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180 - Die Enkel der Astronauten

180 - Die Enkel der Astronauten

Titel: 180 - Die Enkel der Astronauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
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zwischen den Felsen. Das Geschrei und der Applaus von oben, aus der Menge der Zuschauer, drang nur noch bruchstückhaft in Matthew Drax’ Bewusstsein.
    Unter der Anfeuerung der Menge trugen sie ihn ins Innere des Steinkreises. Dort warfen sie ihn in den rötlichen Sand, und während die Wächterinnen ihre Speerspitzen auf ihn richteten, schnitt ihm Big Charley die Fesseln durch. Danach rannten sie aus der Felsenarena. Das etwa drei Meter hohe Gatter fiel zu, ein schwerer Riegel rastete ein.
    Drax wälzte sich auf den Bauch und hob den Kopf. Was er sehen musste, betäubte ein paar Atemzüge lang sein wildes Verlangen zu überleben: Auf der anderen Seite des etwa vierzig Meter durchmessenden Platzes hatte man vier Tiere an Pflöcken festgebunden. Eine rötliche Kröte, vielleicht hüfthoch, züngelte erwartungsvoll. Ein hundeartiges Raubtier mit spitzen Reißzähnen und gelbem Fell knurrte bedrohlich. Ein gut zwei Meter hohes Känguru zerrte an seinem Seil und klopfte unruhig mit den langen Hinterläufen auf den Boden. Auch seine Zähne waren beängstigend lang und spitz, und seine kurzen Vorderläufe waren mit langen Krallen bewehrt.
    Und schließlich scharrte mit gesenktem Schädel ein Biest so groß wie ein Pferd mit den Vorderhufen im Sand. Es war dunkelbraun, hatte gewaltige schneckenförmige Hörner, was Drax an einen Widder erinnerte, und schien es gar nicht mehr abwarten zu können, ihn damit zu traktieren. Es war eines dieser Tiere, die man hier Zwergschiips nannte, kein zahmes allerdings, wie es aussah.
    Matt richtete sich auf die Knie auf. Alle Kraft war aus seinem Körper gewichen. Er hob den Blick. Von innen säumte ein gut zwei Meter hoher Gitterzaun die Innenkanten der Felsblöcke. Die Gaffer drückten sich gegen die Stäbe, einige verlangten lautstark, endlich anzufangen.
    Auf dem Fels über den angebundenen Tieren erkannte Matt einen erhöhten Stuhl hinter dem Gitter. Neben diesem erschien jetzt eine massige, unförmige Gestalt in einem blütenweißen Gewand.
    »Die große Marsha ist gekommen!«, rief eine Frauenstimme. »Bindet die Biester los!«
    ***
    ISS, Orbit, 13. Februar 2012
    Sean und Marsha hatten es geschafft. Sie saßen im Cockpit der Atlantis II. Langsam löste sich das Shuttle von der Raumstation. Marsha blickte zurück auf die ISS.
    Wut und Trauer erfüllten ihr Herz.
    Dr. Louis Taurentbeque und Dr. Hagen Winter hatten fast alle Besatzungsmitglieder der ISS getötet. Eiskalt hatten sie berechnet, welche Anzahl Menschen mit den vorhandenen Nahrungsvorräten wie viele Jahre überleben konnte. Sie kamen auf drei. In ihre teuflischen Pläne hatten sie Marsha mit einbezogen – nicht als Astronautin, als Frau, sondern um den Fortbestand der Menschheit zu sichern , wie Taurentbeque, dieser kranke Franzose, es ausgedrückt hatte.
    Winter und er betäubten Marsha mit Diazepam. Mit Waffengewalt zwangen sie die Besatzungsmitglieder in die Rettungsfähre X-38. Sie schickten sie zur Erde, in das globale Katastrophengebiet. Den Rest der Crew knallten sie einfach ab.
    Sean überlebte einen glatten Schulterdurchschuss.
    Verletzt machte er sich auf die Suche nach seiner geliebten Frau. Als er sie gefunden hatte, gelang es ihm, Taurentbeque und Hagen in die Zentrifuge einzuschließen. Danach rettete er sich und Marsha in die Atlantis II.
    Und das ungeborene Kind.
    An Bord hatten sie Nahrungsvorräte, genetisches Material etlicher Tier- und Pflanzenarten, Proben einer biologischen Waffe, eines Pilzes, und sein Gegengift SARI .
    Marsha hatte beobachtet, wie Sean Koordinaten in das Navigationssystem eingab, als das Shuttle sich von der ISS löste. Ihres Wissens nach war die Rettungsfähre X-38 entweder in Nordwest-Australien oder, was wahrscheinlicher war, auf den indonesischen Inseln gelandet.
    »Noch zehn Minuten bis zum Eintritt in die Erdatmosphäre.« Die blecherne Stimme des Bordcomputers übertönte alle anderen Geräusche im Shuttle. Marsha tastete nach Seans Hand. In der schwarzen Maske seines Helms spiegelte sich die schwefelgelbe wabernde Masse, in die die Atlantis II in Kürze eintauchen würde. »Nur Mut, Liebster!«, sagte sie.
    »Wir haben diesen Bastard Taurentbeque überstanden, wir überleben auch das!«
    Aber Sean Bernstein hörte sie nicht. Er irrte in einem Fiebertraum umher, stöhnte und rief ab und zu Marshas Namen. Die Wunde in seiner Schulter eiterte. Trotz Antibiotikum stieg das Fieber. Marsha spürte wie die Angst durch ihre Knochen kroch.
    »Noch neun Minuten bis zum

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