18 - Orangen und Datteln
Pferd schenkte, weil du seinen Stamm vor drei feindlichen Stämmen rettetest?“
„Ja.“
„Du durchzogst dann Kurdistan und hast dann auch für die Teufelsanbeter gekämpft?“
„Ich stand ihnen bei, weil sie recht hatten.“
„Aber gegen Anhänger des Propheten!“ brauste er beinahe auf.
„Durch meinen Beistand wurde großes Blutvergießen verhindert“, verteidigte ich mich.
„Ich hörte von dir erzählen“, fuhr er gemäßigter fort, „auch davon, daß du ein Gewehr besitzt, mit welchem man unaufhörlich schießen kann, ohne zu laden. Hast du es noch?“
„Ja, hier ist es“, erklärte ich, indem ich auf den Stutzen deutete.
„Gib es einmal her! Ich will es betrachten.“
„Ich gebe es nur dann aus der Hand, wenn ich weiß, daß ein Freund es sehen will. Bist du gewillt, uns als Gäste aufzunehmen?“
Dieses Gewehr mit seinen fünfundzwanzig Schüssen war mein bester Schutz, zugleich aber auch eine Gefahr für mich, da ein jeder es zu besitzen wünschte.
„Zeige es mir, dann werde ich antworten!“
„Antworte, dann werde ich es zeigen!“
„Du mißtraust mir?“ fuhr er mich zornig an, indem er beide Hände klatschend zusammenschlug. „Erfahre, welche Folgen das hat!“
Das Klatschen war ein Zeichen, und sein lautes Sprechen sollte das, was jetzt geschah, für uns unhörbar machen; dennoch vernahm ich hinter uns ein Geräusch, als ob die Dornenwand bewegt werde. Ich drehte mich schnell um. Die Wand war fort, und es drängten sich zehn bis zwölf bewaffnete Kurden herein. Die vordersten standen schon hart bei uns. Ich wollte zurückspringen und den Stutzen anlegen; aber es war bereits zu spät, denn der Kurde, der uns eingelassen hatte und dem ich nun den Rücken zudrehte, ergriff den Lanzenschaft und schlug mich mit demselben in der Weise auf den Kopf, daß ich niedersank.
Was nun geschah, konnte ich weder sehen noch hören, denn der Hieb des riesenkräftigen Mannes hatte mich ohnmächtig gemacht. Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich nicht da, wo ich niedergeschlagen worden war, sondern ich lag, an Händen und Füßen gefesselt und nur noch mit Hemd und Hose bekleidet, im Freien. Neben mir lagen Halef und der Khawasse, ganz ebenso gebunden und ebenso entkleidet wie ich. Man hatte uns alles abgenommen.
Es war noch Tag, und so konnte ich meine Umgebung deutlich in Augenschein nehmen. Es war mitten im Wald ein großer, viereckiger Platz gelichtet worden. Die gefällten Bäume hatte man, ohne ihnen die Kronen zu nehmen, an den Rändern dieser Lichtung so neben- und aufeinander gelegt, daß eine geradezu undurchdringliche Einfassung entstanden war, in welcher als Eingang eine nur so breite Lücke blieb, daß ein einzelner Reiter hindurch konnte. Diese Lücke wurde des Nachts und in Zeiten der Gefahr geschlossen. Später erfuhr ich, daß es noch einen zweiten Eingang gab, nämlich das Felsentor, durch welches wir gekommen waren. Dieses hatte man mit dem erwähnten Dornengeflecht so ausgekleidet, daß es einem nur nach dem Wald zu offenen Raum, einer Art Stube glich, ein Umstand, durch welchen auch ich getäuscht worden war. Es war aber nach drei Seiten offen. Von der einen Seite waren wir, von der anderen der Malkhoe-gund und von der dritten diejenigen, welche uns überfielen, eingetreten.
Auf der Lichtung standen die aus Stämmen und Zweigen errichteten Hütten der Kurden. Das Innere derselben konnte durch verstellbare Flechtwände in beliebig viele Abteilungen geschieden werden. Die Herden, welche des Abends hereingetrieben wurden, befanden sich mit den zahlreichen bewaffneten Hirten jetzt draußen im Wald und auf offenen Weideplätzen. Im Inneren der Einfriedung gab es jetzt nur wenige, vielleicht dreißig Männer, von denen zehn um uns herumsaßen. Kinder und verschleierte Frauen trieben sich aber in viel größerer Anzahl entweder geschäftig herum, oder sie standen da, um uns neugierig und feindselig anzugaffen. Unsere Pferde waren nahe bei uns an Pfähle gebunden. Unter den erwähnten zehn befanden sich der Malkhoe-gund und der Kurde, welcher uns empfangen hatte. Dieser letztere schien seiner Kleidung und Bewaffnung nach, denn er hatte nur das Messer, der ärmste unter ihnen zu sein. Als der erstere, den ich der Kürze wegen Scheik nennen will, sah, daß ich die Augen wieder offen hatte, redete er mich und zwar im feindseligsten Ton an:
„Du siehst, wie weit dein Mißtrauen dich gebracht hat. Ihr werdet sterben müssen.“
„Hätte ich dir Vertrauen geschenkt, so lägen
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