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180 - Die Enkel der Astronauten

180 - Die Enkel der Astronauten

Titel: 180 - Die Enkel der Astronauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
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Wahnsinn!
    Und jetzt, am frühen Abend, telefonierte der Commander der US Air Force schon seit zwei Stunden quer durch alle Bundesstaaten. An Schlaf war sowieso nicht zu denken. Sean Bernstein lud sämtliche Freunde, Kollegen und Bekannte zu einer Spontanparty in seinem Apartment in Brooklyn ein. Er war so froh! Wenn das Mrs. Baker wüsste!
    Aufgewachsen in den verkommensten Winkeln der Lower Eastside, hatte er schneller die harte Sprache der Straße gelernt als das Alphabet. Mit zwölf schwor er sich, diesem Elend zu entkommen. Er hatte das Glück, in die Hände einer engagierten Lehrerin zu geraten: Mrs. Baker.
    Sie schleifte ihn durch sämtliche Förderprogramme, die das New Yorker Schulsystem zu bieten hatte. Sie war im selben Jahr gestorben, in dem er die Aufnahmeprüfung in West Point bestand.
    Sean beendete seinen Tanz vor dem großen Spiegel im Schlafzimmer. Er fuhr sich durch seine grauen Locken und strahlte sein Spiegelbild an: »Du hast es geschafft, Junge! Verdammt noch mal, du hast es geschafft! Du bist gut! Ich bin stolz auf dich!« Er blickte zum Telefontisch.
    »Aber du hast eine Kleinigkeit vergessen.«
    Er griff sich die Liste mit den Namen seiner künftigen Crew. Sie war mit dem Fax von der NASA gekommen.
    Ihr seid natürlich auch eingeladen! Er war gerade dabei, die erste Nummer zu wählen, als sein Blick auf den letzten Namen der Liste fiel.
    Marsha Hunt.
    »Ich glaub’s nicht!« Er ließ den Telefonhörer sinken.
    »Marsha, die Frau meiner schlaflosen Nächte!«
    Sie hatten sich vor einigen Wochen auf einer Party in Florida kennen gelernt, den ganzen Abend getanzt, gelacht und geredet. Plötzlich war sie verschwunden gewesen. Er hatte nur ihren Namen. Niemand kannte die unbekannte Schöne. Kein Eintrag im Telefonbuch oder bei der Auskunft, nichts.
    »Heute ist mein Glückstag!« Sean wählte Marshas Nummer.
    ***
    Blackwood River, November 2522
    Little Charley und Sweet Charley zerrten ihn den Weg von der Burg in die Siedlung hinunter. Big Charley schritt mit aufgepflanztem Spieß hinter ihm. Es war zum Verzweifeln.
    »Lassen alle Männer hier so mit sich umspringen?« Der Mann aus der Vergangenheit versuchte Kontakt mit seinen Geschlechtsgenossen zu knüpfen. »Diese Weiber behandeln euch ja wie die letzten Sklaven!« Charley antwortete nicht. Keiner der drei. »Dort, wo ich herkomme, hat man für jeden Straßenköter mehr Freundlichkeit übrig als diese Weiber für euch! Diese Cantalic zum Beispiel – wenn sie ihr freches Maul aufmacht…!«
    »Noch ein Wort!« Big Charley rammte ihm den Ellenbogen in die Rippen, packte ihn an den Jackenärmeln und stieß ihn um. »Noch ein einziges böses Wort über meine süße Cantalic, und ich…« Er riss Sweet Charley den Speer aus den Händen, packte ihn und richtete ihn auf den gefesselten Blonden. »… und ich spieß dich auf wie einen Zwergschiipschinken! Kerl!«
    Der Mann war außer sich, und Matt Drax begriff, dass hier nichts zu gewinnen war. Little Charley drängte Big Charley ein paar Schritte weg von Matt, und Sweet Charley nahm ihm den Speer ab. »Lieber nicht«, flüsterte er. »Wir wissen nicht, welche Pläne die Große Marsha für seine Hinrichtung hat.«
    Drax verstand jedes Wort. Wenn er es bislang noch nicht richtig hatte wahrhaben wollen, in welch gefährliche Lage er geraten war, so wurde es ihm jetzt umso deutlicher bewusst: Nicht weniger als sein Kopf stand auf dem Spiel!
    Die Männer packten ihn an den Armen und stellten ihn wieder auf die Beine. Beschimpfungen und Flüche ausstoßend, schleppten sie ihn an der Malala-Koppel vorbei bis zum Hof hinunter. An einem der beiden Zugänge übergaben sie ihren Gefangenen den Wächtern.
    »Ins Loch mit ihm, Long Charley«, sagte Little Charley.
    »Morgen früh nach Sonnenaufgang ist er fällig!« Vom Hof her tönte das heisere Gebrüll der Frauenstimme.
    Die beiden Wächter griffen unter die Achseln des Gefesselten und wollten ihn durch den Durchgang in den Innenhof bringen. Doch Matthew Drax rammte sie mit den Schultern und wehrte sich so heftig, dass sie ihn schließlich zu fünft an Händen, Beinen und Haaren packten und in den Hof zerrten.
    Während der Rangelei mit seinen Häschern gerieten die vergitterten Frontseiten der Stallungen in Drax’ Blickfeld.
    Er sah die Umrisse von hundeartigen Wesen in einem der Ställe, und in einem anderen glaubte er ein Reptil zu erkennen.
    Doch diese Eindrücke erreichten sein Bewusstsein kaum, das viel zu sehr mit dem Widerstand gegen die Männer

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