18 - Orangen und Datteln
ihr Hunde, ihr Hundesöhne! Erst muß ich erfahren, was ihr hier zu suchen hattet, und dann werde ich euch richten. Euch wäre besser, wenn ihr nie geboren wäret!“
Wir gingen. –
IV
Unserem Vorsatz treu, waren wir mit dem Dampfer der Societa Rubattino von Tunis nach Sfaks gefahren, und Turnerstick hatte gefunden, daß er hier ein reiches Feld abernten könne. Er konnte nicht nur den Rest seiner Waren, welcher unter der Aufsicht des Steuermannes zurückgelassen worden war, verkaufen, sondern auch neue Ladung einnehmen. Er war ebenso schlau und umsichtig im Handel wie tüchtig zur See und befand sich infolge seiner Erfolge in der rosigsten Laune, machte Besuche über Besuche, hielt Konferenzen und war für mich nur des Abends zu sprechen. Darum beschloß ich, mich anderweit zu unterhalten und zu diesem Zweck die nahen, hoch interessanten Karkehna-Inseln zu besuchen. Mandi, der bedeutendste Handelsmann der Stadt, ein Malteser, bei welchem wir uns gern befanden, stellte mir sein Segelboot und einige Leute zur Verfügung. Ich blieb vier volle Tage dort und kehrte erst gegen Abend des fünften zurück. Nach einer Stunde, welche ich mit der Aufbesserung meines etwas angegriffenen Anzuges verbracht hatte, ging ich zu Mandi, um ihm zu danken. Der Tag war indessen vergangen, aber der frühe Mond stand schon am Himmel. Ein Diener, den ich nach seinem Herrn fragte, sagte mir, daß derselbe vor einiger Zeit in den Garten gegangen sei, und infolgedessen begab ich mich in den letzteren, in welchem ich schon einige Male gewesen war.
Zu erwähnen ist, daß Sfaks sehr schöne Blumen-, Obst- und Südfruchtgärten besitzt; es leben viele Europäer hier, besonders Franzosen, Italiener und Malteser, und das hat dem geselligen Leben einen mehr französischen Anstrich gegeben.
Der Garten lag einsam, auf der einen Seite von dem Haus und auf den anderen drei von hohen Mauern umgeben. Ich forschte vergeblich nach Mandi und hatte nur noch die hinterste Ecke zu durchsuchen. Um dorthin zu gelangen, mußte ich über einen kleinen, freien Platz gehen, welcher vom Mond hell beschienen wurde. Kaum war sein Licht auf mich gefallen, so hörte ich eine helle Kinderstimme rufen: „El Nusrani, el Nusrani – der Christ, der Christ!“
War das etwa der kleine Asmar, der Sohn des Henkers? Ich blieb gar nicht lange darüber im Zweifel, denn das Kerlchen kam gesprungen und nahm mich bei der Hand. Er war es wirklich.
„Wo ist dein Vater?“ fragte ich ihn.
„Dort“, antwortete er, nach dem Hause deutend.
„Und Kalada, deine Mutter?“
„Komm, ich werde dich führen.“
„Wer ist bei ihr?“
„Niemand. Sie ist allein.“
Nun trug ich kein Bedenken, die arme, bedauernswerte Frau aufzusuchen. Sie saß in tiefem Schatten von Jasmin auf einem Stein. Ich grüßte; sie dankte nicht; die Angst, mit mir entdeckt zu werden, raubte ihr die Sprache.
„Verzeihe mir, daß ich der Stimme deines Kindes folge!“ bat ich sie. „Soll es nur Zufall sein, daß wir uns so unerwartet und unbeobachtet hier wiedertreffen? Ich werde nur so lange bleiben, wie nötig ist, das zu erfahren, was ich wissen muß. Was waren bei dir die Folgen unseres Besuches?“
„Ich habe nicht gesagt, daß ich mit dir gesprochen habe“, antwortete sie zagend. „Der Zorn meines Gebieters hat meinen Bruder getroffen, der Euch in das Haus gebracht hat, doch wurde mir deshalb ein großer Zorn, daß ich in meiner Herzensangst die Namen Jesu und der Heiligen Jungfrau ausgerufen hatte. Darum reist er jetzt mit mir und dem Kind nach Keruan, wo ich diese Schuld durch das Abbeten der Reinigungssuren auslöschen soll. Der Knabe soll mir, weil er schon das heilige Vaterunser betet, genommen werden und in Keruan bleiben, um ein frommer Marabut zu werden.“
„Warum geht dein Mann nicht direkt von Tunis nach Keruan? Warum hat er diesen Umweg zu Schiff über Sfaks gemacht?“
„Weil er eine Botschaft des Bei an den Befehlshaber der hiesigen Truppen zu überbringen hatte. Mein Gebieter wohnt stets bei Mandi; darum sind wir auch heute hier.“
„Wann reist ihr ab?“
„Morgen früh, auf Kamelen und mit drei Dienern.“
„Weiß dein Mann, daß ich mich mit meinem Freunde hier in Sfaks befinde?“
„Nein; er ahnt es nicht.“
„So weiß ich genug; ich danke dir! Vertraue auf den Herrn, der dein Glück und dasjenige deines Kindes ebenso sicher lenkt, wie er die Sterne leitet. Lebe wohl! Vielleicht sehen wir uns wieder.“
Der Diener, welcher mich in den Garten gewiesen hatte,
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