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1802 - Stiefkinder der Sonne

Titel: 1802 - Stiefkinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gewesen, auf dem großen Platz zu landen. Der Mensch machte immer wieder Fehler, weil er sein Denken zu sehr auf sich selbst bezog.
    Unsinn!
    Nur der LFT-Kommissar ging weiter, schritt langsam aus, beinahe gemächlich, weil er instinktiv spürte, daß hektische Bewegungen die Eingeborenen erschrecken würden.
    Was empfanden sie? Eine Mischung aus Neugierde und Panik? Oder lebten sie glücklicher, als Menschen es je gewesen waren, weil sie weder Hektik noch Hetze kannten und einfach nur in den Tag hinein lebten, ohne sich über das Morgen Gedanken zu machen? Die Art, wie sie in den Gassen standen und nur zu beobachten schienen, legte solche Schlüsse nahe.
    Sie säen nicht, sie ernten nicht, aber der himmlische Vater nährt sie doch ...
    Warum ausgerechnet jetzt dieser Gedanke? Weil die Zivilisation auf Trokan innerhalb weniger Stunden entstanden war? Ein solcher Schöpfungsakt war unbegreiflich, aber eben auch nur relativ.
    Mit den Trokanern Erfahrungen auszutauschen, tief in ihr Seelenleben einzudringen, mußte für jeden Galaktopsychologen die Erfüllung seines Lebens bedeuten.
    Vorübergehend hielt Khan inne und schloß die Augen. Ihm war, als spüre er einen Hauch der Ewigkeit, als löse sich vor ihm ein Zipfel des Geheimnisses, das mit Werden und Vergehen des Kosmos zusammenhing.
    Aber bevor er zugreifen konnte, verflüchtigte sich dieser Hauch des Verstehens schon wieder. Zurück blieb der Zwang, Erfolge vorzuweisen.
    Er redete jetzt ununterbrochen und der Translator verarbeitete jeden Laut, der von den hochempfindlichen Akustikfeldern aufgenommen wurde.
    „... wir kommen als Freunde und in Frieden. Unsere Völker leben in enger kosmischer Nachbarschaft ..."
    Was wissen die Trokaner vom Kosmos? Nichts. Sie haben nie die Sonne gesehen, keine Sterne oder Planeten und Monde, von Galaxien ganz zu schweigen, weil das Zeitrafferfeld alles von ihnen fernhielt. Über dem vierten Planeten lag das Temporalfeld wie eine riesige Käseglocke; für Trokan gab es Jahrmillionen lang weder Tag noch Nacht, nur eine undurchdringliche trübe Dämmerung.
    Die Wissenschaftler, allen voran Myles Kantor, hatten sogar behauptet, Trokan hätte seit jenem denkwürdigen 15. September 1222 NGZ nicht mehr ein Lichtquant von Sol empfangen.
    Cistolo Khan versuchte, sich in die Situation der Eingeborenen hineinzuversetzen. Aber ausgerechnet er, dem es für gewöhnlich kaum Mühe bereitete, Menschen ebenso wie Nicht-Humanoide richtig einzuschätzen, mußte sich eingestehen, daß er Probleme damit hatte.
    Jahrhunderttausende der Evolution ließen sich nicht mit einem einfachen Handstrich übergehen. Die Trokaner waren geprägt von einem gleichbleibenden Dämmerlicht, von konstanter Temperatur - als das Sonnenlicht jäh über sie hereingebrochen war, hatte sich wohl zugleich die Hölle aufgetan, um sie zu verschlingen.
    Falls sie den Begriff Hölle überhaupt kannten.
    „... keiner von uns kann den Ablauf beeinflussen. Ich weiß, wie schwer es für euch sein muß zu begreifen, was da geschehen ist. Aber wir werden miteinander reden, wir wollen euch helfen, die Welt so zu verstehen, wie sie wirklich ist."
    Immer noch zeigte sich kaum Bewegung in den Reihen der Trokaner. Auf den LFT-Kommissar machten sie den Eindruck einer Herde verängstigter Schafe, die angesichts des Wolfes zur Reglosigkeit erstarrten.
    Verrückt. Wir Terraner sind keine Wölfe, wir ...
    „... wollen euch helfen!"
    Abgedroschene Phrasen.
    Warum nur fühlte er sich so unsicher? Jeder angehende Fähnrich der Flotte hätte diese Situation besser meistern müssen. Dafür gab es Hypnoschulungen und ein ausführliches Verhaltenstraining.
    Lag das einfach daran, daß nicht nur den Trokanern ein Kulturschock bevorstand? Wenn er es recht bedachte, würde auch die Menschheit ein völlig verändertes Selbstverständnis akzeptieren müssen.
    Nie zuvor hatte ein zweites intelligentes Volk existiert, dessen Heimat einer der solaren Planeten war.
    Marsmenschen und Venusianer hatten nur für vergleichsweise kurze Zeit in den Gehirnen einer Minderheit herumgespukt, Ausgeburten einer unbefriedigten Phantasie, die mit der Mondlandung der STARDUST und Gründung der Dritten Macht in andere Bahnen gelenkt worden war.
    Aber seit wenigen Stunden war es definitiv, wenngleich bislang nur ein Bruchteil der zwanzig Milliarden Menschen im Solsystem die wirkliche Tragweite dieses geschichtsträchtigen Tages nur ahnte: Sol, die kleine gelbe Sonne in einem eigentlich unbedeutenden Seitenarm der

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