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immer ohne Frau“, sagte er plötzlich neben mir. Dann in die Dunkelheit: „Also immer.“
„Dann werde doch Priester“, sagte ich.
„Oder das“, sagte er zustimmend und wurde wieder ruhig.
„Wie hieß Deine Freundin denn?“, fragte ich. Doch er war eingeschlafen.
Ich spürte, wie mir schlecht wurde. Ich hob den Kopf, riss die Augen auf und versuchte einen Punkt zu fixieren, und langsam kam meine Umgebung zum Stillstand. Ich musste weggedöst sein. Ich atmete tief und langsam durch. Viel zu schnell stand ich auf, eine Menge Zeug schwappte in mir herum und der Gedanke daran ließ mich bis an den Rand des Garagendaches hasten. Ich kniete davor, den Mund weit offen, und es strömte ein Schwall ganz leicht hinaus ins Freie und in die Tiefe, dann noch einer, beschleunigt von meinem Magen. Alles fiel einfach aus meinem Mund heraus, tief hinunter in die Finsternis, wo es unschön aufplatschte. So ging es eine Zeit, und ich spürte kalten Schweiß auf der Stirn. Dann schien es vorüber zu sein. Ich kniete dort am Rande des Daches und versuchte das Gleichgewicht zu halten. Nach einer Zeit wischte ich mir die Stirn trocken. Ich fühlte mich leer, hohl und leicht. Ich spuckte aus, doch der beißende Geschmack der Magensäure blieb.
„Mannomann“, ertönte unter mir eine Stimme aus der Dunkelheit. Ich versuchte, die Gestalt zu fixieren. Es war dieser Frank, der dort unten mit einem Spaten in der Hand stand. Ich hätte ihm fast auf den Kopf gekotzt. Er hatte die Hälfte eines Blumenbeetes fein säuberlich umgegraben. Lauter zerhackte Blütenblätter schauten aus der saftigen Erde hervor. Wir sahen uns an. Ich fühlte mich nicht besonders.
„Wir treffen uns immer in seltsamen Situationen“, sagte er, auf den Spaten gestützt. Hinter mir hörte ich, wie der Kerl auf dem Garagendach ebenfalls das Erbrechen hinter sich brachte. Er merkte es nicht mal, das ganze Zeug schwamm neben ihm. Ich stand auf, ging zu ihm hinüber, zog ihn hoch und lehnte ihn an die Hauswand. Sein Kopf fiel wieder zur Seite. Er war völlig hinüber. Ich wankte zurück an den Rand des Garagendachs, kniete mich hin, fasste den Regenablauf und ließ mich hinuntergleiten. Ich landete im frisch umgegrabenen Blumenbeet, kippte hintenüber und blieb einen Moment regungslos vor Frank liegen, der immer noch auf seinem Spaten gestützt dort stand. Er reichte mir eine Hand und half mir auf.
„Mannomann“, sagte er nochmal. „Fast hätte ich deine Kotze abbekommen.“
„Ja“, sagte ich. „Was soll die Gartenarbeit hier?“
„Ich grabe um. Ein Abschiedgeschenk an Timothy. Ich begleiche alle offenen Rechnungen, bevor ich nach Amerika fliege. In Richtung Idaho, du weißt schon.“
„Idaho. Keine Ahnung. Was machst du dort?“, fragte ich abwesend. Meine Knie schmerzten.
„Ich suche jemanden.“
„Du suchst jemanden.“
„Ich habe noch ein paar Quadratmeter vor mir in dieser Nacht. Wer konnte auch wissen, dass er so einen großen Garten hat. Wir können uns dabei unterhalten. So viel zu erzählen. Ich mag deine Theorien.“
„Ein anderes mal vielleicht, bei besserer Gelegenheit“, sagte ich und spuckte etwas Magensäure in die Büsche. „Aber viel Spaß in Idaho.“ Ich klopfte ihm auf die Schulter, er nickte und begann wieder mit seiner Gartenarbeit.
Langsam torkelte ich über die dunkle Straße zu meinem Auto, schloss umständlich auf, ließ mich hineinfallen und schloss die Tür. Die Stille dröhnte in den Ohren, ich schloss die Augen, alles drehte sich, ich öffnete die Augen wieder und starrte an die Decke. Irgendwann schlief ich mit offenen Augen ein.
Bei hellem Tageslicht wachte ich auf. Ich drehte mich auf den Rücken, stöhnte, als mein Kopf sich meldete und spürte Schmerzen im ganzen Körper. Ich lag im Wagen auf dem Fahrersitz und starrte den Dachhimmel an. Ich stellte fest, dass sich meine Befindlichkeiten kontinuierlich verschlechterten. Nach der letzten Nacht im Wagen hatte Ann neben mir gelegen, und meine Kopfschmerzen hatten sich in Grenzen gehalten, jetzt war ich allein, und meine Kopfschmerzen hielten sich nicht in Grenzen. Ich stellte mir Ann vor, wie sie mir gegenüber in einem Café sitzen könnte, und ich mich mit ihr unterhalten würde bei einem Kaffee, und während ich mit dem Henkel der Tasse spielte, hätten wir uns vertragen, und nachher hätte ich mich gekämmt und diese idiotische braune Hose in den Müll geworfen, und wir wären zufrieden bis an unser Lebensende.
Ich kurbelte den Sitz aufrecht
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