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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aufbewahre!“ sagte der Hausherr, der mit mit seinem Sohn und dessen Frau gefolgt war.
    „Ein Se'idvar (Jäger, Schütze) trennt sich nie von seinen Waffen“, antwortete ich ihm, „ganz so, wie ein Suar (Reiter) nie von seinem Pferd. Wer mein Tier oder eine meiner Waffen anzutasten wagt, der ist des Todes, und daran trägst nur du die Schuld.“
    „Warum?“
    „Du hast nicht die Pflicht eines Freundes erfüllt, mich in deinem Hani willkommen zu heißen. Du zwingst mich, dich und deine Zibari als Leute zu betrachten, die mir verdächtig sind.“
    „Ich bin dein Freund, denn ich werde dir nur zu solchen Dingen raten, welche geeignet sind, dein Leben zu erhalten.“
    „Ah, jetzt wirst du deutlich! Ich sage dir, daß Emir Hadschi Kara Ben Nemsi deines Rates nicht bedarf. Mein Leben steht in Gottes Hand; er hat mir diese Waffen gegeben, es zu verteidigen. Hier stehen Krüge mit Wasser, und da liegt Brot genug auf viele Tage. Soll ich dir eine Kugel geben und dann dein Haus als Festung benutzen, von welcher aus es mir leicht sein wird, deine Zibari der Reihe nach zur Dschehennah zu senden?“
    „Auch wir haben Waffen!“
    „Sus ol – sei still; sie taugen nichts! Die meinigen aber fehlen nie, und ehe du nur den Finger bewegst, würdest du zu deinen Vätern versammelt sein. Wer ist dieser junge Krieger?“
    „Mein Sohn.“
    „Und dieses Weib?“
    „Es ist seine Frau.“
    „So siehe zu, daß du nicht auch sie in das Verderben führst! Ich bin kein Kur 'o (Knabe), der mit sich scherzen läßt.“
    „Herr, ich kann nichts tun, ohne vorher meine Männer gefragt zu haben. Selbst ein Scheik darf ohne Einwilligung seiner Krieger nichts unternehmen.“
    „So hast du mir da unten im Tal die Unwahrheit gesagt. Höre, was ich beschlossen habe: Dieses Haus gehört jetzt mir; nur du, dein Sohn und dessen Weib dürfen es betreten. Der Eingang liegt offen vor meinen Augen. Jeden anderen, der einzutreten wagt, werde ich niederschießen. Du und sie, ihr könnt frei ein- und ausgehen; dein Sohn aber bleibt hier in diesem Raum, und bringst du mir bis zur Zeit, in der die Sonne am höchsten steht, nicht die Nachricht, daß ich dein Gast bin, so erschieße ich ihn. Siehe, ich habe die Büchse bereits in der Hand – – –“
    Er wollte mich unterbrechen, ich aber erhob mich rasch und winkte ihm Schweigen.
    „Still! Gehe jetzt, oder bei Chodeh, dem Allwissenden, sagst du noch ein einziges Wort, so schieße ich euch beide nieder!“
    Es ist sehr richtig, mein Verhalten war gewagt, aber ich habe nie zu denen gehört, welche meinen, der Reisende müsse sich demütig und nachgiebig durch die Völker schleichen. Die Pflicht gegen die Heimat und die Nationalität erfordert, daß man sich als Mann benimmt. Man muß den richtigen Scharfblick besitzen, um zu unterscheiden, ob der Mut oder die List, das Messer oder – der Geldbeutel zum Ziele führen werde. Ich hatte mich hier nicht verrechnet; der Dorfälteste starrte eine ganze Weile wortlos in die Mündung meines auf ihn gerichteten Gewehres. So etwas war ihm noch niemals vorgekommen; er fürchtete sich.
    „Herr, ich gehe!“ sprach er endlich, wandte sich um und verschwand.
    Jetzt war ich überzeugt, daß ich das Spiel gewinnen werde. Ich richtete die Mündung meines Gewehrs jetzt auf den Sohn, der unbewaffnet war und befahl ihm:
    „Setze dich in jene Ecke!“
    Er blieb mit trotzigem Angesicht stehen, und sein Auge suchte nach der Wand hinter mir, an der die Waffen hingen.
    „Ich zähle bis drei“, fügte ich hinzu. „Eins – zwei –“
    Er drehte sich langsam um und ließ sich an der bezeichneten Stelle nieder. Die junge Frau stand noch vor mir. Ihr Gesicht war leichenblaß, und in ihren Augen zitterte es feucht und angstvoll.
    „O Chodih, willst du uns wirklich töten?“ fragte sie leise.
    „Allah yahh fedak – Gott schütze dich!“ antwortete ich ihr arabisch. „Ein Krieger tötet kein Weib.“
    „Aber Hamsa Mertal, meinen Mann, wirst du erschießen?“
    „Ja, wenn die Versammlung der Krieger nicht beschließt, daß ich frei sein soll.“
    „Kennst du die Gebräuche der Kurden, Effendi?“
    „Ja.“
    „Weißt du auch, daß bei ihnen der ganz sicher ist, der sich unter den Schutz der Frauen begibt?“
    „Ja.“
    „Soll ich dich schützen?“
    „Mich, die Meinen, meine Tiere und alles, was ich habe?“
    „Ja.“
    „So hole das Brot!“
    Sie nahm einen der runden Brotkuchen von der Matte auf, brach aus der Mitte ein Stück heraus, aß davon und gab

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