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1802 - Stiefkinder der Sonne

Titel: 1802 - Stiefkinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verstanden ihn die Eingeborenen nicht. Der Translator benötigte, um perfekt zu übersetzen, Grundbegriffe ihrer Sprache.
    „Wir sind Menschen", sagte Cistolo Khan. „Wir begrüßen das Volk von Trokan als unsere neuen Nachbarn."
    Beinahe hätte er gesagt: „Wir freuen uns ..." Aber stimmte das auch? Er durfte nicht von sich auf fünfzehn Milliarden Menschen allein auf der Erde schließen. Konnte man sich über etwas freuen, das eigentlich unheimlich und unverständlich war, über ein Volk, dessen Evolution nur wenige Monate gedauert hatte?
    Doch eines mußte man den Trokanern zugute halten: Sie waren so unschuldig wie ein Neugeborenes.
     
    *
     
    Die Korvetten waren nicht wiederaufgetaucht, jedoch senkte sich eines der großen Schiffe aus dem Orbit herab. Gloom Bechner war überzeugt, daß es sich um die PAPERMOON handelte, und er zweifelte nicht eine Sekunde lang daran, daß sie im Bereich der Stadt niedergehen würde.
    Kein anderer Ort auf Trokan war so interessant wie der riesige Bohrkopf. Von ihm mußte das ausgegangen sein, was landläufig als Zeitrafferfeld bezeichnet worden war.
    Mit seinen Begleitern hatte er die Schienen erreicht, die sich geradlinig durch die Ebene zogen, zwei stählerne Bänder, nicht eben optimal verlegt. Aber Komfort und Bequemlichkeit der Reisenden waren ihm ziemlich egal. Zumindest solange er selbst ‘nicht zu den Betroffenen gehörte, die von einem vorsintflutlichen Dampfroß durchgeschüttelt wurden.
    Mauern aus gebrannten Backsteinen wuchsen zu beiden Seiten auf, als die Schienen die Stadt erreichten.
    Wenige Meter dahinter drängten sich die ersten windschiefen Hütten. Die vornehmste Gegend hatten sie sich für ihren Besuch nicht ausgesucht. Sah es überall so aus?
    Unter der transparenten Verdichtermaske war zu sehen, daß Sibyll Norden die Nase rümpfte.
    „Es stinkt erbärmlich", schimpfte sie und schaltete ihren Scheinwerfer an. Der scharf gebündelte Lichtstrahl wanderte zitternd über das Gleis und verharrte einige hundert Meter voraus auf einem bizarren Konglomerat aus Eisenträgern und Pfeilern.
    „Die Lampe aus!" keuchte Bechner. „Bist du verrückt?"
    „Früher oder später treffen wir eh auf die ersten Eingeborenen."
    „Aber die da oben will ich mir vom Hals halten."
    Sibyll folgte seinem Blick und zuckte unwillkürlich zusammen. Nur wenige hundert Meter über ihnen schwebte die PAPERMOON.
    „Haben sie uns entdeckt?"
    Einige bange Augenblicke, aber das LFT-Flaggschiff glitt lautlos weiter. Niemand an Bord ahnte, wie nahe die Gesuchten wirklich waren.
    Der Kugelraumer landete dicht bei dem überdimensionalen Bohrkopf.
    Adasta hatte den Anflug aufgezeichnet. Auch die waghalsige Konstruktion, die sich als Brücke über den Fluß entpuppte, speicherte er auf Chip.
    Die Ufer lagen ungefähr vierzig Meter weit auseinander. Von hier kam der bestialische Gestank.
    Offensichtlich landete alles, was in der Stadt an Abfall anfiel, im Wasser.
    Sibyll war nahe daran, sich zu übergeben. Keuchend klammerte sie sich an einen der Brückenpfeiler; hätte nicht Gloom Bechner geistesgegenwärtig zugegriffen, sie wäre aus vier oder fünf Meter Höhe in die Kloake gestürzt. Trotz der bedrohlichen Nähe der PAPERMOON aktivierte er erneut sein Flugaggregat.
    Westlich des Flusses wurde der Gestank erträglicher. Die Gassen waren mit Ziegeln gepflastert, demselben rötlich gebrannten Material, aus dem nahezu alle Bauten errichtet waren. Einige mehrstöckige Häuser wiesen sogar Verzierungen auf, verzerrte Fratzen, vielleicht Götzen oder Götterbilder, die böse Geister fernhalten sollten. Obwohl - mit derartigen Deutungsversuchen mußt man vorsichtig sein, solange nichts über die Bewohner der Stadt bekannt war.
    Ein enger Platz, von windschiefen Häuserzeilen eingerahmt. Ein aus Metall und dünnem pflanzlichen Material geflochtenes Vehikel lehnte an einer Wand. Am ehesten erinnerte es an eine Art Laufrad.
    „Eine merkwürdige Art, sich fortzubewegen", stellte Adasta fest.
    „Ob sich daraus auf die Körperform der Eingeborenen schließen läßt?" Spontan griff Sibyll Norden nach dem Gefährt. Zwei unterschiedlich große, mit Eisenschuppen beschlagene Räder; verbunden waren sie durch zwei außenliegende breite Gestänge, in denen sich die Radnaben in ausgeschlagenen Löchern drehten. Die sackartige Hängevorrichtung in der Mitte diente als Sitz.
    Sibyll stellte fest, daß sie sich einigermaßen leicht hineinzwängen konnte. Auch das Gleichgewicht zu halten war nicht sonderlich

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