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1808 - Die Vorhölle

1808 - Die Vorhölle

Titel: 1808 - Die Vorhölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Es gehörte zu seiner neuen Existenz, und er saugte sich am Hals seines Bruders fest.
    Es schmeckte.
    Es war herrlich.
    Es war so frisch.
    So ließ sich die Existenz als Vampir aushalten. Sie rutschten beide weiter nach unten, doch das machte Peter nichts aus. Er trank und saugte weiter.
    Es war seine Zeit.
    Es war sein Spiel.
    Er gab die Regeln vor, und alle anderen mussten sich dem fügen.
    Paul hatte sich auch nicht mehr gewehrt. Er hatte nicht um sich geschlagen oder sonst etwas getan. Er hatte sich in sein Schicksal ergeben, und als Peter seinen Mund mit den blutigen Lippen vom Hals seines Bruders löste, da stöhnte er satt und zufrieden auf.
    Er hatte es geschafft.
    Er gehörte jetzt dazu.
    Die Probleme der Menschen waren so klein geworden, wenn nicht ganz verschwunden. Jetzt konnte er sich um andere Dinge kümmern, die auf ihn warteten.
    Das Dumme war nur die verdammte Handschelle. Wenn er sie nicht von seinem Handgelenk lösen konnte, musste er seinen Bruder noch länger mit sich herumschleppen. Oder er trennte ihm einfach den Arm ab. Als Vampir kam er auch mit einem Arm zurecht.
    Sie lagen auf dem Boden. Im Wald war es finster. Kein Mondschein fiel bis auf den Boden. Kein Stern blinkte am Himmel. Es war eine finstere Umgebung, in der sie sich aufhielten. Eigentlich ideal für sie, und trotzdem waren sie nicht zufrieden.
    Larissa fuhr die Brüder an.
    »Wie lange wollt ihr noch liegen bleiben?«
    »Gar nicht!«, antwortete Peter.
    »Dann kommt hoch. Strengt euch an.«
    Peter lachte. Er musste seinen schweren Bruder in die Höhe ziehen und wunderte sich darüber, dass es ihm ohne Kraftanstrengung gelang.
    Es ging alles so leicht.
    Er war stärker geworden. Darauf würde Paul noch warten müssen. Er stand neben seinem Bruder, und beide sorgten dafür, dass sie das Gleichgewicht nicht verloren.
    »Dann können wir ja gehen.«
    Peter machte noch keine Anstalten. »Wohin?«
    »Das habe ich euch doch schon gesagt. Zur Vorhölle.«
    »Und wo ist die?«
    »Nicht sehr weit von hier«, erklärte Larissa. »Wir werden der Vorhölle einen Besuch abstatten …«
    ***
    »Vorhölle«, sagte auch Harry Stahl und schüttelte den Kopf. »Glaubst du daran, John?«
    »Warum nicht? Man hat für alles Unbegreifliche Begriffe gefunden. Das wird auch bei der Vorhölle nicht anders sein.«
    »Und was stellst du dir darunter vor?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Dann sind wir schon zu zweit.«
    Wir rollten über einen schmalen Weg außerhalb des großen Verkehrs. Wer hierher kam, der hatte sich entweder verlaufen oder einen besonderen Grund.
    Nur selten taten unsere Gegner das, was wir gerne hätten, und so mussten wir immer wieder Kompromisse eingehen. Das klappte mal oder auch nicht. Es kam immer auf die Situation an.
    Und jetzt?
    Ich war gespannt, sehr gespannt sogar. Unter der Vorhölle konnte ich mir wirklich nichts vorstellen. Ich ging davon aus, dass es ein Gebiet war und kein Haus oder altes Schloss, das in Vergessenheit geraten war.
    Auch Harry konnte nichts hinzufügen, was unsere Laune etwas aufgebessert hätte. So blieben er und ich mit unseren Gedanken allein, was besonders mir gefiel.
    Harry hatte sich die Beschreibung gut gemerkt. Wir kamen zudem gut durch. Hatten überhaupt keine Probleme mit der Umgebung. Der Opel schaukelte sich voran, bis wir an eine Grenze gerieten, die am Rand eines lichten Waldes lag.
    »Das war’s wohl!«, sagte Harry.
    »Wieso?«
    »Ganz einfach. Wir kommen nicht mehr weiter. Ich spüre das. Der Boden ist hier viel zu weich.«
    Ich schaute Harry an. Er hatte die Führung übernommen, wogegen ich auch nichts gehabt hatte. Und als wir ausstiegen, da merkten wir beide die weiche Beschaffenheit des Untergrunds. Da wären wir mit dem Insignia nicht viel weiter gekommen.
    Die Vorhölle war unser Ziel.
    Aber wo lag sie?
    Ich wusste es nicht. Es gab kein Schild, das auf sie hinwies. Es konnte durchaus sein, dass wir uns schon an deren Rand befanden oder mitten hinein gefahren waren.
    Gab es Licht?
    Nein, denn es gab auch keine tiefe Dunkelheit.
    Die Welt hier war grauer geworden. Ein bestimmtes Grau, das allerdings begrenzt war. Es war nicht überall zu finden, denn hinter der grauen Grenze wurde es wieder dunkler.
    Wir konnten einen bestimmten Bereich abstecken, der zu überschauen war.
    Harry Stahl stand neben mir und nickte. »Verstehst du das?«
    »Das graue Licht?«
    »Ja.«
    »Nein, noch nicht. Aber ich weiß jetzt, wo ich die Vorhölle finden kann. Hier und nicht woanders.«
    Harry nickte.

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