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1806 - Der Mutant der Cantrell

Titel: 1806 - Der Mutant der Cantrell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Kummerog. Die Gestalt war umgekippt. Sie lag leicht verkrümmt auf dem Boden und regte sich nicht.
    Ich atmete wieder gleichmäßig. Mit jedem Atemzug kam Bewegung in die Gestalt. Sie richtete sich Stück für Stück auf. Die Bewegungen waren marionettenhaft und wie in einer Zeitlupe. Auch die abgetrennte Hand war nun wieder vollständig.
    Was ging hier vor? Was spiegelte mir die Haut vor?
    Ich hatte eine schwache Ahnung.
    Gezielt hielt ich den Atem an. Die Bewegungen Kummerogs wurden langsamer. Schließlich erstarrte die Figur. Ich atmete noch immer nicht. Und dann. fiel der häßliche Zwerg um!
    Die Haut hatte sich selbst verraten, als sie mir den Brustkorb zuschnüren wollte!
    Sie war auf meine Atemluft angewiesen. Das war es!
    Wenn die Gestalt vor meinem geistigen Auge das widerspiegelte, was die Haut war, und daran zweifelte ich nicht, dann hatte sie mir den Weg geebnet. Sie hatte einen Schwachpunkt verraten, auf dem ich aufbauen konnte.
    Es war nicht nur die Nahrung, die sie benötigte. Auch die Atemluft gehörte dazu.
    Ich wußte nicht, wie lange ich die Luft anhalten konnte, aber mit Hilfe des Aktivatorchips würde ich es bestimmt auf ein paar Minuten bringen. Ich mußte es probieren. Und das Anhalten der Luft trainieren.
    Ich atmete wieder normal und öffnete die Augen.
    Der mentale Druck der Haut war jetzt deutlich schwächer. Ich befand mich auf dem richtigen Weg.
    Das war ein erster Teilsieg!
    „Erzähl mir mehr von Kummerog!" forderte ich.
    „Willst du nicht erst etwas essen?" fragte die Haut.
    „Nein", erklärte ich. „Ich habe noch keinen Hunger. Und du kannst auch warten."
    Sie war zu geschwächt von dem geistigen Ringen. Sie verzichtete auf einen erneuten Angriff.
    „Erzähl mir von Kummerog!" verlangte ich erneut.
    Bereitwillig kam die Haut der Aufforderung nach.
     
    *
     
    Wie alt Kummerog war, wußte er selbst nicht. Aber er war sehr alt. Und über die exakte Dauer seines Lebens machte er sich nie Gedanken. Vielleicht war er unsterblich. Er war eine Mutation, wahrscheinlich eine Laune der Natur. Da konnte es mit der Langlebigkeit ja vielleicht ebenso anders sein als bei den normalen Cantrell.
    Auch seine Häute waren extrem langlebig, insbesondere dann, wenn sie in Tiefschlaf gelegt wurden.
    Die Cantrell galten als ethisch hochstehendes Volk. Als sie den skrupellosen Mutanten und Verbrecher faßten, schloß es sich nach ihrer Moral von allein aus, ihn zu töten. Aber man wollte den unangenehmen Burschen entfernen. Sie brachten Kummerog in eine fremde Galaxis, nach Bröhnder.
    Hier baute der Mutant mit Hilfe neuer Sklaven schnell eine kleine Organisation auf. Er fand auch den passenden Namen dafür: die Mörder von Bröhnder. Kummerog war sogar stolz auf diese Bezeichnung seiner Truppe.
    Die Piraten machten dem Namen alle Ehre. Bei den brutalen Überfällen auf unbewaffnete Transportschiffe schreckte die Horde vor nichts zurück. Bevor man eine Übergabe verlangte, wurde erst einmal gefeuert. Die Truppe errang schnell eine traurige Berühmtheit.
    Schon in der Anfangsphase des Aufbaus entdeckte Kummerog einen halb ausgebauten geheimen Stützpunkt einer unbekannten Organisation auf dem Asteroiden Klinker. Von den einzigen Überlebenden der Station, drei Angehörigen aus dem Volk der Bodaden, machte der Mutant einen zu seinem Sklaven: Yokanrog.
    Der gelbhäutige Humanoide wurde sein bester und treuester Diener. Die beiden anderen warf er ohne Schutzanzug ins Weltall.
    Skrupel kannte er nicht. Gnade oder Rücksichtnahme waren unbekannte Begriffe für ihn. Und das sollte sich auch nie ändern.
    Vor rund 66 Jahren hatte Kummerog während eines einsamen Patrouillenflugs mit seinem Keilschiff CANT eine vielleicht entscheidende Begegnung ...
     
    *
     
    Kummerogs Haut schwieg. Den Grund dafür erkannte ich zunächst nicht.
    Ich schloß die Augen und suchte nach einem Bild, das sie in mein Bewußtsein projizierte. Ich tastete mich mit meinen Gedanken durch die Schwärze des gedankenlosen Nichts, aber ich fand keine Spur, kein verzerrtes Abbild oder gar die Darstellung Kummerogs.
    „Warum sprichst du nicht weiter?" fragte ich laut.
    Es dauerte über zehn Sekunden, bis eine Antwort erfolgte.
    „Du solltest etwas essen, sonst kann ich nicht sprechen. Meine Kräfte sind nicht unbegrenzt. Ich habe zwar genügend Reserven, aber die brauche ich, um dich zu kontrollieren."
    Nun erkannte ich das Dilemma.
    Ich mußte eine Entscheidung treffen. Entweder ich versuchte, die Haut auszuhungern, und ich bekam keine

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