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1801 - Die Herreach

Titel: 1801 - Die Herreach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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allesamt in Trance versanken.
    Dourmel sprach mit monotoner Stimme: „Kummerog ist der Gott ... Dann wird der Himmel sich öffnen ... Eine strahlend helle Hälfte und eine dunkle werden zum Vorschein kommen ..."
    Er spürte, wie sich eine mächtige Dynamik zusammenbraute. Und von einer Sekunde zur anderen entglitten ihm die Clerea.
    Keine zwei Meter von dem neuen Mahner entfernt brodelte die Luft. Ein schwarzer Schatten mit fürchterlichen Augen erschien, er war mindestens vier Meter groß, und er schien lediglich auf seine Chance zu warten, daß er den unsichtbaren Graben zwischen Gedanken und Materie überspringen konnte.
    „Stopp!"
    Dourmel brüllte mit aller Macht das eine Wort. Die Clerea erwachten. Der Schatten des Ungeheuers verblaßte, dann war er ganz verschwunden.
    Erschöpft drehte sich Dourmel ab. Nun hatte er’s selbst erlebt. Diesem schwarzen Schatten wohnte eine schreckliche Gefahr inne. Der Schatten durfte niemals freigesetzt werden.
    Er ließ die Clerea in ihre Quartiere verschwinden und wies sie an, in sechs Stunden für ein weiteres Gebet zur Verfügung zu stehen.
     
    *
     
    Am Rand des Betfeldes versammelten sich die übrigen Mahner, offiziell in violette Kutten gewandet.
    Sie hatten nicht die Absicht, am Gebet teilzunehmen, sondern wohnten lediglich von außen bei. Dourmel wies mit verstecktem Amüsement darauf hin, daß allein die Anwesenheit gefährlich war. Tatsächlich verschwanden von sechs Personen drei - um sich der Gefahr nicht auszusetzen. Dourmel merkte sich ihre Namen. Wenn er oberster Künder war, würde er sie zurück in weiße Kutten stecken.
    Gemeinsam mit den über neunhundert Clerea versetzte sich Dourmel in Trance. Er gab acht, nicht ganz und gar zu versinken, behielt statt dessen umfassende Kontrolle.
    Das Potential ballte sich wieder zusammen ... Alles wie immer. Ab einem bestimmten Punkt wirkte sich die Masse der Betenden nachteilig aus. Dourmel nannte es für sich eine kritische Masse.
    In der Mitte des Betfeldes entstand ein wabernder .Schatten. Dourmel spürte, daß es sich um eine anfangs völlig neutrale Energie handelte, aber schon im folgenden Augenblick kippte etwas, von dem er nicht sagen konnte, was es war.
    „Stopp!" brüllte er.
    Die Clerea schreckten aus ihrer Trance. Er ließ ihnen Zeit, sich zu erholen, dann versuchten sie es noch einmal. Und diesmal erwischte Dourmel genau den Zeitpunkt, den es brauchte.
    Was da mitten im Betfeld zur Hälfte stofflich wurde, das unterschied sich deutlich von dem todbringenden schwarzen Schatten, den er kannte. Dies hier war eindeutig nicht lebendig. Es war nicht mehr als eine Art schwarzer Umhang, scheinbar achtlos über einen Felsblock geworfen. Dourmel und die Clerea schafften es, den Umhang für die Dauer von drei Minuten zu stabilisieren. Dann ließen die Kräfte nach, und der Reihe nach sanken seine Priester ausgelaugt zu Boden. Als die ersten fünfzig aufgegeben hatten, verblaßte der Umhang. Es war vorbei. Sie hatten aber einen ersten Fortschritt erzielt.
    Mit großen Augen schauten sie ihn an, ihre Nas-Organe plusterten sich doppelt auf, fragend, aufmerksam, erwartungsvoll. Aber nein ... Es hatte keinen Sinn mehr. Dourmel schickte seine Clerea schweren Herzens schlafen.
    Eine Sache von historischer Bedeutung hatte sich ereignet. Anzunehmen, daß ein langer und beschwerlicher Weg bevorstand. Nach einer ausgedehnten Schlafperiode ging es weiter. Er wollte den erzielten Fortschritt nicht gefährden, indem er voreilig große Etappen nahm.
    Dourmel und die Betenden gewöhnten’sich an, ihre Schlaf- und Wachzeiten gemeinsam zu nehmen, so daß es nicht zu Überschneidungen kam. Sie bildeten eine regelrechte Gruppe, so wie zwei Herreach in Paarungshitze die ebenfalls einen gemeinsamen Rhythmus lebten. Mit zunehmender Erfahrung wurde es möglich, das Erscheinen des schwarzen Mörders zuverlässig zu vermeiden. Statt dessen brachten sie unbelebte, oft harmlos zuckende Erscheinungen hervor, die für niemanden eine Bedrohung darstellten.
    Eine regelrechte Palette neuer Techniken entstand. Er fertigte Aufzeichnungen an, welche Technik zu welchem Ergebnis führte. Worauf er hinauswollte, das wußte Dourmel selbst nicht genau.
    Wie auch immer, für den alten Künder des Kummerog kam alles zu spät. Er starb nach einer bemerkenswert langen Zeit des Siechtums.
    Ddurmel nahm plangemäß seine Stelle ein, ohne daß es zu Brüchen kam. Von nun an regierte er den Cleros, dessen Arm bis ins entfernte Keerioch reichte, nicht zu

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