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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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„Nun, habe ich mein Wort zu halten mich rühmen zu dürfen umsonst versprochen jehabt? Meine Rede hat jedermann mit sämtliche Zuhörer so tief in dem Jemüte zu rühren jekonnt, daß dieser schwere Werbung niemals ohne mir nicht als eine jelungene zu nennen jehabt werden dürfte!“
    „Sie haben beinahe Unmögliches geleistet, Herr Oberst. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen!“
    „Na, und auch Sie Ihr Wort hat denjenigen Eindruck übrigzubleiben jelassen, dem man einer unjemein befriedigenden Wirkung mit volles Recht hinterher zu sehen jewähren kann. Darum dürfen wir zwei beiden uns zu trösten versuchen mit dasjenige Bewußtsein, für einen jeliebten Nebenmenschen einem Zustand jestiftet zu haben, dem auf die Seligkeit des Herzens und die lange Dauer einer juten Ehe kein anderer nie zu widmen vermocht werden würde.“
    Da endlich ergriff auch der Engländer, der sich bisher natürlich hatte schweigsam verhalten müssen, das Wort: „Aber, Sir, erklärt mir doch dies Händedrücken! Ich sitze hier wie ein Meilenzeiger zwischen Papageien. Redet doch nun einmal ein paar Worte mit mir!“
    Ich erkläre ihm den ganzen Vorgang. Er lachte vergnügt, streckte behaglich seine ewig langen Beine aus und sagte dann: „Well, freut mich! Verlobung, Hochzeit, Heirat, Ausstattung! Werde diesem guten Achmed es Sallah fünfzig Pfund geben, wenn der Krumir wirklich gefangen wird, stelle aber eine Bedingung!“
    „Welche?“
    „Ich muß auch dabeisein. Well!“
    „Ich bin natürlich ganz von der Partie. Ihr wollt also wirklich mit?“
    „Versteht sich! Yes!“
    „Aber die Gefahren – – –?“
    „Thunder-storm! Wollt Ihr Euch mit mir boxen, Sir?“
    „Später einmal, jetzt aber nicht. Erlaubt, daß mich die andern wieder zu hören bekommen!“
    Ich wandte mich wieder zum Scheik:
    „Ich vermute, daß die Räuber über den Bah Abida nach der Wüste er Ramada gehen, um über den Dschebel Tibuasch zu den Uëlad Mescheer zu kommen, die ihnen befreundet sind.“
    „Wie vermutest du dies?“
    „Ich belauschte einige ihrer Worte. Zwar könnten sie sich anders besonnen haben, da ihr Raub nicht vollständig ist, aber es ist doch besser, für jetzt das erstere anzunehmen und unsern Entschluß danach zu fassen. Seid ihr in jenen Gegenden bekannt?“
    „Nur auf den großen Wegen.“
    „Aber gerade diese werden von ihnen vermieden werden, und wir sind also auf ihre Spuren angewiesen. Lebt ihr in Frieden mit den Beni Mescheer?“
    „Wir haben keine Blutrache mit ihnen, aber es ist an der Grenze hin und wieder ein Weidetier abhanden gekommen.“
    „So müssen wir also doch vorsichtig sein. Mit großer Macht dürfen wir nicht aufbrechen, denn unser Zug gilt nur dem Krumir und seinen fünf Uëlad Hamema. Vor den Hamema dürfen wir uns nicht sehen lassen, sobald sie zahlreicher sind als wir, da Achmed einen der Ihrigen getötet hat. Wir können unsern Zweck auf verschiedene Weise erreichen. Die erste ist: Ich habe das einzige Pferd, mit welchem der Krumir zu erreichen ist; ich reite ihm also allein nach und schieße ihn vom Pferd.“
    „Herr, sie würden dich töten!“ rief der Scheik.
    „Wollen wir wetten?“ antwortete ich. „Wenn sie mich töten, verliere ich das Leben, wenn aber ich sie töte, so verlierst du deine Stute, die dann mir gehört!“
    Ich streckte ihm meine Hand entgegen, aber er bedachte sich doch, einzuschlagen, vielmehr erklärte er: „Du bist mein Gast, und mein Leben ist das deinige. Wir lassen dich nicht allein von hier.“
    Auch die andern stimmten alle ein, und so mußte ich mich bescheiden. Ich fuhr also weiter fort: „Wir könnten dem Krumir über Kef, Zaafran, Dschebel Schefara und Dschebel Dildschil zuvorzukommen suchen. Wir kommen dann vielleicht einen Tag früher bei den Mescheer an, suchen ihre Gastfreundschaft zu gewinnen und nehmen dann die Feinde in Empfang, sobald sie kommen.“ Die Männer schüttelten die Köpfe, und einer sprach: „O Effendi, du willst mehr wagen, als wir dürfen. Wer kann sich auf die Freundschaft der Beni Mescheer verlassen!“
    „So bleibt uns nichts anderes übrig, als den Räubern gerad auf der Spur zu folgen und sie anzugreifen, wo wir sie nur finden.“
    „Werden wir sie erreichen?“ fragte der Scheik besorgt.
    „Ich glaube es“, antwortete ich. „Zwar könnte die Stute und das Hedschihn nur von meinem Rappen eingeholt werden, aber sie haben jedenfalls noch fünf andere Pferde bei sich, vielleicht auch sechs, da einer von ihnen erschossen wurde.

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