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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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oberen Zibar-Kurden bringen sollte.
    Dieser Mann war seltsam gekleidet. An seinem roten Kuhlik (Mütze aus Filz von Ziegenhaaren) waren lange Lederstreifen befestigt, die ihm wie die Beine einer riesigen Spinne über das Gesicht und den Nacken herabhingen. Die weite Hose war schwarz und gelb gestreift. Zwei um die nackten Füße gebundene Lederstücke bildeten die Schuhe. Ein grün und weiß gewürfeltes Kleidungsstück, halb Weste und halb Rock bedeckte seinen Oberkörper, und aus den Achsellöchern dieses Gewandes ragten zwei braune, haarige Arme hervor, die einem Gorilla anzugehören schienen. Der Mann hatte ein offenes Gesicht und ehrliche Augen, mit denen er mich von Zeit zu Zeit eingehend zu mustern schien.
    „Sihdi“, fragte mein Diener, nachdem wir wohl eine halbe Stunde lang schweigsam dahingeritten waren, „was heißt Spitzbube auf Kurdisch?“
    „Herambaz.“
    „Gut; so ist jeder dieser Kurden ein Herambez.“
    „Sprich leise.“
    „Warum, Sihdi? Damit dieser Kurde mich nicht hört? Selbst wenn er arabisch reden könnte, würde er doch meinen Dialekt nicht verstehen, denn ich spreche jetzt mit Absicht die Sprache des Mogreb, und diese ist hier fremd, und alle Kurden sind Räuber. Allah il Allah, Gott ist allwissend; er weiß, daß von diesem Scheich der Schirwani nichts Gutes kommen kann. Hast du seine schiefe Nase und seine spitzen Augen gesehen? Seine Seele ist die Seele eines Fuchses.“
    „Ich weiß es, Halef. Wir haben nichts mehr mit ihm zu schaffen.“
    „Hamdullillah, Preis sei Gott, daß wir fort sind von ihm! Aber hast du bemerkt, daß vor unserem Aufbruch zwei Reiter das Dorf verließen?“
    „Nein. Macht dir dieser Umstand Angst?“
    „Angst, Sihdi? Weißt du, wer ich bin? Ich bin Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawud el Gossarah; ich habe dir jahrelang treu und tapfer gedient, war mit dir in der Sahara, in Masr (arabischer Name für Ägypten), im Belad al Arab, in Mossul und bei den Teufelsanbetern und bin in keiner Gefahr von deiner Seite gewichen. Hast du jemals gesehen, daß ich Angst gehabt habe?“
    „Nein. Mein wackerer Halef hat sich niemals gefürchtet.“
    Er wirbelte seinen Schnurrbart, der links aus wenigen und rechts aus etlichen Haaren bestand, sehr selbstgefällig in die Luft hinaus, schob den Turban aus der Stirn, richtete seine kleine, schmächtige Gestalt möglichst hoch im Sattel auf und lockerte seine messingbeschlagenen Pistolen. Nach dieser sehr imponierenden Einleitung meinte er:
    „Du sagst die Wahrheit, Effendi. Du bist der weiseste Mann und der größte Krieger des Abendlandes; du hast eine starke Büchse, um den Löwen, den schwarzen Panther und den Bären zu töten; du hast ferner eine Flinte, aus der du viele Kugeln schießen kannst, ohne zu laden; du hast auch zwei kleine Pistolen, die sechsmal losgehen in einer Minute. Ich aber bin dein Freund und Beschützer Hadschi Halef Omar, und unter meiner Obhut bist du sicher gewesen wie unter dem Schirm Allahs und des Propheten. Ich werde auch heute über dich wachen, daß der Feind kein Haar deines Hauptes zu krümmen vermag.“
    „Das erwarte ich“, antwortete ich sehr ernst, obgleich ich ein kleines Lächeln kaum zurückhalten vermochte.
    Mein kleiner Halef schnitt nämlich gern ein bißchen auf, aber ich wußte dennoch, daß ich mich in jeder Beziehung auf ihn verlassen konnte. Er öffnete bereits wieder den Mund, um die Verherrlichung seiner Person fortzusetzen, als er von unserem Begleiter unterbrochen wurde.
    Wir hatten nämlich das Schirwan-Dorf bereits beim ersten Tagesgrauen verlassen und waren von dem Scheich desselben eine Strecke begleitet worden. Nun hatte sich der Osten allmählich wieder gelichtet und eben jetzt schoß der erste Strahl der aufsteigenden Sonne an uns vorüber, um die Fluten des Zab mit brillierenden Lichtern zu überschütten. Da sprang unser Führer vom Pferd, kniete mit gegen Morgen gerichtetem Angesicht nieder und rief mit ausgebreiteten Armen:
    „Ia Schems, ia Schems, ia Schems – o Sonne, o Sonne, o Sonne!“
    Er blieb knien, bis die feurige Kugel sich vollständig über dem Horizont erhoben hatte; dann stieg er wieder auf. Ich war überrascht gewesen und wandte mich jetzt fragend an ihn:
    „Du bist ein Dscheside (Teufelsanbeter, gewöhnlich Jezide geschrieben)?“
    „So nennt man uns, o Herr“, antwortete er, und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Nun möchtest du dich mir wohl nicht länger anvertrauen?“
    „Wie kommst du zu dieser

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