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180 - Die Enkel der Astronauten

180 - Die Enkel der Astronauten

Titel: 180 - Die Enkel der Astronauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
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eine rötliche Kuppel aus der Atmosphäre…
    ***
    Uluru, 10. Februar 2012
    In der Höhle des Namarrgon saßen die letzten drei Wächter der Anangu bei ihren sterbenden Brüdern.
    »Der Eindringling aus dem All hat eine Wunde ins Herz der Erde geschlagen,« keuchte ein alter Anangu. Er war in Trance, schien zu lauschen. Die Haut hing in Fetzen von seinem hageren Körper. »Doch etwas stimmt nicht. Die Signale, die ER erwartet hat, bleiben aus.« Der Alte erbebte unter der Vision, die seinen Geist erfüllte.
    »Vielleicht wurde der Eindringling beim Aufprall vernichtet. Vielleicht ist es aber auch eine Täuschung.«
    Er öffnete die Augen. Sie glänzten in trübem Weiß.
    »Kümmert euch nicht um uns! Geht und ruft die neuen Wächter!« Blut sickerte ihm aus Nase und Mund während er sprach. »Geht schon, ER braucht sie und ihre Talente, um seine Aufgabe zu erfüllen…« In seinen toten Augen leuchtete die Feuersbrunst, die vor der Höhle wütete.
    ***
    Blackwood River, November 2522
    Sie zogen ihn aus dem Erdloch, schleppten ihn um die zentrale Anhöhe mit der Burg der Großen Marsha herum und führten ihn zu einem von flachen rötlichen Felsen eingefriedeten Platz. Warwymen der Reddoas versperrten den einzigen Zugang mit gekreuzten Speeren. Ein paar Schritte vor ihnen blieben Cantalic und die Männer mit ihrem Gefangenen stehen. Matthew Drax fragte sich, worauf sie warteten.
    Matthew Drax blickte sich um. Holzstiegen führten zu den etwa drei Meter hohen Felsplatten hinauf. Auf ihnen hatten sich Hunderte von Reddoas versammelt: Frauen, Kinder und Männer. Die meisten saßen auf dem Fels und blickten ins Innere des Steinkreises. Drax fühlte sich an Zuschauer eines Fußballspiels oder einer Freilichtbühne erinnert. Ihm schwante Böses.
    »Was zum Teufel habt ihr vor?«, knurrte er.
    »Wirst es abwarten müssen, Kerl!«, fauchte Cantalic.
    »Gelegentlich werden wir beide uns unter vier Augen unterhalten«, zischte Matt zurück. »Darauf freue ich mich.« Böse funkelte er sie an.
    »Hätte nichts dagegen, Kerl.« Cantalic feixte schmierig.
    Sie taxierte ihn von oben bis unten. »Doch für dich wird’s leider kein ›gelegentlich‹ mehr geben.« Mit einer Kopfbewegung deutete sie auf das schwere und hohe Gatter im Durchgang hinter den beiden Wächterinnen.
    »Dort geht man meist auf zwei Beinen hinein, doch hinaus wird man grundsätzlich getragen. Jedenfalls das, was übrig bleibt, wenn die Vorstellung vorbei ist.«
    »Was für eine Vorstellung?«
    »Lass dich überraschen.«
    Kleine Steinchen trafen Drax an den Schultern und am Kopf. Er zuckte zusammen und blickte zu den Werfern hinauf. Kinder der Reddoas standen über ihm auf den flachen Felsen. Sie kicherten, streckten die Finger nach ihm aus und bewarfen ihn mit Steinchen, die sie zuvor gesammelt hatten. Einige schnitten Grimassen.
    Plötzlich ging ein Raunen durch die Menge. Nach und nach wandten sich die Blicke von dem gefangenen Mann ab und richteten sich auf die Anhöhe mit der Burg. »Die Große Marsha kommt!«, tönte es plötzlich überall. »Die Große Marsha kommt, es geht bald los!«
    Matt Drax sah zurück. Auf halber Höhe einer Treppe, die von der Burg hinab zum Steinkreis führte, bewegte sich eine Gruppe von vier Männern. Sie waren kahl geschoren, in rote Gewänder gehüllt, und sie trugen eine Sänfte. Ihre Last schien erheblich zu sein, denn sie bewegten sich überaus vorsichtig, balancierten geradezu die Treppe hinunter. Drax musste an Leute denken, die über Eis balancierten, von dem sie nicht sicher sein konnten, dass es ihr Gewicht tragen würde.
    »Endlich«, fauchte Cantalic. »Bringens wir’s hinter uns und schaffen den Kerl hinein.« Das war der Augenblick, in dem die Angst mit kalten Fingern nach Matts Herz griff – und ihn handeln ließ.
    Er ging in die Knie, warf sich gegen Little Charleys Unterleib und traf ihn mit dem Kopf dort, wo es ganz besonders schmerzte. Cantalics Pranken wich er aus, indem er sich ganz fallen ließ. Sie beugte sich zischend und fluchend zu ihm hinunter – er zog die Beine an und trat ihr so heftig ins Gesicht, dass sie nach hinten wegtorkelte, gegen einen Felsen prallte und zu Boden rutschte.
    Im nächsten Moment waren sie zu viert über ihm: Sweet Charley, Big Charley und die beiden Wächterinnen. Sie stießen Flüche und Beschimpfungen aus, schlugen mit Fäusten auf ihn ein, und überwältigten ihn schließlich. Zwei packten ihn an den Armfesseln, zwei an den Fußfesseln, und einer öffnete das Gatter

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