18 - Orangen und Datteln
nicht nur nichts gefruchtet, sondern die Lage nur verschlimmert, da anzunehmen war, das Yussuf Ali und sein Weib nur Dummheiten machen würden. Es kümmerte mich nicht, daß der Eingang offenstand und hinter mir offen blieb; ich eilte fort, den steilen Hang hinunter, so schnell ich nur vermochte, und dabei fast fieberhaft erwägend, auf welche Weise Rettung möglich sei. Dabei achtete ich nicht darauf, daß ich mehreremale stürzte und mir dabei die Kleidung und die Haut aufriß. Am Fluß angekommen, tauchte ich wieder zunächst den Kopf hinein, denn meine Augen brannten mir wie Feuer – – – Feuer, ah, das war das rettende Wort! Ja, nur durch Feuer war Hussein Isa zu befreien, und ich hatte ja Schahheita aus Rewandis (Zündhölzer) mitgenommen und ein Schächtelchen davon in der Tasche stecken.
Indem ich durch das Wasser watete, erscholl oben bei den Mir Mahmalli ein Jubelgeschrei. Hatte man die Eltern Hussein Isas erwischt? Ich rannte weiter und hörte bald darauf heftiges Hundegebell. Nun war vielleicht alles verloren! Da die Feinde die beiden entdeckt hatten, glaubten sie, es seien noch andere Mir Yussufi in der Nähe und waren infolgedessen beeilt gewesen, ihre Windhunde loszulassen. Wenn diese Halef entdeckten! Und ich mußte hinauf und hatte nur mein Messer bei mir! Es kam darauf an, wie viele Hunde es waren; mit einem oder zweien hoffte ich, auch ohne Blei und Pulver fertig zu werden. Freilich mußten Schüsse zunächst vermieden werden, da dieselben unsere Anwesenheit vor der Zeit verraten hätten.
Alle diese Erwägungen gingen mir durch den Kopf, indem ich in größter Eile aufwärts strebte. Das Bellen hörte auf; das beruhigte mich einigermaßen. Endlich, endlich kam ich oben bei der Umfriedung an, aber nicht bei dem Ahorn, den ich suchen mußte und schnell fand.
„Halef, bist du noch oben?“ fragte ich.
„Ja. Sprich leiser, und komm schnell, schnell herauf, wegen der Hunde!“
In einigen Sekunden saß ich oben bei ihm.
„Es ist vorüber, Sihdi!“ sagte er. „Sieh doch einmal hin!“
Es durchzuckte mich ein Schreck, wie ich ihn noch nie gefühlt hatte. Hussein Isa hing am Kreuz, und seine Eltern waren unten an den Stamm desselben gefesselt.
„Wird er tot sein?“ fragte Halef. „Er hängt bereits seit einer Viertelstunde. Gleich darauf riefen seine Eltern um Einlaß.“
„Die Törichten! Wie wurde er befestigt?“
„Mit Riemen.“
„Hat man ihn gestochen?“
„Nein.“
„So kann er unter einem Tag nicht sterben. Mir wurde die Hilfe versagt; aber wir beide holen ihn und auch seine Eltern heraus, mein lieber Halef. Wie steht es mit den Hunden? – Wie viele sind's und wo stecken sie wohl?“
„Es sind drei. Sie wurden gleich nach dem Erscheinen der Eltern herausgelassen. Sie bellten ein wenig; dann aber schwiegen sie, immer einzeln um die Umzäunung rennend, ohne daß sie mich fanden. Sie haben schlechte Nasen.“
„Ihre Nasen sind gut, wenn sie nur erst auf die Spur gerichtet worden sind. Horch!“
Es kam plötzlich ein einzelner Hund vorübergerannt; sie waren dressiert, nicht zusammenzuhalten, und das freute mich.
„Nun höre meinen Plan!“ fuhr ich fort. „Vor allen Dingen müssen die Hunde beseitigt werden. Wir steigen hinab; schießen dürfen wir nicht. Du stellst dich hinter mich; ich fasse jeden, welcher kommt, halte ihn fest, und du stichst ihn in das Herz.“
„Nein, Effendi, nein! Sie reißen dir die Gurgel aus dem Hals!“
„Habe keine Sorge um mich! Diese Köter haben mir nichts an. Könnte ich nur mit beiden Augen sehen! Sind die Hunde tot, dann geht's ans Werk, und zwar mit Hilfe des Feuers. Wir brennen die trockene Umfassung an, und zwar hier an dieser Seite, um die Aufmerksamkeit von der gegenüberliegenden, wo Hussein Isa hängt, abzulenken.“
„Sie werden ihn schnell töten, ehe sie hierher eilen!“
„Das werde ich mit meinem Stutzen verhindern.“
„Wenn du hier auf dieser Seite bist?“
„Ich bin drüben im Loch, welches wir geschnitten haben. Damit alles klappt und ineinandergreift und der Brand nur im richtigen Augenblick beginnt, muß ich mit dem Stutzen hinüber, und du bleibst hier. Du machst dir trockenes Zeug zurecht, brennst es, sobald der Schakal dreimal bellt, an, siehst zu, daß es schnell weiterbrennt und nicht ausgelöscht werden kann, und kommst dann schnell zu mir hinüber.“
„Ich werde mehrere Feuerherde anlegen – drei – vier – fünf.“
„Hier hast du Zündhölzer. Und nun komm!“
Wir stiegen
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