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1808 - Die Vorhölle

1808 - Die Vorhölle

Titel: 1808 - Die Vorhölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gibt es nicht, John. Das kann es nicht geben!«
    »Was meinst du?« Ich wusste genau, was er meinte.
    »Ich kann in die Erde sehen«, flüsterte er. »Der Boden hat sich tatsächlich geöffnet.«
    »Ich weiß.«
    Er schaute mich kurz an. »Und was ist mit dir? Was siehst du, John?«
    »Nichts Ungewöhnliches. Ich sehe das, was du zuvor gesehen hast. Nur den normalen Boden.«
    »Ja, John, ja, und ich sehe die bleichen Knochen. Die alten Gebeine. Dann ist das wohl hier die Vorhölle.«
    »Richtig. So wurde sie genannt.«
    »Und die Gestalten da unten? Sind das alles wohl normale Menschen gewesen oder hat man auf diesem kleinen Hügel irgendwelche Verbrecher hingerichtet?«
    »Alles zusammen, möglicherweise.«
    »Ja, das kann auch sein.«
    Nachdem Harry mir mein Kreuz zurückgegeben hatte, war mein Blick wieder frei. Die alten grauen Gebeine lagen dort wie ineinander geschoben. Erst jetzt fiel mir richtig auf, dass es in der Erde nicht dunkel war. Über dem Ganzen schwebte ein gewisses Leichenlicht. Sehr fahl, sehr blass, aber immerhin so stark, dass es die Hinterlassenschaft ausleuchtete.
    Ich hatte gesehen, was dieses Grab barg. Jede Menge Tote. Aber war das alles? Warum hatte man mir das gezeigt? Oder war es erst der Beginn zu etwas Größerem?
    Alles war drin. Jetzt konnte ich mir vorstellen, dass diese Kultstätte für Eingeweihte eine bestimmte Bedeutung hatte. Möglicherweise war dies ein Treffpunkt für sie, aber bisher hatte sich noch niemand gezeigt.
    Ich dachte an Larissa. Ich hatte sie fast vergessen. Einen richtigen Anlaufpunkt hatte sie nicht mehr. Der Bestatter konnte sie nicht mehr unterstützen. Also war sie möglicherweise allein unterwegs, falls sie es nicht vorzog, in ihrer primitiven Hütte zu bleiben.
    Das war jetzt zweitrangig, denn diesmal war es Harry, der mich auf etwas aufmerksam machte.
    »John, da bewegt sich was!«
    »Wieso?«
    Er deutete zu Boden. »Unter meinen Füßen. Spürst du das schwache Vibrieren?«
    Ich hatte bisher nur ein Zittern gespürt, doch jetzt, wo Harry davon gesprochen hatte, spürte ich es deutlich. Ich konzentrierte mich darauf und stellte fest, dass es kein richtiges Vibrieren war, sondern mehr eine schwache Erschütterung, und die musste einen Grund haben, das stand für mich fest.
    Da ich das Kreuz wieder in der Hand hielt, verschaffte es mir die Verbindung in diese andere Welt und ich wurde erneut zum Zeugen. Ich schaute in die Tiefe und stellte fest, dass es dort Bewegung gab. Die Gebeine zuckten. Manche drehten sich. Andere wurden zur Seite gedrückt, aber sie alle verfolgten nur ein Ziel. Sie waren dabei, Platz zu schaffen.
    Da kam etwas oder jemand. Bisher hatte es sich noch nicht gezeigt, denn es steckte tief unter den Gebeinen und war noch immer damit beschäftigt, an die Oberfläche zu gelangen.
    »Harry, da kommt was.«
    »Und?«
    »Ich kann es dir nicht sagen. Es zeigt sich noch nicht. Aber es ist unterwegs.«
    »Wieso? Du – du …«
    »Ich sehe es daran, wie sich die Knochen bewegen oder bewegt werden. Das hat schon seinen Sinn.«
    »Was können wir tun?«
    »Ganz einfach. Wir verschwinden von hier. Ich habe keine Lust, von einer einbrechenden Erde in die Tiefe gezogen zu werden.«
    »So schlimm?«
    »Kann sein, muss aber nicht sein.«
    »Okay, dann los.«
    Ich ließ Harry vorgehen. Recht langsam folgte ich ihm, den Blick immer nach unten gerichtet, denn ich wollte sehen, ob sich noch etwas tat. Aber das war nicht der Fall. Es blieben die Bewegungen der Skelette, und es war auch nichts zu hören.
    Bis zu dem Zeitpunkt, als ich sah, wie eine gewaltige Kraft in der Erde bewies, zu was sie fähig war. Plötzlich war nichts mehr sicher, was sich in der Umgebung befand. Die andere Kraft räumte auf, als wollte sie sich einen Weg ins Freie schaffen. So kam sie weiter, und ich konnte mir vorstellen, dass sie den Hügel irgendwie verlassen wollte. Wie das genau geschehen sollte, da hatte ich keine Ahnung.
    Ich lief jetzt schneller. Der Hügel war für mich gefährlich geworden, ich wollte sicheren Boden unter meine Füße bekommen, was ich schaffte und neben meinem Freund Harry stehen blieb.
    »Da ist was, nicht?«
    Ich nickte.
    »Und hast du noch mehr erkennen können?«
    »Nein, aber es kommt. Da bin ich mir sicher. Die Vorhölle hat ihre Tür geöffnet oder ist dabei, es zu tun.«
    »Dann wollen wir mal sehen.«
    Zu sehen gab es für uns nichts. Abgesehen von der Normalität, aber was innerhalb des Hügels passierte, bekamen wir nicht mehr mit. Das blieb

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