eben­so ein Narr wie der Theo­dor, daß ich ihr so in al­lem Fol­ge leis­te. Aber es ist wahr, wenn sie einen so bit­tend an­sieht, so kann man ihr nichts ab­schla­gen. Ich hat­te schon einen Brief für sie, einen wich­ti­gen, wie es hieß, von ei­ner al­ten Bür­gers­frau da un­ten im Städt­chen, was dort im Grun­de liegt, ein ein­sa­mes fa­ta­les Nest. Weiß der Hen­ker, was die al­te und jun­ge He­xe für Ge­heim­nis­se mit­ein­an­der ha­ben und warum ich mich zum Zwi­schen­trä­ger brau­chen las­se. Aber kurz­um, wie ich den Brief hin­auf­brach­te, bat Si­don­chen so schön und sag­te, sie könn­te sich kei­nem als mir al­lein an­ver­trau­en, und die­ser Gang nach dem dum­men Städt­chen soll­te auch mein letz­ter Gang sein. So läßt man sich denn im­mer wie­der be­schwat­zen, und ich neh­me ih­ren Brief an, das Ant­wort­schrei­ben an die al­te Ger­traud. Die Schö­ne sagt mir denn so mit ih­rem al­ler­liebs­ten Lä­cheln recht viel Sü­ßes, daß sie wohl wis­se, wie sie mich nicht be­loh­nen kön­ne, wie es schimpf­lich sei, mir, dem wohl­ha­ben­den Man­ne, et­wa Geld an­zu­bie­ten, sie wol­le mir bei Ge­le­gen­heit ei­ne Bör­se stri­cken oder mit eig­nen Hän­den ei­ne schö­ne Wes­te sti­cken, wo­bei ich ih­rer ge­den­ken sol­le, und so wei­ter. Kurz, ich ging in dem schlech­ten Re­gen wet­ter und bei dem Win­de, und är­ger­te mich nur der fa­ta le wei­te Weg, der an man­chen Stel­len, wenn es reg­net, grund­los ist. Da fiel mir denn ein, daß, wenn man den Wald und die Klip­pen hin­ter dem al­ten Nest, der Klau­sen­burg, hin­auf­klimmt, man zwei gan­ze Stun­den nä­her geht, auch von dort aus, über den Hoch­wald, auf den Fuß­stei­gen die We­ge stei­ler, aber bes­ser sind, als dort un­ten im Moor­grun­de. Ge­dacht, ge­tan. Ich ren­ne hier vor­bei, und da der Re­gen wie­der an­fängt, ist es mir lieb, hin­ter der al­ten Klau­sen­burg mich durch den Wald und über die al­ten Stei­ne hin­weg, em­por­zu­quä­len. Aber der Bu­chen­wald schütz­te mich doch ziem­lich vor dem Re­gen. Nun war es schon fins­ter ge­wor­den, da wir aber Mond­schein ha­ben, war mir Tag und Nacht gleich. Wie ich nun oben bin, tritt der Teu­fel selbst sicht­bar auf mich zu.
    Was sa­gen Sie, Lud­wig? sag­te Hann­chen be­tre­ten.
    Nun, nun, ant­wor­te­te er, das heißt nur: so zu sa­gen; es ist nur so ei­ne Re­dens­art. Denn wie ich da dro­ben stand und mich un­ter ei­ner Bu­che vor dem Re­gen nie­der­duck­te, fiel mir ein: Hann­chen ist nicht glück­lich, Hann­chen wird mich doch viel­leicht nie­mals lie­ben, sie hängt nun ein­mal an dem Theo­dor. Wie nun, wenn ich die­sen Brief Si­do­nies, die ver­däch­ti­ge Kor­re­spon­denz, dem jun­gen Gra­fen aus­lie­fer­te? Viel­leicht, daß er die schö­ne Ver­füh­re­rin dann fah­ren lie­ße und zu mei­nem Hann­chen zu­rück­kehr­te. Se­hen Sie, sol­che ver­teu­fel­te Ein­fäl­le hat der ehr­lichs­te Mensch auch zu­zei­ten. Aber, dach­te ich wie­der, wenn das Schrei­ben nur Lie­bes und Gu­tes ent­hält, das ihr wohl gar Eh­re macht? Und wird er als Edel­mann wohl den Brief so ge­ra­de­hin auf­rei­ßen? Viel­leicht wenn er ihn un­ge­sehn so auf der Stra­ße fän­de, aber nicht, wenn er ihn aus mei­ner Hand be­kommt, und ich nun sein Mit­wis­ser bin. Er läuft mit dem Schrei­ben viel­leicht so ge­ra­de zur Si­do­nie hin und sagt ihr, welch ein Spitz­bu­be ich bin. Ja, ja, zur Schel­me­rei ge­hört auch Ge­schick und we­nigs­tens ei­ne Art von Si­cher­heit, daß sie zum Ehr­li­chen hin aus­schla­gen könn­te. Frei­lich al­so, wenn ich wüß­te, was in dem fa­ta­len Brief stün­de, dann wä­re es ei­ne ganz an­de­re Sa­che. Wenn der Herr Theo­dor da­durch et­was recht Bos­haf­tes er­füh­re, wenn sich ein Kom­plott ent­deck­te, – wenn – wenn – und mein Seel, da nes­teln mei­ne Fin­ger schon an dem Sie­gel her­um,

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