1803 - Der Riese Schimbaa
Magmaströme, Anzahl und Positionen möglicherweise vorhandener Vulkanquellen und exakte Daten über das Magnetfeld.
Grobmessungen lagen vor, aber NATHAN bezeichnete sie lapidar als nicht ausreichend.
Tausend Kilometer von Moond entfernt gähnte ein riesiger Krater inmitten ansonsten kaum berührter Natur. Schon die ersten Ortungen aus dem Orbit hatten ergeben, daß dieser Krater erst vor kurzem entstanden war vielleicht war das, was dort geschehen war, für das Erlöschen des Temporalfelds ursächlich gewesen. Die Erde glühte nach, glutflüssige Gesteinsschmelze war erst im Begriff, in zähen Bahnen zu erstarren. Und über allem hing eine flirrende Hitzeglocke wie ein Hauch des Todes.
Radioaktivität war nicht angemessen worden. Vor allem hatte sich inzwischen gezeigt, daß die Herreach keineswegs über das Wissen und die Mittel verfügten, atomare Reaktionen einzuleiten, sei es für friedliche wie auch für kriegerische Zwecke.
Blieb die Vermutung, daß der Explosionskrater mit einem der früheren AyindiArchive zu tun hatte.
Doch das herauszufinden, war nicht die vordringlichste Aufgabe.
Khan gab die Anfragen an die Schiffe im Orbit weiter. Anschließend versuchte er, eine Funkverbindung zu der nach wie vor auf der Plutobahn stehenden GILGAMESCH zu bekommen. Doch niemand reagierte auf seine Bemühungen.
Statt dessen verlangte die Erste Terranerin, Paola Daschmagan, seinen Report. Zwischen den Worten ließ sie anklingen, daß ihr die letzten Nachrichten auf den Kanälen des Terrania News Reports sauer aufgestoßen waren.
„Ich erwarte eine Lösung des Problems, Cistolo. Bechner ist fähig, die gesamte Führung der LFT der Lächerlichkeit preiszugeben."
„Wir kriegen ihn", versprach Khan vollmundig. „Bruno ..."
Er redete ins Leere. Paola Daschmagan, kraftvollresolut wie immer, hatte die Hyperkom-Verbindung kurzerhand abgebrochen.
Gia de Moleon meldete sich nur Sekunden später. Sie hielt einen Monolog über die GILGAMESCH und den fremden Raumer, der dem Kristallimperium zugesetzt hatte. Tiefschürfend waren ihre neuen Erkenntnisse nicht, aber Gia würde keine detaillierten Angaben mehr erhalten. Sie hatte alle ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ausgeschöpft. Mit einer einzigen Ausnahme: Perry Rhodan selbst zu befragen.
„Glaub es, oder glaub es nicht", redete sie auf Khan ein. „Ich bin überzeugt 4avon, daß die Unsterblichen mit dem Arger der Arkoniden zu tun hatten. Nur beweisen ..."
„... kannst du nichts. Gia, ich - ich rufe dich zurück, ich habe hier momentan genügend anderes am Hals ..."
„Ich habe die Nachrichten von TNR aufgezeichnet", unterbrach sie ihn. „Da hast du eine unangenehme Laus im Pelz, Cis. Nimm dich vor Bechner in acht - er kann sanft wie ein Lamm sein, aber er wird auch sehr schnell zur reißenden Hyäne, sobald er irgendwo Aas wittert."
„Danke für den aufmunternden Vergleich." Mit einer knappen Handbewegung beendete Khan das Gespräch.
Die Sonne ging unter und tauchte den Himmel in ein eigentümliches Farbenspiel. Fast wie die Schalen einer Zwiebel lagen die Farbnuancen ineinander. Die Sonne selbst erschien als gelblichweiß lodernde Scheibe, die dicht über dem Horizont an Größe gewann. Gelb und orange, bis hin zu intensivem Purpur staffelten sich ungleichmäßige Schichten, während im Zenit bereits das Schwarz der Nacht heraufzog.
Die beginnende Kälte lähmte das Leben in Moond, doch waren weitaus mehr Herreach in den Straßen und auf dem Tempelplatz versammelt als bei der Landung der PAPERMOON. Offensichtlich hatten die Schneiderwerkstätten Hochkonjunktur, denn kaum einer der Städter lief noch nackt umher. Sie trugen die unterschiedlichsten Kutten, aus gewebten Stoffen ebenso wie aus Tierfellen genäht, und die Kapuzen hatten sie als Schutz vor Auskühlung weit über die breiten Schädelgezogen.
Gelegentlich huschten knisternde Entladungen die Tempelwand empor-Interferenzen, die von den irdischen Wissenschaftlern bewußt erzeugt wurden, um mehr über die Struktur des fünfdimensionalen Schirms zu erfahren. Die Herreach störten sich nicht daran. Gruppenweise standen sie beieinander, oder sie ließen sich in konzentrischen Kreisen auf dem Tempelplatz nieder. In diesen Gruppen, die nach Hunderten zählten, dominierten die weißen Kutten der Clerea.
Die Priesterkaste betete.
Erst war es nur ein sanftes Murmeln, das die Luft erfüllte, von schrillen Schreien unterbrochen ...
„Kummerog! Komm zu uns, Gott Kummerog, laß deine Kinder nicht
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