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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dich gegen mich zu wehren; dann wirst du gleich erfahren, wer und was wir sind! Komm nur herab; ich werde dich unterweisen, höflich zu sein! Man grüßt, wenn man sich begegnet, und spricht erst dann eine Frage aus, wenn man den Willkommen gegessen und getrunken hat.“
    „Dazu habe ich keine Zeit“, murrte der Fremde; „ich bin ein Krieger der tapfern Baqqara; ihr befindet euch auf unserm Gebiet, und so habe ich ein Recht, zu wissen, wer ihr seid.“
    „Das sollst du nun erfahren, da du uns vorher gesagt hast, wer du bist. Dieser Mann da hinter mir kommt aus Dar-for und will nach der heiligen Stadt Mekka, um dort Allah und den Propheten zu verehren. Dieser hohe Herr da neben mir ist der weitberühmte und unüberwindliche Hadschi Kara Ben Nemsi Emir, und ich, weißt du, wer ich bin?“
    „Nein.“
    „So öffne deine Ohren und vernimm in Ehrfurcht meinen Namen. Ich heiße Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawud el Gossarah. Ist dein Name auch so lang und schön?“
    Man muß nämlich wissen, daß der Beduine die Namen seiner Vorfahren dem seinigen anzuhängen pflegt. Wer dies nicht kann, weil er seine Ahnen nicht kennt, wird verachtet. Halef war keineswegs stolz, sondern der gemütlichste Kerl der Welt; aber der Baqqara hatte nicht gegrüßt; darüber war er erzürnt, und so nahm er den Mund etwas voller, als nötig war. Mich liebte er mehr als andere auf der Erde; er hatte für mich sein Leben mehr als hundertmal gewagt; ich war in seinen Augen die in allen Tugenden, in allen guten Eigenschaften hervorragendste Person, die es nur geben konnte, und so fühlte er sich am meisten darüber ergrimmt, das selbst auch ich nicht eines Grußes gewürdigt war.
    Der Baqqara schien keineswegs eingeschüchtert worden zu sein. Er sagte in ruhigem, kaltem Ton:
    „Ich komme vom Wasser des Nils und will in die Wüste, wo meine Gefährten sind, um Gazellen zu jagen. Nun wißt ihr es und werdet mir wohl auch sagen, woher ihr kommt und wohin ihr wollt.“
    „Wir kommen vom Dar Abu Uma und wollen nach dem Fluß.“
    „Nach welcher Stelle?“
    „Das wissen wir noch nicht.“
    „Wollt ihr etwa den fremden Muallim el Milla el Mesihija aufsuchen?“
    Diese arabischen Worte bedeuten zu deutsch Lehrer des Christentums. War vielleicht ein Missionar hier in der Nähe? Das mußte mich natürlich interessieren, und darum antwortete ich an Halefs Stelle:
    „Ja, das wollen wir. Kannst du uns wohl sagen, wo er zu finden ist?“
    „Ja. Er hat sich auf der Dschesireh (Insel) Aba niedergelassen, um die dort wohnenden Gläubigen zu verführen. Allah verderbe ihn!“
    „Aus welchem Land ist er gekommen?“
    „Aus dem Bilad el Inkiliz (England). Wenn ihr von hier aus gegen Nordost reitet, werdet ihr morgen bei ihm sein. Seid ihr etwa auch verdammte Christen?“
    „Ich bin einer“, antwortete ich ruhig.
    „So lasse dich Allah in der tiefsten Hölle schmoren! Du besudelst mich!“
    Er gab seinem Pferd die Sporen und ritt davon, in die Steppe hinein, die Richtung verfolgend, welche er vorher eingehalten hatte.
    „Sihdi, soll ich ihm nachreiten und die Peitsche geben?“ fragte mich Halef zornig, indem er seine Nilhautpeitsche aus dem Gürtel zog.
    „Nein. So ein Mann kann mich nicht beleidigen.“
    „Ja, du stehst viel zu hoch, als daß du es bemerken könntest, wenn so ein Frosch dich anquakt, so ein Taugenichts, der noch nicht einmal gelernt hat, sein Pferd zu behandeln. Hast du nicht gesehen, daß dieses ein Eisen verloren hatte?“
    „Ja, am rechten Hinterhuf. Bekümmern wir uns nicht weiter um diesen Menschen.“
    Die Baqqara sind ausgezeichnete Reiter und wilde, verwegene Jäger, Krieger und Räuber. Man hält sie für die gefürchtetsten Araber des oberen Nils, und dies gar nicht mit Unrecht, wie sie in neuerer Zeit des öfteren bewiesen haben, denn bei den Aufständen im Sudan waren sie es, welche die hervorragendste Rolle spielten. Daß dieser eine, der jetzt hier bei uns gewesen war, ein Pferd mit nur drei Eisen ritt, galt mir als ein Zeichen, daß er sein Tier nicht schonte, als weiter nichts; bald jedoch sollte mir dieser Umstand wichtiger werden.
    Wir brachen zwei Stunden nach Mittag wieder auf, ritten aber nicht nach Nordost, wie uns geraten worden war, sondern ostwärts, in unserer früheren Richtung weiter, weil wir da eher an den Fluß kamen. Wenn wir demselben nach abwärts folgten, konnten wir die Insel Aba und den englischen Missionar auch erreichen.
    Der Weg ging wie bisher über öde,

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