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1808 - Die Vorhölle

1808 - Die Vorhölle

Titel: 1808 - Die Vorhölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sehen bekam. Hätte sich bei Harry Stahl der Boden auch geöffnet?
    Auf diese Frage wusste ich keine Antwort. Noch immer auf der gleichen Stelle stehend, drehte ich mich um und warf Harry einen Blick zu. Der hatte meine Bewegung verfolgt und fragte: »Ist alles in Ordnung?«
    »Wie man es nimmt.«
    »Was meinst du?«
    Ich fragte: »Du siehst nichts?«
    Harry antwortete mit einem Kopfschütteln. »Bitte, was sollte ich denn gesehen haben?«
    Mehr musste er nicht sagen. Ich wusste Bescheid. Der Blick auf die Knochen war ihm verwehrt worden, nur ich hatte sie gesehen. Auf der Hügelkuppe waren mir die Augen geöffnet worden.
    »Dieser Hügel ist nicht leer, Harry.«
    »Was meinst du?«
    »Er ist eine Kultstätte.« Ich deutete zu Boden. »Ich kann von meinem Platz aus bis tief in die Erde schauen.«
    »Ach? Und was siehst du?«
    »Knochen.«
    »Bitte?«
    »Skelette, Harry.«
    Mein Freund war ziemlich von der Rolle nach dieser Aussage. Er schaute mich an, dann senkte er den Kopf und blickte zu Boden.
    »Dann komme ich mal hoch zu dir.«
    »Kannst du.«
    Harry bewegte sich. Ich konzentrierte mich wieder auf meine Situation und hatte das Gefühl, dass sich etwas verändert hatte. Es war nicht so schnell herauszufinden, aber ich glaubte dann, ein leichtes Zittern zu verspüren, das aus der Tiefe stieg und mich durch den Hügel erreichte. Man hätte auch meinen können, dass eine Maschine angestellt worden war.
    Ich wartete. Das Gefühl verging nicht. Nur Beweise hatte ich noch nicht. Ich fragte mich auch nach dem Grund dieser Veränderung, wusste ihn nicht und schaute jetzt Harry Stahl zu, der zu mir hoch kam. Er ging mit langen Schritten und achtete darauf, dass er nicht stolperte.
    Einen Kommentar hörte ich von ihm noch nicht. Er hatte bestimmt nichts gesehen. Ich schon. Es war ein seltsames Gefühl, hier zu stehen und nicht im Boden zu versinken, der ja für mich durchsichtig war.
    War er gläsern geworden?
    Daran konnte ich nicht glauben. Wenn, dann hätte er schon aus einem sehr dichten und auch festen Glas bestehen müssen. Da dies nicht der Fall war, ging ich davon aus, dass ich noch immer auf dem Boden stand, der jedoch von einer anderen Macht manipuliert worden war.
    Harry hatte noch ein kleines Stück zu gehen, bevor er mich erreichte und stehen blieb. Er hatte einen fragenden Blick aufgesetzt und schaute mich an.
    »Was ist?«
    Harry lachte. »Das fragst du mich noch? Darf ich mal lachen? Du hast mich doch hergeholt, weil du mir etwas zeigen willst. Der freie Blick in den Boden. War es das?«
    »Ja.«
    »Und was sehe ich?« Harry schlug seine Hände gegen die Seiten der Oberschenkel. »Ich sehe nichts, nur einen normalen Untergrund, das ist alles.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Was siehst du denn?«
    »Skelette. Knochen. Schädel und Gebeine …«
    Harry Stahl starrte mich an, als hätte ich ihm irgendein Märchen erzählt. »Und das ist keine Einbildung?«, wollte er wissen.
    »Nein.«
    Wir schauten uns an. »Wie soll man das denn alles fassen?«, flüsterte Harry.
    »Es ist schwer, ich weiß, aber ich hätte unter Umständen eine Erklärung. Es liegt an meinem Kreuz, denke ich.«
    Harry wollte etwas antworten, was er nicht schaffte. Dafür öffnete er den Mund und staunte nur.
    »Bist du dir sicher, John?«
    »Wir werden es ausprobieren.« Ich nickte ihm zu. »Ich nehme das Kreuz jetzt ab und gebe es dir. Dann bin ich gespannt, ob du es auch siehst.«
    »Meinst du Gebeine?«
    »Ja.«
    Er lachte etwas verlegen. »Nun ja, ich streite mal nichts ab. Das ist wohl am besten.«
    »Meine ich auch.«
    Er bekam von mir das Kreuz in die Hände gedrückt, und jetzt war ich gespannt auf seine Reaktion.
    Harry wirkte ein wenig verlegen. Er wusste nicht so recht, wohin er schauen sollte. Auf das Kreuz oder zu mir hin. Entscheiden konnte er sich nicht. So wechselte sein Blick zwischen mir und dem Kreuz hin und her.
    Und dann weiteten sich seine Augen. Er wollte etwas sagen, das sah ich ihm an, doch jetzt fehlten ihm die Worte. Etwas musste ihn abgelenkt haben, und dieses Etwas konnte nur in der Erde seinen Ursprung haben.
    Ich blickte hin.
    Nichts mehr. Keine Skelette, keine Knochen oder blanke Totenschädel. Nur der normale Boden oder Untergrund.
    Und was war mit Harry los?
    Er stand an meiner Seite und hielt den Blick gesenkt. Offensichtlich fasziniert schaute er in die Tiefe, und ich sah seinem Gesicht an, dass er von etwas überrascht worden war.
    »Und?«, fragte ich.
    Harry stöhnte auf und winkte ab. »Das – das –

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