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1802 - Stiefkinder der Sonne

Titel: 1802 - Stiefkinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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rotierende Spiralen. Wie kleine Windhosen huschten sie ruckartig durch die Gasse und saugten den Nebel an, der ihre Konturen nachzeichnete.
    Gloom Bechner blieb stehen. Langsam breitete er die Arme aus, drehte die leeren Handflächen nach vorne. Den Strahler hatte er wieder an der Magnethalterung befestigt.
    „Wir sind Terraner", sagte er betont langsam.
    Die Dunstwirbel umtanzten ihn, kamen zuckend näher. Als wollten sie ihn von allen Seiten einer genauen Musterung unterziehen. Das war keine bloße Naturerscheinung, sondern bewußt Bewegung. Trokaner?
    „Wir sind als Freunde gekommen."
    Ihm war egal, ob er sich dabei lächerlich machte oder nicht.
    Die beiden Wirbel, eben noch auf der Spitze rotierend, verharrten und begannen auseinanderzufließen.
    „Mein Name ist Gloom Bechner."
    Waren diese Wirbel energetischer Struktur? Nahmen sie akustische Schwingungen wahr? Oder nur optische Reize?
    Der Chefreporter fühlte sich so hilflos wie lange nicht mehr. Er hatte erwartet, humanoides Leben anzutreffen, menschenähnliche Intelligenzen. Etwas anderes hatte er gar nicht in Erwägung gezogen. Warum eigentlich nicht? Nur weil Trokan zum Sonnensystem gehörte, bedeutete das noch lange nicht, daß er humanoides Leben hervorbringen mußte. Vielleicht war die Evolution ganz anders abgelaufen- auf einer Welt, die keine Jahreszeiten kannte, auf der bislang sogar Tag und Nacht unbekannt gewesen waren.
    Ein Blitz spaltete das Firmament, eine grelle orangefarbene Entladung, die die Stadt mit irrlichterndem Flackern überzog. Sekundenlang schien die Erscheinung nachzuglühen, eine Aufrißfront am Sternenhimmel, deren Ränder auseinanderliefen wie die Kreise, die ein ins Wasser geworfener Stein zog. Aber kein Donner folgte. Die Stille hatte etwas Unheimliches, Bedrückendes.
    Gloom Bechner hatte sich kurz ablenken lassen.
    Die beiden seltsamen Wirbel waren verschwunden.
    Nur der Nebel kroch unaufhaltsam höher.
     
    7.
     
    Die Situation war fremd und unwirklich. Cistolo Khan fühlte sich an einen jener schweißtreibenden Alpträume erinnert, in denen man rennt und rennt und dem Ziel dennoch keinen Schritt näher kommt.
    Ähnlich verhielt es sich in diesen Minuten.
    Cistolo Khan landete nicht zum erstenmal auf einem unberührten Planeten. Er hatte Völker kennengelernt, die am Beginn der Steinzeit standen, und andere, die schon eine bescheidene Kultur aufgebaut hatten. Bei diesen Begegnungen hatte er aus eigener Anschauung die Thesen der Galaktopsychologen bestätigt gefunden, daß drei Verhaltensmuster auf solche Erstkontakte anzuwenden waren.
    Entweder flohen die Eingeborenen in heller Panik vor dem unbeschreiblichen Ding, das da aus den Wolken in ihre Welt gefallen war, verkrochen sich zitternd in ihren Behausungen und glaubten an das Ende.
    Oder sie warfen sich vor den fremden Zweibeinern in den Staub, verehrten sie als Götter und brachten ihnen die kostbarsten Opfergaben - und sei es, daß sie ihnen Frauen und Töchter als Geschenk anboten.
    Oder sie setzten alles daran, die ungebetenen Eindringlinge zu vernichten. Das bedeutete, daß sie kompromißlos mit Steinschleudern, Speeren oder primitiven Feuerwaffen angriffen und die gelandeten Raumfahrer alle Hände voll zu tun hatten, die Eingeborenen vor sich selbst und ihrer Zerstörungswut zu schützen. Mit bloßen Fäusten attackierten ahnungslose Krieger sogar Paratronschirme und verglühten darin.
    Nichts von alldem geschah auf Trokan.
    236 Meter, zeigte eine Einblendung auf der Sichtscheibe an. So weit stand der Trokaner entfernt, dessen Vergrößerung Khan gesehen hatte. Mittels Blickschaltung löschte er die Zusatzprogramme und ging zurück auf Direktsichtmodus.
    Die Eingeborenen verharrten reglos, eine stumme Phalanx, in der Individualität fehlte. Die Nacht hatte sie ausgespien und schien sie ebenso schnell wiederverschlucken zu wollen. Fahle Straßenlampen im Hintergrund zeichneten einen schwachen Kontrast; ihr Licht reichte nicht aus, mehr als verwaschene Umrisse erkennen zu lassen.
    „Wir stehen da wie bestellt und nicht abgeholt", klagte eine leise Stimme in Khans Helm.
    Ein verhaltenes Räuspern antwortete. Myles Kantor sagte: „Laß ihnen Zeit, den Schock zu verarbeiten.
    Wir haben heute ihr jahrtausendealtes Weltbild zerstört."
    Sie sind nackt, durchzuckte es Khan. In unseren SERUNS müssen wir ihnen wie Monstren erscheinen.
    Und die PAPERMOON? Nicht so hoch wie der Bohrkopf, aber in ihrer Kugelform massiv und erdrückend. Vielleicht war es doch ein Fehler

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