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1801 - Die Herreach

Titel: 1801 - Die Herreach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schlecht."
    „Ist er krank?"
    „Ja. Aber nicht krank genug. So geht es nun schon seit langer Zeit. Es wird Zeit, daß der Künder abtritt."
    „Hast du mich aufgehalten, um mir das zu sagen, Lo?"
    Der andere verzog das Nas-Organ zu einer ärgerlichen Miene nach oben. „Ich stelle fest,, Dourmel, daß es dir immer noch an Realismus fehlt. Der Künder hätte dich nicht rufen sollen."
    „Weshalb ruft er denn?"
    „Das wird er dir selbst erklären wollen."
    Wortlos wandte sich Dourmel von seinem alten Rivalen ab, gab ein vernehmliches Geräusch von sich, trat in die dunkle Kammer hinter der Tür.
    Lo Bestos blieb &außen zurück. Er konnte hinter der Tür genausogut horchen wie drinnen.
    Auf einem Lager aus schmutzigem Thunam-Stroh lag der ausgemergelte Körper eines alten Herreach.
    Er trug die vermutlich einzige gelbe Kutte, die es in der Welt gab. Hätte der Künder noch laufen können, man hätte ihn überall auf der Stelle erkannt, in den Städten Keerioch, Galanter oder Pröoon ebenso wie in der Hauptstadt Moond.
    Aber dazu war der Alte ganz sicher nicht mehr fähig. Er öffnete die grünen geschlitzten Augen nur um einen Spaltbreit.
    „Bist du das, Dourmel?"
    Der Priester erschrak, als er die Stimme hörte, und wunderte sich zugleich, wie sicher der Künder ihn erkannte.
    Ein Körper, der nicht sterben will. Ein Geist, der im Gedanken an Kummerog Lebensjahre erzwingt.
    „Ja, oberster Künder. Ich bin gekommen."
    „Es wurde Zeit. Ich habe eine Aufgabe für dich."
    „Was für eine Aufgabe ist das?"
    „Eine ungewöhnliche. Ja, in erster Linie eine seltsame Aufgabe. Dazu muß ich dir etwas erklären."
    In einem Kamin am Rand der Kammer brannte ein Braad-Ziegel. Der glimmende Stein verbreitete eine ziemliche Hitze und füllte den Raum mit beißendem Dunst. Kein Wunder, daß der Künder nicht bei Kräften war, wenn er die ganze Zeit dieses Zeug einatmete.
    „Die Sache liegt viele Schlafperioden zurück, zuerst mußte ich dich ja aus Keerioch rufen lassen. - Ja, ich weiß, Dourmel! Keine Vorwürfe, es ist ein weiter Weg. - Zu jener Zeit ließ ich die fähigsten Clerea, die wir haben, zum Gebet zusammenkommen. Es waren fast tausend Personen, sie stammten aus allen Gegenden der bekannten Welt. Und als sie sich im Betfeld versammelten, als Lo Bestos sie im Gebet vereinigte, da geschah etwas, das wir bis heute nicht verstehen. Sie alle gedachten unseres Gottes Kummerog, und sie stellten sich vor, wie es wäre, könnte man nur die Tempelpforte einreißen und Kummerog befreien ..."
    Dourmel sah die Augen des Herreach langsam zufallen. Er hatte Angst, daß der Alte gerade in diesem Augenblick sterben würde.
    „Was geschah dann, oberster Künder? Bitte schlaf jetzt nicht ein!"
    „Nein, nein ... Lo Bestos führte das Gebet zum Höhepunkt. Und ganz am Ende, als alle schon erschöpft schienen, da verwandelten sich die Gedanken im Betfeld. Sie wurden stofflich. Ein fürchterliches Ungeheuer erschien und tötete sieben der Clerea."
    „Das kann nicht sein", widersprach Dourmel unwillkürlich.
    Der oberste Künder verzog sein schrumpeliges Nas-Organ zu einer abwärts gezogenen milden Geste.
    Für die Unterbrechung schien er Verständnis zu haben. Er war sich der Ungeheuerlichkeit dessen, was er da behauptete, offensichtlich klar bewußt.
    „Es ist verbürgte Tatsache. Ich habe das Gebet mit denselben Clerea mehrfach wiederholen lassen.
    Jedesmal erschien das Ungeheuer. Und ich frage mich nun: Weshalb muß es immer ein Ungeheuer sein? Was geschieht da? Lo Bestos besitzt nicht das Geschick im Umgang mit betenden Clerea, um es herauszufinden, auch nicht meine übrigen Mahner. Der einzige, der ein solches Geschick vielleicht aufbringen wird, der bist du, Dourmel."
    Darüber dachte der Priester eine Weile nach.
    Der Alte ließ ihn gewähren. Doch nach einer Weile sagte er: „Dourmel, ich halte diese Sache für sehr wichtig. Du mußt es herausfinden, es könnte für uns alle von ungeheurer Bedeutung sein. Im übrigen habe ich für dich einen Anreiz. Du siehst, daß es um mich nicht sehr gut steht. Ich werde in Kürze sterben, es läßt sich nicht viel länger hinauszögern ... Das ist der zweite Grund, weshalb ich dich habe rufen lassen. Löse die Aufgabe, und du wirst mein Nachfolger als oberster Künder des Kummerog."
    Dourmel schwieg einen Augenblick, schockiert, maßlos überrascht, regelrecht entgeistert.
    „Wieso ... Ichmeine...-Oh!"
    Der oberste Künder hatte wieder diesen amüsierten Ausdruck um das Nas-Organ.
    „Du

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